Nein, es ist kein Kochbuch. Auch kein Sammlerbuch. Kein Ratgeber. Es ist eine Hommage an die ersten Kindheitserinnerungen. Pilze sammeln, oder in die Pilze gehen, ist die unblutigste Form des Jagens. Es fließt kein Blut. Kein Wimmern beim Erlegen. Doch es ist gefährlich – nicht jeder Pilz ist genießbar. Genießbar hingegen sind die literarischen Erzeugnisse, die hier so liebevoll zwischen zwei feste Pappseiten gepresst wurden.
Die Geschichten reichen von Kindheitserinnerungen bis zu Giftpilzen in der Nachbarschaft. Mit Sorgfalt wurden Auszüge aus Werken mehr oder weniger bekannter Autoren ausgewählt, die dem „in die Pilze gehen“ ihre Tinte schenkten. Eugen Roth, der Lyriker, steuert zwei Gedichte bei, die selbst Lesern, die nicht so viel mit Gedichten anfangen können, Verständnis ins Gesicht zaubern.
Günter Grass erinnert in seiner Geschichte „Wir Oberpfälzer, sagt man“ an die Tschernobyl-Katastrophe, die zu einer hysterischen Hatz auf alles, was konterminiert sein könnte, führte.
Die Faszination fürs Pilze sammeln ist wohl eine den ältesten Ritualen der Nahrungsbeschaffung. Ob allein mit Körbchen und Messer „bewaffnet“ oder im Rudel und großem Korb, ob mit Pilzerkennungsratgeber oder mit Wissen im Kopf, ob Jagdglück erhaschender Frühaufsteher oder gemütlicher Resteverwerter, in die Pilze gehen ist wohl die Tradition, die man von den ersten bis zu den letzten Stolperschritten fortführt, jeder technischen Revolution zum Trotze.
Wer dieser Faszination noch nicht erlegen ist, kommt ihr mit diesem Buch auf die Schliche. Appetitanreger oder Lesebuch? Diese Frage stellt sich nicht. Der Untertitel „Lesen und Sammeln“ ist nicht nur mit einem Schmunzeln hinzunehmen. Er ist eine Vorankündigung, dass es in der Zukunft noch mehr dieser Bücher (zu anderen Themen) geben wird. Achten Sie auf das A am rechten Buchrand.
„In die Pilze gehen“ wird das Feuer für das eventuell vergessene Pilze sammeln wiederbeleben. Wer begeisterter Pilzsammler ist, wird sich auf der einen oder anderen Seite wiederfinden.