Auch 2023 wird man sich fragen wie das Jahr wohl verlaufen wird. Die Wünsche und Sehnsüchte sind zu Beginn des Jahres noch allgegenwärtig. Wenn die ersten Tage und Wochen vorüber sind, ist die Gegenwart steter Begleiter. Dann und wann beginnt man zu sinnieren, warum das Jetzt genauso ist wie es ist.
Am 1. Januar wird beim Blick auf den Kalender schon das erste Nachsinnen über das Jetzt in künstlerischer Hinsicht beginnen. Zumindest, wenn dieser Kalender die Wand verziert. Es gibt nicht mehr viele, die man 2023 fragen kann wie es 1923 so war. Man kann vielleicht den einen oder anderen Kunstexperten fragen, was vor einem Jahrhundert modern war. Aber man wird nur Worte ernten. Ein Blick auf diesen Kalender – und es werden 365 Blicke werden – zeigt, wie sehr Moderne, Expressionismus und Impressionismus den Blick auf die Zukunft lenkten. Noch heute bezeichnen wir diese Gemälde als modern. Und noch immer strahlen sie im hellsten Licht, zaubern ein Lächeln ins Gesicht der Betrachter oder lassen so manchen rätseln, was denn da genau zu sehen.
1923 war ein produktives Jahr für Künstler. Claude Monet – immer hin schon 83 Jahre alt und noch immer ein produktiver Maler – zeichnete immer wieder in seinem Garten in Giverny, westlich von Paris, auf halber Strecke nach Rouen. Bis heute ein mehr als beliebter Ausflugsort für alle, die schon immer mal wissen wollten, wo man die besten Motive findet. Vielleicht findet sich 2023 die Zeit den Ort zu finden, wo ein Jahrhundert zuvor ein weiteres Bild aus dem Garten des großen Impressionisten entstanden ist.
Auch Max Liebermann hat vor einhundert Jahren noch lange nicht den Pinsel beiseite gelegt. Vielmehr hält er einen Spaziergang im Birkenwald in Wannsee (nach Westen, um den kompletten Bildtitel zu nennen) mit eindrucksvollen Pinselstrichen fest.
Das Jahr beginnt dieser Kalender mit einem der namhaftesten Künstler seiner Zeit, Wassily Kandinsky. Zwei schwarze Flecken, wer nur diese auf dem Gemälde erwartet, bekommt mehr als er vermuten konnte. Ein bisschen Blau, einen mehrfarbigen Bogen, ein Viereck, das an Mondrian erinnert. Wenn der Januar wegweisend für das gesamte Jahr ist, kann 2023 nur ein Gutes werden. Man wird mehr bekommen als angekündigt. Nur Zyniker sehen darin eine Schwarzmalerei.
Es ist niemals verkehrt die Zukunft in der Vergangenheit beginnen zu lassen. Es müssen ja nicht immer gleich die Fehler von einst als Referenz herangeholt werden. Manchmal reicht es auch aus einfach mal zu schauen, was es schon gab, um die Gegenwart zu begreifen.