Goldwäsche

Erst kommt das Fressen, dann die Moral – Bertolt Brecht hat es formuliert, was viele denken … und wonach viele handeln. Der Titel dieses Buch setzt ein gesundes Maß an Neugier und Gedankenfreiheit voraus. Als vor ein paar Jahren medienwirksam die steigenden Goldpreise zu Massenverkäufen des Familiengoldes führten und die These verbreitet wurde, dass das alle paar Jahre passiert (bei den vorangegangenen Preisexplosionen las man gar nichts darüber, oder?!), war Gold auf einmal wieder in aller Munde. In reißerischen Artikel und Beiträgen wurden Menschen gefunden, die den umgekehrten Weg gingen, und sich das Gold aus dem Munde nehmen ließen, um vom Erlös was auch immer zu erwerben. Deutschland, Europa, die Welt war im Goldrausch. Kleine Läden mit Goldankaufangeboten schossen aus dem Boden wie in osteuropäischen Hauptstädten zwielichtige Wechselstuben. Da störte sich niemand an der Nationalität der Käufer. Wie Brecht schon richtig erkannte…

Das glitzernde Edelmetall ist seit jeher mit Zahlen verbunden. Das Grab von Tutenchamun enthielt 110 Kilogramm Gold. Reines Gold, ohne irgendwelche Zusätze! Die Minenstadt Rinconada in Peru, der dreckigste Ort der Welt, zählt mittlerweile über 60.000 Einwohner. Und für ein Gramm Gold bekommt nach je nach Marktlage so um die dreißig Euro.

Der Autor Markt Pieth ist Strafrechtsprofessor und hat sich in den vergangenen 25 Jahren intensiv mit Gold, seiner Gewinnung, seinem Weg in die Auslagen der Läden und an die Körper der Menschen auseinandergesetzt. War Gold einst Symbol für Macht ist es heute im arabischen und indischen Raum für Frauen beispielsweise die einzige Möglichkeit Eigentum zu erwerben und zu verwerten. Währungen sind an das Gold gebunden. Ehepaare tragen es als Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit. Doch zwischen Abbau und Präsentation liegt ein langer, fast immer menschenverachtender Weg.

Was Rinconada zum dreckigsten Ort der Welt macht, ist die Goldgewinnung. Jeder Arbeiter schuftet vier Wochen am Stück für den Minenbetreiber. Zwei Tage hat er dann Zeit weiter zu arbeiten, dieses Mal aber für in die eigene Tasche. Die Gesteinsbrocken werden mit Quecksilber gewaschen, Arbeitsschutzmaßnahmen Fehlanzeige, die Reste werden wie der Hausmüll einfach in die Umgebung geschüttet. Es stinkt zum Himmel, leider wortwörtlich.

Internationale Standards für einen fairen Abbau und Handel sind vorhanden, aber lückenhaft. Und deren Einhaltung ist weit davon entfernt lückenlos dokumentiert zu werden. Und in diesen Lücken hat sich die ganze Branche eingenistet.

„Goldwäsche“ ist die erste Wahl für alle, die dem Glanz des Goldes nicht allzu leicht erliegen, sondern wissbegierig hinter die glänzende Fassade eines Geschäftes schauen wollen, die mehr als ein Gesicht trägt. Eine Weltreise von den Anden bis nach China, von Indien bis ans Kap der Guten Hoffnung. Mark Pieth benennt Ross und Reiter und scheut auch nicht davor ihr Geschäftsgebaren offenzulegen. Der schöne Schein trügt wie so oft im Leben, doch weitab von Klischees und wilden Spekulationen gibt dieses Buch tiefe Einblicke und bietet obendrein noch Lösungen dafür, wie aus reinem Gold sauberes Gold werden kann.