Zur Weihnachtszeit bekommt man heutzutage gern mal über die sozialen Medien unmotivierte und unpersönliche Grüße, garniert mit einem Bild/dem ersten Treffer einer Suchmaschine, in der allen eine gesegnete Zeit gewünscht wird. Nichts Persönliches – so viel zu den „sozialen“ Medien. Endzeitstimmung.
Und dann gibt es die Grüße, bei denen man sich wie selbstverständlich weigert sie nach den freien Tagen dem Recyclingkreislauf zu übergeben. Handgemachtes. Selbst Erdachtes. Mit Raffinesse gestaltete PERSÖNLICHE Grüße. Und so was gibt s in diesem Buch!
Niko Pross ist Arzt… und seefahrtbegeistert … und Künstler. Ein Strich hier, ein Strich da, und fertig ist eine stimmungsvolle Karte, die man sich gern auch außerhalb der besinnlichen Tage noch das eine oder andere Mal anschaut.
Seit über vierzige Jahren macht Niko Pross das nun. Er malt maritime Jahresendzeitgrüße und verschickt sie. Das lag es vielleicht nicht unbedingt nahe ein Buch zu gestalten – er musste überredet werden. Und dennoch ist eine kunstvolle Chronik der vergangenen fast vierzig Jahre entstanden.
1988 beginnt dieses Buch. Jedes Jahr eine Karte mit Motiven, die nicht nur Seemänner ins Schwelgen geraten lässt. Und jetzt kommt der gewisse Kniff, mit dem dieses Buch eben nicht nur Kunstinteressierte oder alte Seebären begeistert. Jedes Kapitel wird mit historischen Ereignissen garniert. Rückblick und Kunstgenuss in Einem.
Und wer auch nur ein bisschen geschichtliches Verständnis und Gedächtnis besitzt, kommt schnell darauf, dass der Beginn des Buches in die Zeit der großen Umbrüche fällt. 1988 – da bröckelt so einiges. Unter anderem der Eiserne Vorhang, der im Folgejahr endgültig der Schrottpresse übergeben wird. Aber auch das Geiseldrama von Gladbeck, bei dem Polizei und Presse derart überfordert waren, dass sie Fehler am laufenden Band produzierten. Da kommt ein Fels in der Brandung wie das Haus der Reederei F. Laeisz gerade recht. Diese Reederei betreut unter anderem die Polarstern, ein Forschungsschiff, das bei der Erforschung des Klimawandels einen entscheidenden Beitrag liefert.
Und wer erinnert sich noch an Dolly? Das Klonschaf. Das war … wann`? 1996. Das Jahr, in dem Niko Pross seinen Jahresendgruß mit einer Nacht ohne Finsternis gestaltet. Die Zeichnungen haben keinen Bezug zu aktuellen Ereignissen, das auch nicht nötig. Er ist keine Chronist, sondern einfach ein begeisterter Künstler, der dem Jahresausklang einen gebührenden Rahmen verleihen möchte. Und das gelingt, Seite für Seite. Die Chroniken haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sind ganz subjektive Erinnerungen. Das und vor allem die eindrucksvollen Zeichnungen machen dieses kleine Buch zu einem echten Hingucker!









