Die Geschichtensammlung „Durch die blauen Felder“ von Claire Keegan besticht durch ihre präzise Beschreibung der einzelnen Charaktere. Dabei unterlässt es die Autorin dem Leser die komplette Geschichte aufzutischen. Sie lässt viel Raum für Interpretation und bezieht so den Leser in ihre Geschichten ein.
Jede einzelne Kurzgeschichte ist ein Juwel. Da muss zum Beispiel ein Priester seine einstige Geliebte verheiraten. Ahnt der Bräutigam etwas? Oder bildet sich der Gottesmann alles nur ein?
Eine junge Frau verlässt nach missglückter Schule-„Karriere“ ihre mehr oder weniger geliebte Heimat. Der Vater hält es nicht einmal für nötig aus dem Bett zu steigen. Die Zuneigung zur Mutter hält sich auch in Grenzen. Doch je näher der Abschied rückt, desto enger wird das Verhältnis zu den Eltern, desto intensiver die Liebe. Dennoch steht der Entschluss unverrückbar fest.
Die Personen in Claire Keegans Geschichten sind keine Allerweltspersonen. Allerdings auch keine Sonderlinge. Sie trifft man überall auf der Welt. Und doch sind sie einzigartig. Die Autorin lässt sie ihnen ihren Charakter, verändert sie nicht. Ein bisschen eigenbrötlerisch sind sie vielleicht. Doch keineswegs verschroben.
Wer Irland kennenlernen will, kommt an „Durch die blauen Felder“ nicht vorbei. Tiefe Einblicke in die Seelen der Bewohner der grünen Insel sind garantiert. Genauso wie das Versprechen, dass man diese Geschichten bald noch einmal aus dem Regal nimmt und ein weiteres Mal lesen wird.