Für ihn sind sie unausweichlich: Die Frau und die Katastrophe. Sie geht offensiv zur Sache. Mit jedem noch so kleinen Problemchen ihres Wagens (einmal hilft sie kräftig nach) behelligt sie den Mechaniker in der Werkstatt, in der ihre Familie schon immer ihre Wagen reparieren und auf Vordermann bringen lässt. Er hat keine Chance! Schon zappelt er in ihrem Netz aus Verführung und Begehren. Dass er und sie in einer Beziehung – sie ist verheiratet – sind, ist doch den beiden anfangs egal. Als es ernst wird, denkt sie daran einen Rückzieher zu machen. Mit dem Angelhaken im Fleisch überzeugt er sie, dass sie das Richtige tun … werden … sollen.
Kaum der Ehe entronnen – in ihrem Fall – kaum der Beziehung entkommen – in seinem Fall – beginnt der Beziehungsalltag. Alte Freunde sind zufällige Erscheinungen. Der Job wird zur Nebensache. Doch die anfänglichen Schmetterlinge sind satt gewordene Brummer geworden. Sie will den Rausch des Anfangs ewig fortführen. Er will Normalität.
Leider werden Streit und Misstrauen zur Normalität. Und Gewalt. Erst wird es nur lauter. Nach knallt die Faust auf den Tisch. Es wird körperlicher. Aber anders als zuvor. Angsterfüllte Blicke. Die Beziehung im Würgegriff im Lauf der Dinge. Bis zum Äußersten.
Nun sitzt er hinter schwedischen Gardinen. Sinniert über sein Tun. Und kommt zu dem Entschluss, dass er gar nicht anders hätte handeln können. Das ewige Hin und Her zwischen Aktion und Reaktion ist ihm bewusst. Die Schuld sieht er auch, aber nicht bei sich. Das hat er zu oft schon getan. Hat alles nichts gebracht. Wer Schuld hat, bekommt die Chance es wieder gut zu machen. Er hat das Bewusstsein falsch gehandelt zu haben und in Zukunft rechtens zu handeln. Doch er…
Über siebzig Jahre ist „Der Tod ist eine Liebkosung“ alt. Ein Hit schon bei Erscheinen. Verfilmt. Zum Klassiker erkoren. Und noch immer fesselt er in seiner Stringenz und Klarheit den Leser. Weglegen, und sei es auch nur für Sekunden wird mit Schuldbewusstsein bestraft. Schon beim Cover ist einem klar, dass hier Opfer und Täter von jedem Leser anders bewertet werden. Eine offene Tür. Aus dem Dunkel ins Helle schauend – Luc Besson hat das Spiel von Gut und Böse ebenso eindrucksvoll in „Leon der Profi“ angewandt – und mittendrin die femme fatale. Ihr aber allein die Schuld zu geben, ist ebenso falsch wie billig. Und Billig hat in der suspense-Reihe vom Septime-Verlag nichts zu suchen. Schwarz und Weiß sind eben nur Kontraste und kein Bestandteil der Farbpalette. Sie richtig anzuwenden ist eine Kunst. Ein Kunst, die der norwegische Journalist und Autor Arve Moen exzellent anzuwenden versteht. Auch wenn dieser Roman als One-Hit-Wonder eingestuft wird, so wirkt er auf ewig nach bei denen, die Qualität und pure menschliche Reaktionen in Einklang bringen können.