Jede Medaille hat zwei Seiten. Wachtmeister Studers Tochter hat geheiratet, welche Seite der Medaille das nun ist, weiß Studer noch nicht. Auf alle Fälle hat Studer jetzt einen Schwiegersohn, den Albert. Auch hier ist ihm auch noch nicht recht klar, zu welcher Seite der Medaille der Albert gehört. Der ist nämlich bei der Kantonspolizei. Beim Fest gibt es – und das ist zweifelsohne die schlechte Seite der Medaille – eine Leiche. Stieger liegt erstochen im Garten. Mit einer Velospeiche. Auch die hat zwei Seiten: Eine stumpfe und eine angespitzte. Senkrecht in den Körper gerammt. Erst beim Abtasten des Rückens fällt Studer das Mordwerkzeug auf. E fehlt jedoch das Zusatzteil, mit dem die Speiche in den Körper getrieben wurde. Tja, die Feierstimmung ist wohl dahin.
Die Brissago im Mund, sich den Kopf kratzend schnaubt Studer seinem letzten Fall entgegen. Der örtliche Fahrradhändler (von Glauser so herrlich für uns altmodisch Velohändler genannt) ist einer der Hauptverdächtigen. Motiv: Eifersucht. Stieger und Graf waren in die gleiche Frau verknallt. Fräulein Loppacher. Es gibt halt immer zwei Seiten.
Die Loppacher arbeitet bei einer Privatdetektei, die Stieger und Krock gehört. Sie war vor Kurzem erst vom Graf zum Stieger „gewechselt“. Nun ist einer der Detektive tot. Bald schon auch der Zweite. Krock fällt mit Schaum vorm Mund vom Hocker als er gerade am Klavier saß. Dr. Salvisberg kann nur noch den Tod durch Vergiftung feststellen.
Nach und nach wird Studer klar, dass Graf nicht der Mörder von Stieger sein kann, und auch, dass es doch keiner besonderen Kraftanstrengung benötige, um die angespitzte Speiche in einen Körper zu jagen. Vielmehr interessiert den Ermittler warum der zweite Tote, Krock, an den Polizeipräsidenten in Mannheim einen Brief geschrieben hat. Von der Stadt, in der der Hotelbesitzer, und jetzige Ehemann von Anni, einer Schulfreundin von Studer, und jetziger Gastgeberin, sein Vermögen gemacht hatte. Viele Fragen, viele Seiten, zwei Morde.
Und dann gerät auch noch die Anni ins Fadenkreuz seiner Ermittlungen. Denn der ermordete Stieger hatte zweitausend Franken für sie dabei bevor das Zeitliche segnen musste. Doch Habgier?
Das so fröhliche Ereignis – die Hochzeit der eigenen Tochter – und dann so ein verzwickter Fall – Studer schlittert fast in seine eigene Ermordung. Für die Schönheit der Umgebung hat Jakob Studer keine Zeit. Der Berner trifft im Appenzeller Land auf seine eigene Vergangenheit, muss sich mit der Situation abfinden, dass er fernab von zuhause ein Fest feiern muss, und wird schlussendlich wieder in seinen alten Trott zurückgeworfen. Jede Medaille hat halt immer zwei Seiten …