Woran erkennt man einen ungewöhnlichen, und darüber hinaus auch noch erstklassigen Roman? Den Titel? Okay! Es ist faszinierend wie unbeeindruckt diese animalischen Wesen sich vor unserer Kamera bewegen und uns überhaupt nicht beachten. Sie geben sich schamlos ihrem Treiben hin. Es dient wahrscheinlich ihrer Sozialisation in der Gruppe.
Oder sind es die handelnden Personen, die in unterschiedlichen und doch so nahen Regionen der Welt ihr Leben leben? Okay! Der junge FDJler Konrad (wie die meisten hat er einen FDJ-Ausweis – damit ist das Thema aber auch schon abgeschlossen) ist ab dem ersten Anblick den neuen Nachbarsmädchen hin und weg. Die geheimnisvolle Aura der jungen Heranwachsenden zieht ihn in seinen Bann. Er malt sich eine rosige Zukunft in einem sozialistischen Land auf, dass beide von nun an gemeinsam gestalten und weiterentwickeln werden. Unterstützung erfahren sie dabei …
Im „freieren“ Teil der klingt das dann wohl so: Der zwielichtige Paul hat es sich zur Aufgabe gemacht ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden. Dass er dabei die Grenzen des guten Geschmacks und darüber hinaus auch die Grenzen des geltenden Rechts übertritt, macht ihm keineswegs zu schaffen. Und so ist es nicht verwunderlich, ja fast schon schlussfolgerichtig, dass er die pikanten Fotos, die er am Strand von kopulierenden Pärchen macht, gewinnbringend verkaufen kann. Dass hinter dem Stacheldraht, in der so genannten Ostzone, eine ältere Dame über ihn weiß (und auch wieder nicht), ahnt er zu diesem Zeitpunkt, im Sommer 1978 noch nicht. Doch schon bald werden sich die Dinge dramatisch wenden.
Wieder zurück im Osten. Im Auftrag der Partei- und Staatsführung hat der Offizier des Ministeriums für Staatssicherheit, Genosse Alexander Gross dem Klassenfeind in der Bundesrepublik unter Aufwendung aller zur Verfügung stehenden Mittel einen so genannten Deal im Kunstbereich auf die Beine gestellt. Ihm gelang dank Staatsauftrag einige wertvolle Kunst-Gegenstände im Westen zu verkaufen.
Sie alle machen auf ihre Art Karriere. In der Oper, in speziellen Kinos. Und manchmal ist man sich näher als es die Zeit erlaubt, als man es vermuten könnte. So wird aus mehreren, fast schon skurrilen Geschichten ein wahrhaft großartiger Roman. Mit Fingerspitzengefühl schreibt Christoph Cornel eine deutsch-deutsche Geschichte, die man so einfach nicht erwarten kann. Die wilden Tiere sind immer drüben. Egal, wo man gerade steht. Und selbst das „gerade stehen“ ist so vielschichtig deutungsfähig, dass man gar nicht anders kann als immer weiter zu blättern, den Kopf zu schütteln, sich den Bauch vor Lachen zu halten und – je nach Verwurzelung – sich zu erinnern. Dieser Roman ist eine Wohltat im Wust der Ossi-Wessi-Geschichten, in denen die Geschichte immer wieder neu erklärt wird – und wofür man lautstark und im hauseigenen Dialekt Werbung macht. Denn Christoph Cornels Blick zu den wilden Tieren ist mehr als nur linientreuer Voyeurismus und anti-anti-anti-was-auch-immer-Haltung. Es ist ein Blick auf Menschen, die in ihrer Umgebung das suchen, was naturgemäß jedem zusteht. An dieser Stelle wird versucht der kaugummiartigen Dehnung des Begriffes Freiheit den so gern bereitwillig gegebenen Rahmen zu ermöglichen… Preisverdächtiger Roman!