Archiv der Kategorie: Zwischen Spree und Havel

Berlin Deutschland Hauptstadt

Berlin für Genießer

Berlin für Genießer

Ick nehm ne Bulette und ne Currywurst – Klingt nicht gerade nach Kulinarik „erster Kajüte“. Und für eine Metropole wie Berlin ist das echt zu wenig. Die typischen Berliner Eckkneipen sind Bestandteil des Kiezlebens im „größten Dorf Deutschlands“. Doch es regt sich Widerstand! Spitzenköche zieht es schon seit Jahren in die Hauptstadt. Und allmählich hat sich hier auch die erste Liga der Restaurants etabliert. Genießen in Berlin – kein profaner Spruch mehr, sondern Realität. Doch wohin in der riesigen Stadt? Das hat sich auch der preisgekrönte Kochbuchautor Gerd Wolfgang Sievers gefragt. Nicht nur, weil er Hunger hatte, sondern weil er dem schlechten Verköstigungsimage der Stadt etwas entgegensetzen wollte. Und nun kann sich jeder selbst ein Bild davon machen, was es heißt in Berlin sich Lukullus‘ Erben hinzugeben.

Der Autor beschränkt sich jedoch nicht nur auf das bloße Aufzählen von Adressen – das kann man im Internet besser. Hier gibt es obendrauf eine ordentliche Portion Wissen. Bismarcks Hering und die Vorliebe für Kartoffeln – woher kommen sie? Und was macht sie zu dem, was sie heute sind?

Absacken in Berlin – ein leichtes Unterfangen. Doch mit Niveau? Hier gibt’s die Antworten! Neuköllns wortgewandter Bürgermeister Heinz Buschkowsky gibt Tipps für seinen Kiez. Ne Berliner Weiße für Zwischendurch – auch hier gibt es Unterschiede. Wenn man schon verreist, dann will man auch zu Tisch etwas erleben. Aufstrebende Genusstempel und alteingesessene Lokale stehen gleichberechtigt nebeneinander.

Wer Berlin besucht, muss gut essen. Nur so ist die Vielfalt der Stadt kraftvoll zu erkunden. Ob nun schnell bei Konopke „eingekehrt“ oder ausgedehnt diniert in der „Gerichtslaube“ – für jeden Gaumenanspruch hat Sivers den passenden Tipp parat. Von nun an wird Berlin mit einem Reiseführer mehr erkundet. „Berlin für Genießer“ gehört auf alle Fälle ins Reisegepäck, wenn ein Ausflug in die Hauptstadt ansteht. Hier gab es ja schon immer alles…

Leben in Ost-Berlin

Leben in Ost-Belrin

Und wieder wird die Hauptstadt der DDR in den Fokus gerückt. Wurden die nicht immer schon bevorzugt? Ja, und das Ergebnis dieses exklusiven Lebens im Stacheldraht-Glashaus wird nun mit diesem Prachtband einer breiten Öffentlichkeit zugängig. Denn Ost-Berlin war mehr als nur die Stadt, in der es fast immer und fast überall fast alles zu kaufen gab. Es war auch mehr als „nur die Hauptstadt der DDR“.

Die Anfänge in Ost-Berlin waren wie überall in Deutschland schwer. Hier vielleicht so schwerer. Denn die Alliierten ließen nach ihren Bombardements kaum einen Stein auf dem anderen. Vorbei die Pracht der einstigen Weltmetropole, die Stars und Sternchen noch wenige Jahre zuvor an die Spree lockte, um hier den Ruf Berlins als Stadt der Innovationen zu begründen.

Auf knapp 500 Seiten werden über eintausend Bilder aus den Archiven von Zentralbild, dpa und anderen Bildagenturen gezeigt, die das Leben in Ost-Berlin unverfälscht darlegen. Auferstanden aus Ruinen, Konsum und Mode, Bauen und Wohnen, Erziehung und Ausbildung, Kunst und Kultur, Aufmärsche und Feiern, Arbeit und Freizeit sowie Mauer, Opposition und Wende sind die Schritte des Buches hin zum umfassenden Blick hinter den antifaschistischen Schutzwall. Ein Buch für Ossis und Wessis. Wer hier nicht lebte, bezog sein Wissen meist nur vom Hören-Sagen. Klischees bilden bis heute das Bild des Ostteils der Hauptstadt.

Der Publizist Jens Kegel gibt den Bildern den historischen Rahmen vor. Seine Ausführungen und Erläuterungen zu den unzähligen Fotografien erlauben dem Leser sich ein eigenes Bild vom Ost-Berlin der Jahre 1945 bis 1990 zu machen. Von den Trümmerfrauen bis hin zum Auftritt von Joe Cocker in Weißensee, von schwer belagerten Imbiss bis zum Ausflug ins Grüne mit dem MiFa (Fahrradmarke der DDR), vom Einkaufsbummel Unter den Linden bis zur Diskussionsrunde des Neuen Forums.

Vieles ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon wieder in Vergessenheit geraten, vieles noch präsent.

„Leben in Ost-Berlin“ ist ein Potpourri an reich bespickten Alltagsleben in einer abgeschirmten Stadt. Abgeschirmt vom Rest der Republik und der Welt. Und dennoch war Leben möglich – für viele engstirnige Betonköpfe unvorstellbar (haha, hier habt Ihr den gedruckten Beweis, dass Ihr falsch liegt) – ein Leben, das Spaß machte. Dieses Buch nimmt man immer wieder zur Hand, und immer wieder entdeckt man Neues und Bekanntes. Ja, so war es. Und so wird es nie mehr sein. Ob das nun gut ist oder nicht, diese Frage muss jeder für sich selbst entscheiden…

Ganz Berlin in 7 Tagen

Ganz Berlin in sieben Tagen

Kurz nach der Wende gab es weltweit keine andere Stadt, der man einen Boom andichtete, der dann auch tatsächlich geschah, als Berlin. Noch nie wurde ein Nationalgefühl, ohne dumpfe Misstöne im Nachgang so sehr vom Image einer Stadt abhängig gemacht wie das der Deutschen mit ihrer Hauptstadt. So manche Berühmtheit ließ vorsichtshalber mal einen Koffer hier stehen, andere packten Wahrzeichen in ein silbrig schimmerndes Gewand. Das Zentrum wurde komplett umgekrempelt. Berlin hat sich jemausert. Zu einer echten Metropole, die im Konzert der großen Namen wie Paris, New York und London immer öfter den Takt angibt. Die Reiseführer überschlagen sich mit Highlights, Geheimtipps und Hotspots, die man gesehen haben muss.

Bernd Ingmar Gutberlet geht bei seinem Reiseführer einen anderen Weg. Er geht rückwärts. In der Zeit. Bis ins Jahr 1910. Damals war Berlin ähnlich attraktiv und erhaben wie heute, nur eben anders. Seine Reisewoche führt den Spaziergänger, Wissbegierigen und Forscher ein ganzes Jahrhundert zurück, an die Plätze, die Geschichte (für uns) schrieben und für die Zeitreisenden schreiben werden.

Vieles ist heute noch bekannt, der Hackesche Markt zum Beispiel oder bald wieder bekannt wie das Schloss. Es wird auf alle Fälle eine Reise, die Altes wieder hervorholt und Neues erstrahlen lässt. Wer Berlin als Tagesausflügler kennt, wird schnell bemerken, das „janz Berlin“ nicht nur „eene Wolke iss“, sondern voller Geschichte(n) steckt, die es wert sind erzählt und entdeckt zu werden. Und er wird merken, dass Berlin doch eine gewaltige Ansammlung von Dörfern ist. Charlottenburg war nämlich einst (für den Reisenden im Moment) die reichste Stadt Preußens.

Im Anschluss an die sieben Tagesspaziergänge (mit Bus und Bahn oder Taxi war es 1910 nicht weit her) folgt – wie in jedem guten Reiseführer ein kleiner Sprachexkurs. Ein bonfortionöser Lese- und Reisespaß, der Knast macht auf mehr und dem Zeitreisenden beim Bummeln durch den Kiez keine Chance gibt die Zeit zu verbumfiedeln.

Und das Beste an den historischen Spaziergängen ist, dass man nicht bei Starbucks einkehren oder bei H&M shoppen muss. Hier geht es ausschließlich nur um ein touristisches Vergnügen wie anno dazumal. Reisen ohne Konsumterror, ohne den Zwang ein originelles Mitbringsel erstehen zu müssen. Die Reise an sich ist das Mitbringsel.