Was gibt es Schöneres als in den Süden zu düsen, um der schönsten Zeit des Jahres die Krone aufzusetzen? Ehrlich, das ist keine rhetorische Frage, was ist noch schöner als in den Süden zu reisen? In den Süden des Südens zu reisen, natürlich! Also auf nach Vila Real de Santo António und dann weiter nach Tavira, Loulé, Lagos (nein, nicht Nigeria, obwohl das ja auch im Süden liegt), ans Cabo de Sagres, eine Abstecher nach Arrifana bis man endlich in Odeceixe angekommen ist. Eine hübsche Rundreise, bei der man allerlei gesehen hat und … beim bloßen Lesen erstmal ins Grübeln kommt, wo man eigentlich ist. Erst mit dem Hauptort Faro wird so manchem klar, dass es sich um die Algarve handelt, den Süden Portugals. Dort, wo Europa in den Atlantik plumpst. Hohe Wellen schlagen einem ins Gesicht, der Wind nicht minder und bläht die Segel der Surfer auf – die Algarve aber nur auf Wind zu beschränken, wäre fatal.
Denn hier wird das Paradies greifbar. Man muss es suchen, es lässt sich finden – einfacher wird’s mit diesem Reiseband. Die Suche fällt erstaunlich kurz aus, um dem Augenschmaus Algarve nahe zu kommen. Ja, in Faro kann man was erleben, kurze Wege, endlose Strände, ausgeklügelte Infrastruktur – Katalogidylle zum Anbeißen.
Zum Reinbeißen, sich in die Algarve vertiefen – das kann man nur, wenn man sich ganz individuell auf das Abenteuer Algarve einlassen kann. Ein Schritt nach rechts hier, ein Sprung in die andere Richtung da. Und schon ist man zum Beispiel in Alte. Ein malerisches Dorf, wie Autor und Verlagschef Michael Müller es eindruckvoll beschreibt. Reichlich 2000 Menschen leben hier (noch). Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts waren es fast viermal so viele. „Das weiße Dorf“ wird mehr und mehr zum beliebten Ausflugsziel. Und so kommen die Einwohner wieder zurück – sich beeilen, bevor der Geheimtipp zum „ultimativen Geheimtipp“ mit nicht minder ultimativer Insta-Like-Garantie wird, wird fast schon zur Pflicht.
Wer die Algarve nur dem Namen nach kennt, und sich nun ein Bild vor Ort machen will, braucht Hilfestellung. Denn sonst ist man am Pool in Faro gefangen und macht sich hinterher Vorwürfe, wenn man nicht über den Beckenrand geschaut hat. So handlich das Buch ist, so exzellent ist es auch aufgebaut. Die klare Struktur macht das Suchen („ich hatte doch vorhin was gesehen … wo war das denn?!“ oder „Wo muss ich hin? Was kann ich erleben?“) zum Kinderspiel. Der kleine Sprachführer am Ende als Teil des essenziellen Grundwissens über Land und Leute sowie die schier unendliche Zahl an Besuchsmöglichkeiten für jeden Geschmack, lassen nur den einen Schluss zu: Algarve ohne dieses Buch ist möglich, aber … sinnlos vielleicht nicht. Dennoch wird es mit dem Buch in der Hand und der Leidenschaft im Herzen ein ganz besonderer Urlaub. Das ist garantiert!