Der Vorort war schon immer der Hort der außergewöhnlichen Geschichten. Man denke nur an Fernsehserien wie „Breaking Bad“. Ganz so rabiat geht es in „Galgenheck“ nicht zu. Doch auch hier regiert die Neugier überm Gartenzaun und der Drang nach vollendeter Perfektion. Da stört jeder noch so kleine Unruhestifter.
Madeleine Giese lässt ihre eingeschworene Gemeinschaft unter der unerträglichsten Frühsommerhitze des Jahres leiden. Ein Fest soll organisiert werden. Da tut sich natürlich immer Einer bzw. Eine besonders hervor, der oder die alles so perfekt wie möglich haben will. Und wehe es funkt einer dazwischen. Offen ausgetragene Konflikte sind dann eher nicht an der Tagesordnung. Unterschwellig brodelt es im Galgenheck, so der Name der Idylle zwischen streng gezogenen Grundstücksgrenzen.
Die bohrende Langeweile der Vorstadtsiedlung bekommt langsam Risse. Doch statt sich über die Abwechslung zu freuen, sie als Chance zum Fortschritt zu nutzen, gefällt man sich im goldenen Fertigteil-Käfig.
Ein Trunkenbold hält die Nachbarschaft auf Trab, genauso ein Kater, der dämonische Kräfte entwickelt. Nach und nach kommen auch die Bewohner von Gelgenheck auf Trab…
Madeleine Giese wirft in ihrem Roman einen süffisanten Blick auf die Vorstadtidylle einer deutschen Stadt. Welche wird nicht erwähnt, aber es kann hier wie da genauso oder ähnlich passieren. Ist der nachbarschaftliche Frieden in Gefahr, erhebt sich selbst der Bequemste und greift zur Fahne. Wer nicht mitmacht, den bringt man schon auf die eine oder andere Weise dazu.
„Galgenheck“ ist ein amüsanter Blick auf Gemeinschaften, die durch räumliche und nicht durch menschliche Nähe entstanden sind. Jeder ist sich selbst der Nächste. Die freundliche Art der Nachbarn ist oft nur Fassade. Erst der Kampf gegen die Eindringlinge in die Monotonie der Vorgartenidylle schweißt sie näher zusammen. Ein Roman für alle, denen konformistischer Baustil und erzwungener Gemeinschaftssinn ein Lächeln übers Gesicht huschen lassen. Ein köstlicher Lesespaß, der mit Tiefgang überzeugt.