Wenn man Daniel R. Gygax nach seinem größten Traum fragt, wird er bestimmt sagen, dass er ihn gerade lebt. Um die Welt reisen, Hinterlassenschaften von Generationen, Epochen, großen Reichen betrachten, begeisterte Menschen treffen. Und ihnen eine Frage stellen: „Was ist Ihr größter Traum?“ Und dann daraus ein Buch machen. Gleich der Erste, Tony, hat es geschafft – er lebt seinen Traum. Und man liest, dass Tony auf den Cook Islands lebt. Da muss mancher erstmal den Globus hervorkramen. Cook Islands? Wo haben die sich denn versteckt? Ostnordöstlich von Australien und nordnordöstlich von Neuseeland, Tonys Heimat. Als Leser, neugieriger Weltenbummler, Kulturhungriger denkt man sich, dass man hier sicher seine Träume leben kann. Tony hat das getan. Er „floh“ von Neuseeland, vor der Zivilisation, um hier ein ungestörtes, doch hartes Leben mit den Einheimischen zu führen.
Lan aus Vietnam formuliert ihre Antwort rationaler. Ihren Kindern soll es einmal gut gehen, damit sie im Alter für sie sorgen können. Thayana aus Brasilien ist neugierig für eine Teenagerin. Sie ist ja auch eine. Die Welt bereisen, Schauspielerin werden, das ist ihr Traum. Ein Haus, noch drei Kinder und ein Leben in einer modernen Gesellschaft, davon träumt Namunyak aus Kenia. Sie hat schon fünf Kinder und lebt somit schon einen Teil ihres Traumes. Ihr Gegenüber steht Karen. Sie lebt schon in einer modernen Gesellschaft, in New York. Auch sie, die alles zu haben scheint wovon zumindest Namunyak träumt, ist bei Weitem noch nicht am Ziel ihrer Träume. Sie will eine große Familie gründen. Und kurzfristig ihr Examen beenden. Bodybuilder Big Bill aus Santa Monica will in Frieden leben.
Doch es sind nicht nur die ewig strahlenden Gesichter, die Daniel R. Gygax in seinem Buch abbildet. Die Welt ist zwar rund, hat jedoch zwei Seiten, wie eine Medaille. Jean aus Kamerun gibt sich keinen Illusionen hin. Träume hat er keine mehr, schon lange nicht. Immer wieder wird er gezwungen seinen angestammten Siedlungsplatz, seine Heimat im Wald zu verlassen. Wut steigt in ihm auf, wenn er das Wort Träume hört.
„Was ist ihr größter Traum?“ zeigt, dass die Menschen der Welt doch nicht so verschieden sind. Solange sie träumen, sind sie am Leben. Und solange sie leben, gehen ihre Träume nicht unter.