Der Tod muss a Wiener sein. Es war nur eine Frage der Zeit bis die Weihnachtskrimis aus dem Hause Edition Karo in der Wohlfühloase des Jenseits Einzug halten. Nirgendwo sonst wird mit so viel Grandezza und Schmäh gemordet. Zum vierten Mal wurde der KaroKrimiPreis für Weihnachtskrimis ausgelobt und dieser blutrünstige Adventskalender mit vierzehn Türchen gestaltet.
Die Mariahilferstraße ist eine verkehrsberuhigte Zone wie der Amtsschimmel es so freudlos nennt. Trotzdem wuselt es hier an allen Ecken und Enden. Vom Ring kommend erklimmt man die leichte Steigung und ist verzaubert vom Lichterglanz der Weihnachtszeit. Doch in den Ecken brodelt die Wut, sie brodelt. Das Blut kocht, es kocht. Und zappzarapp ist ein Lichtlein schon ausgepustet.
Wien steckt voller Prachtbauten. Herrschaftliche Paläste zeugen vom Glanz des Habsburger Reiches. Auf ihren Treppen und Stufen tummeln sich die Pärchen. Und zwischendrin liegt auch ab und zu mal a scheene Leich. Kümmert’s wen? Naa, warum denn. A Leich is a Leich. Helfen kannst eh net.
Die Anthologie steckt voller Mordsideen.
Die Autoren verstricken ihre Opfer und Täter in Situationen, die nur einen Ausweg kennen. Einen absoluten, einen endgültigen. Und es gibt kein Zurück. So manches Weihnachtsgebäck bleibt einem da schon mal im Halse stecken. Oder soll es das gar nicht? Alles doch nur eine nette Geste?
„Weihnachtlich glänzet der Wald“ ist die ideale Einstimmung auf die grauen Tage. An diesen Kurzkrimis – der Champions League unter den Krimis – spürt man das Lokalkolorit und die Verbindung der Wiener zum Tod. Alles hat das besondere Etwas. Die Fluchtwege, die Spaziergänge durch die Donaumetropole, die ausgeklügelten Taten können nur hier angesiedelt sein. Die Verbindung der Wiener zum Tod ist legendär – erklären lässt sie sich nur schwer. Vielleicht liegt es am Schmäh, am fast schon britischen schwarzen Humor, am Umgang mit dem Unausweichlichen.
Denn unausweichlich sind auch die Verbrechen. Als Leser wird man zum Komplizen, zum verständnisvollen Mitwisser. Ja, Schuld lädt auf sich, wer dem Täter die Hand reicht. Aber alles nur Fiktion. Kein Grund zur Sorge und zu Selbstzweifeln.
Die drei Gewinner des KaroKrimiPreises eröffnen den Reigen der weihnachtlich rot (tot?) geschmückten Stadt. Ein Stadtrundgang durch körperwarme Lebenssäfte in vierzehn Etappen wartet darauf entdeckt zu werden. Und wie es an Weihnachten nun einmal ist, tritt dabei so manche Überraschung zutage…