Wer in München wohnt, und sich auch nur ansatzweise für Fußball interessiert, wird schnurstracks vor die Wahl gestellt: Rot oder Blau-Weiß? Bayern oder Sechz’ger? Arena oder Grünwaldstadion? Erfolg oder Plackerei? Weltoffenheit oder Lokalpatriotismus? Doch die Geschichte des Münchner Fußballs beginnt vor der Rivalität zwischen dem FC Bayern München und dem TSV 1860 München. Das stellt Robert Schöffel eindrucksvoll in seiner kleinen Münchner Geschichte unter Beweis.
Über die Erfolge der beiden Vereine müssen wir an dieser Stelle nicht reden – die sind hinlänglich bekannt. Das Buch ist vielmehr eine Warnschrift, dass die frühen Erfolge der Münchner Vereine nicht im Freudentaumel um Triple, Millionentransfers und Unterschlagungsskandale untergehen. Denn der Münchner ist mehr als Rot und Blau-Weiß.
Die ersten Spiele fand um die Jahrhundertwende vom 19. Zum 20. Jahrhundert statt. München war schon eine Großstadt mit knapp einer halben Million Einwohnern. Das war Platz teuer. Ein Fußballplatz schwierig zu finden. So zogen Terra Pila, der I. Münchner FC 1896, der FC Nordstern 1896, der FC Bavaria 1899, aber auch die Bayern und die Sechz’ger permanent von Spielstätte zu Spielstätte. Den Anfang mit einer festen Spielstätte machten der TSV 1860. An der Grünwalder Straße entstand das bis heute die Massen anziehende Stadion. Auch wenn die Arena vor den Toren der Stadt als das Stadion der Münchner Vereine gilt.
Es sind die kleinen G’schichten in diesem Buch, die es lesenswert machen. Da tauchen Persönlichkeiten wie der Haxentoni auf. Schon bei dem Namen muss man einfach hellhörig werden und weiterlesen! Oder Alois Predl. Er war seinem TSV ein Leben lang treu geblieben. Als Mittelfeldregisseur dirigierte er seine Mannschaft 1931 ins Finale der Deutschen Meisterschaft, die leider verloren wurde. Er starb – es muss ein Traum für ihn gewesen sein – dort, wo alles begann: Auf dem Platz, bei einem Spiel der Altherrenriege des TSV.
Das Wechselspiel zwischen den Bayern und dem TSV um die Erfolge ging immer Hin und Her bis die Bayern ihre ersten Erfolge feiern konnten. Ab da ging es nur noch für einen Verein bergauf.
Die Reihe „Kleine Münchner Geschichten“ ist nicht nur für Einheimische Geschichte zum Anfassen. Als Besucher Münchens sind es doch diese kleine Anekdoten, die einen Urlaub, einen Kurztrip so ereignisreich machen. Wer als Besucher mal ein Spiel der Bayern oder einer anderen Mannschaft an der Isar besuchen will, möchte mehr wissen als das, was in neunzig Minuten auf dem Platz passiert. Hier erfährt man es, alles!