Es gibt viel Arten zu nerven. Und es gibt Arten genervt zu sein. Wenn der liebe Nachbar von oben drüber des Nachts permanent die eigenen Nerven durch akustische Attacken überstrapaziert, gehen einem schon mal die nerven durch. Weil es nervt!
Mal mit ihm reden, denkt sich der Biologierlehrer, dessen nächtliche Ruhe durch das Getrappel, den Fernseher, Gespräche, Streit, kurzum: Durch Lärm, beeinträchtigt wird, ist nicht drin. Das hilft nichts. Der Typ da Oben, Ygor, mit Ypsilon, was ein Quatsch, ist einfach unbelehrbar. Dem müsste man mal so richtig … die Leviten lesen. Ihm den Hals umdrehen. Sogar noch Schlimmeres geht dem Pädagogen durch den Kopf.
Ein Schüler könnte diesen heiklen Job ausführen. Der Grobschlächtigste unter ihnen wäre prädestiniert dafür. Nach der Schule bessert er sein spärliches Nebenjobgehalt mit Überfällen auf. Doch was, wenn der Grobschlächtige mal auf die Idee kommt den Auftraggeber, ihn, den Lehrer später einmal zu erpressen? Keine gute Idee. Da muss man selbst Hand anlegen. Selbst ist der Mann. Wenn seine Frau das wüsste. Was für ein ganzer Kerl er ist. Dann würde sie ihn wohl nicht verlassen wollen. Aber vielleicht ist es dafür eh schon zu spät?!
Die Tat im unruhigen Schlafe zu ersinnen, das ist einfach. Doch den letzten, entscheidenden Schritt auch wirklich zu gehen, dafür braucht man Mut. Die letzten spärlichen Überreste dieser Courage im Herzen, setzt der Biologielehrer einen Schritt vor den Anderen. Die Tür öffnet sich. Pause. Im Bad liegt die Leiche des lärmenden Übeltäters mit Ypsilon. Wie ein Held fühlt er sich nicht. Auch wenn er weiß, dass die nächtlichen Stunden nun in Morpheus Armen vergehen werden. Wäre da nicht das schlechte Gewissen.
Bei der Gerichtsverhandlung versucht der Anwalt des Angeklagten einen Kniff. Lärmbelästigung als mildernder Umstand. Doch Milde schützt vor Strafe nicht. Das Böse hat schlussendlich gesiegt.
Patrícia Melo lässt dem Bösen ungeheure Freiheiten. Das Gute ist gefangen im Korsett der Regularien und der eingefahrenen Pfade dessen, was tun darf und was man zu unterlassen hat. Bevor es still wird um den Lehrer, der doch nur Ruhe suchte, muss er durch das Fegefeuer der Faszination gehen. Fans säumen den Weg ins Gerichtsgebäude und später ins Gefängnis. Sie sehen in ihm einen Helden, der das recht selbst in die Hand genommen hat. Dass er dabei nur verlieren konnte, wird vom Neuartigen, vom Mut überstrahlt. Des Teufels Helfer ist spannender als der willfährige Gefolgsmann des Gesetzes.