Da waren sie wieder: Meine drei Probleme. Nö, nö, nö. So einfach macht es Paolo di Paolo dem Leser nicht. Aber die Zahl Drei spielt schon eine nicht ganz ungewichtige Rolle in „Und doch so fern“.
Rom, 1983 (das ist sie, die Drei). Das Schicksal hat bei Luciana zugeschlagen. Die Redakteurin, die bei Feierlichkeiten zu Gulio Andreottis Politikjubiläum genauso zugegen ist wie bei der Filmpremiere von Fellinis neuem Film, ist schwanger. Unverhofft. Vom Iren. Der hat keinen Namen, einfach nur der Ire. Das mag daran liegen, dass er eh nicht da ist. Nicht greifbar ist. Für sie ist er in Dublin, wieder zurück in der Heimat. Aus den Augen, nicht ganz aus dem Sinn. Im siebten Monat verbringt sie immer noch mehr Zeit in der verqualmten Redaktion (1983 – da ging das noch) als in den heimischen vier Wänden, wo sie sich ausruhen und auf die kommende Lebensaufgabe vorbereiten könnte. Ablenkung ist ihr näher als Vorsicht.
Valentina geht es nicht viel anders. Auch sie trägt die Frucht einer Nacht wie eine Monstranz vor sich her. Doch Ermes, der Erzeuger dieser Frucht, ist ihr ferner als je zuvor. Sie ignoriert ihn beharrlich. Der Schüler, der immer noch glückselig wegen des gewonnenen Scudetto der AS Roma ist, wird ein ums andere Mal vor den Kopf gestoßen, wenn er Valentina begegnet. Sie vertraut sich lieber einer Prostituierten an. Mit ihrer Mutter kann sie darüber nicht reden, und schon gar nicht mit ihrem Vater.
Nummer Drei ist Cecilia und oh, Wunder, auch sie ist schwanger. Von Gaetano. Unermüdlich versichert sie ihm, dass sie nichts, nie wieder etwas von ihm will. Nichts bedeutet in ihrem Falle gar nichts. Niente di niente. Gaetano dreht es jedes Mal den Magen um, wenn er derart barsch abgewiesen wird.
Drei Frauen in den 80ern in Rom. Ungewollt schwanger und völlig überfordert mit der Rolle, die sie in absehbarer Zeit einnehmen sollen. Hilfe können sie nicht erwarten, aus unterschiedlichen Gründen. Sie wollen auch keine Hilfe. Ebenso aus unterschiedlichen Gründen. Und zwischendrin der Erzähler. Der so detailreich aus dem Leben der zweimal Drei (!) Personen berichten kann. Warum weiß der eigentlich so viel? Dieses Rätsel wird am Ende des Buches gelüftet. Ein grandioser Kniff, den Paolo di Paolo da anwendet. Während man beim Lesen schon daran denkt wie denn nun die Geschichte (die drei Geschichten) ausgeht, kommt er mit einem Twist um die Ecke, die jeden verblüfft.