Archiv der Kategorie: offenes Asien

Montagsblues

Montagsblues

Dem Alltagstrott entfliehen. Den Montag mal anders beginnen als mit Müdigkeit und tendenzieller Depression. Ein echtes Abenteuer erleben. Melanie (die Erzählerin), Tina und Carmen sind frustriert. Nicht weil sie Singles sind. Das ist schon in Ordnung. Es ist der Alltag, der ihre Seele frisst. Kurzerhand – und das ist in diesem Roman wörtlich zu nehmen, planen sie einen Banküberfall, den sie auch gleich in die Tat umsetzen, flüchten aus der Tristesse ihres Lebens. Und schon sonnen sie sich unter der Sonne Thailands. Das ist doch kein Krimi! Nein ist es auch nicht. Es ist ein Antikrimi.

Jutta Brettschneider geht es nicht um wilde Schießereien und noch wildere Verfolgungsjagden. Ihr Augenmerk liegt auf der Zeit danach. Denn die kann man nicht planen. Wenn man zum Beispiel einen Anhalter mitnimmt, kann man nie wissen, ob der nicht vielleicht Drogen im Gitarrenkoffer versteckt. Oder wenn Polizisten mehr oder weniger zielstrebig auf einen zulaufen, kann man nie wissen, ob sie einfach nur einem die schweren Taschen tragen wollen. Bis zu ihrem ersten Ziel Bangkok erleben die Drei einige vermeintlich brenzlige Situationen.

Endlich angekommen in Bangkok meinen sich die drei Gangsterbräute im Paradies. Endlich mal einkaufen ohne Reue. Zwei Millionen Euro Beute, das reicht schon eine Weile. Auf Koh Samui – dort, wo sie ihr Leben nicht beschließen, dennoch genießen wollen – fühlen sie sich endlich angekommen. So wie einst: Job, Wohnung, Leben. Jetzt: Hotel, Wellness, Strand.

Doch der Reiz des Neuen speist sich eben auch nur aus dem Neuen, der neuen Umgebung. Wenn das Neue Alltag wird, ist es eben auch nur Alltag. Und der ist in Thailand vielleicht nicht ganz so grau, eher sonnengelb, dennoch nicht minder blass.

Jutta Brettschneider lässt ihre drei Heldinnen leiden. Zuerst auf ganz hohem Niveau. Sie können sich ihre lang gehegten Träume verwirklichen. Doch Konsum und scheinbarer Luxus sind nur ein Bruchteil des Glücks. Besonders, wenn einem andere dies nicht gönnen …

Die Krinoline bleibt in Kairo

SU_2790_DIE_KRINOLINE_BLEIBT_IN_KAIRO.IND75

Mary Shelley tat es. Lady Stanhope tat es. Frances Calderón de la Barca tat es. Sie reisten. An und für sich nichts Ungewöhnliches. Doch im 17., 18.  und 19. Jahrhundert und dazu noch allein – naja, also ohne männliches Leittier trifft es wohl besser – eine Sensation. Sie taten es, weil sie Lust darauf hatten. Sie sind die Heldinnen dieses Buches. Barbara Hodgson zeichnet ihre Wege nach, legte die Besonderheiten ihrer Reisen dar und würdigt ihr mutiges Tun.

Sie gliedert ihr Buch nicht nach den ReisendInnen. Die Biografien stehen nicht im Zentrum der Ausführungen. Vielmehr sind die Reisen und die Bericht darüber Bestandteil des Buches. So kann man heute kaum noch reisen. Auf einem Kamel quer durch die Wüste. Bei Ankunft wildes Geschrei. Erhabenes Staunen als eine Frau als Reiseanführerin zu erkennen ist. Heute ist das normal. So haben die Frauen in diesem Buch echte Pionierarbeit geleistet. Sie ließen sich nicht verbiegen. Sie setzten oft gegen viele Widerstände ihren Kopf durch.

Zurückgeblieben sind ihre Erinnerungen. Niedergeschrieben in Magazinen wie Quarterly Review. Wieder entdeckt von Barbara Hodgson. Stilsicher, mit Anekdoten verziert, durch zahlreiche Abbildungen beeindruckend – dieses Buch bestätigt, dass Fernweh eine heilbare Krankheit ist.

Der Titel „Die Krinoline bleibt in Kairo“ bezieht sich – nicht wie man vermuten mag auf eine Frau namens Krinoline, die sich gefälligst in der Obhut ihrer Familie aufhalten sollte, sondern – auf den in dieser Zeit verbreiteten Reifrock. Ein äußerst unpraktisches Utensil, das beim Reiten störte, in dem sich der Wüstensand verfing, und überhaupt so gar nicht ins Bild der reisenden Frau von Damals passte.

Alle in diesem Buch erwähnten Frauen verdienen Respekt, weil sie sich Konventionen widersetzten. Denn in ihren Heimatländern, und auch denen der Länder, die sie erkundeten. Viele Männer hatten zuvor noch nie eine unverhüllte Frau in der Öffentlichkeit gesehen. Und wieder die Parallelen zur Gegenwart. Es hat sich Vieles verändert seit Lady Elizabeth Craven reiste. Doch bei Weitem nicht alles.

Frauen hatten es nie leicht sich in so genannten Männerdomänen durchzusetzen. Das ist auch heute noch oft so. Wer es aber einmal schafft, der kann sich der Anerkennung aller sicher sein.

Woanders

Woanders

Eine Weltreise – das wär’s. Edith Werner schafft Fakten. Kein Konjunktiv mehr. Jetzt wird gereist. Doch einfach so. Nicht einfach mal All-inclusive drei Wochen Türkische Riviera. Dann zwei Wochen City-Trip Tokio. Und als Abschluss Safari in der Serengeti. Edith Werners Reisen sind immer mit langen Aufenthalten verbunden. Wenn schon, denn schon.

Ihr Reisefieber treibt sie nach Singapur, Südafrika, Argentinien, Uruguay, Ägypten, Guatemala, Mayotte, Peru, Abu Dhabi, Kolumbien, um nur wenige Länder zu erwähnen.

Auch die einzelnen Abenteuer und Geschichten hier aufzuzählen käme einem Frevel gleich. Denn man müsste immer das eine oder andere Detail weglassen. Das wäre unfair. Edith Werner reist für ihr Leben gern. Arbeiten, wo andere Urlaub machen – das ist ihr Elixier, das jungbleiben lässt. Sehnsuchtsvolle Orte wie etwas Sansibar lässt sie in einem riesigen Gewürzbasar anwachsen.

Alphabetisch hat sie ihre Reisen in diesem Buch geordnet. Selbst für das Q hat sie eine Reise gemacht. Fast scheint es, dass ihre Reisen nur für dieses Buch gemacht wurden. So liebevolle und detailliert schildert sie ihre Erfahrungen und macht dem Leser Appetit auf mehr. Mehr Abenteuer. Mehr Fremde. Mehr Reisefiber. Anfangs ist man noch neidisch auf die gemachten Reisen. So viel Zeit und so viel zu entdecken. So viel Zeit haben nicht viele.

Edith Werner ruht sich nicht auf dem Luxus Zeit aus. Ein paar Tage bei Freunden in Montevideo – gern. Doch dann geht es schon wieder weiter. Kaffee-Kultur in Buenos Aires. Chinesisch lernen. Den Sambesi bezwingen.

Schon vom Lesen schwirrt einem der Kopf. Doch die Autorin prahlt nicht mit dem Erlebten. Sie lässt den Leser teilhaben. Und zwar so eindringlich, dass man sich gern von ihr an die Hand nehmen lässt. Das grüne Feuer in Bogotá kommt von den Smaragden. Es leuchtet auch ohne einen der Edelsteine in der Hand zu halten. Selbst kleiner Missgeschicke wie ein gebrochener Knöchel in Burma / Myanmar verarbeitet die wissbegierige Weltenbummlerin zu einer herzhaften Geschichte. International wird es am Amazonas, wenn sie auf Fitzcarraldos Spuren wandelt. Hier drehte Anfang der 80er Jahre Werner Herzog mit Klaus Kinski sein wohl bildstärkstes Werk. Sagenumrankt schuf er Unglaubliches. Edith Werner tut es ihm nicht nach, dennoch wandelt sie eindrucksvoll auf seinen Spuren.

Wer die Welt bereisen will, sollte vorbereitet sein. Keine Scheu zeigen. Sprachen lernen. Und „Woanders“ von Edith Werner lesen.

Lesereise Myanmar / Burma

Lesereise Myanmar  Burma

Fernweh kommt auf, wenn man die ersten Zeilen der Lesereise von Bernd Schiller liest. Myanmar, Burma, Birma – das Land hat so viele Namen. Einst geknechtetes Land, das unter der Knute einer Militärregierung ein Eremitendasein fristen musste, entwickelt sich Burma heute zu einem Reiseziel, das mit seinen Reizen nicht geizt. Die einstigen Machthaber sind zwar noch an der Macht (2015 gibt es wieder Wahlen), dennoch sprießen an allen Ecken und Enden zarte Blüten von Fortschritt aus dem einst kargen Boden.

Wer Burma bereist, muss auf Luxus nicht verzichten. Doch der ist wie andernorts standardisiert. Das pure Burma erfahren, ist ein echtes Abenteuer. Vielleicht sogar eines der letzten unserer Zeit.

Bahnfahrten sind wahrlich keine Therapiemaßnahmen für geschundene Körper. Die gewöhnliche Klasse (die heißt wirklich so) unterscheidet sich von der ersten Klasse (auch die heißt wirklich so, hat aber so gar nichts mit first class zu tun) nur darin, dass hier keine löchrigen „Polster“ den Allerwertesten „verwöhnen“. Aber auch das kann sich schon wieder geändert haben – Bernd Schillers Reisen liegen teilweise schon Jahre zurück. Burma verändert sich rasend schnell.

Wenn man nach einem Burma-Besuch in gemütlicher Runde zusammensitzt, sich mit anderen Burma-Reisenden unterhält, kann es passieren, dass eine Zwei-Klassen- bzw. Zwei-Erfahrungen-Gesellschaft hat. Die einen kennen Burma noch als das Land, in dem alles beschwerlich war. Keine Organisation. Aber urtypisch. Die anderen wissen um die Besonderheiten der aktuellen Situation. So kann ein Zug Verspätung haben (DB-Kunden kennen das), aber er kann auch mal ein paar Stunden früher fahren. Souvenirstände säumen die Wege zur Shwedagon-Pagode, dem buddhistischen Wahrzeichen Burmas. Vor Jahren noch unvorstellbar. Eine Rundreis in Burma ist also immer etwas Neues.

Mit Feingefühl und jungenhafter Neugier erobert Bernd Schiller das Land zwischen Mandalay und Rangoon. William Somerset Maugham schrieb schon darüber. Heute ist es Bernd Schiller, der dem großen Romancier das Wasser reicht.

Wer Myanmar, Burma, Birma bereisen will, kommt einfach nicht vorbei an diesem Buch. Lesend ein Land zu erfahren ist reine Kopfsache. Eigene Erfahrungen zu machen eine andere. Eine Reise nach Burma ist und bleibt ein unvergessliches Abenteuer, das mit diesem Buch beginnt.

Dass Burma / Myanmar in Sachen Demokratie enorme Fortschritte macht, ist unbestritten. Doch das Land ist weit entfernt von Frieden und Gleichberechtigung für alle. Das Volk der Rohingya zählt laut der Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. Die reichlich eine Million Rohingya sind Muslime und müssen sich vor Verfolgung ständig in Acht nehmen. Wo immer sie benachteiligt werden können, geschieht dies auch.

Im Schatten des Banyanbaums

Im Schatten des Banyanbaums

Kambodscha Mitte der 70er Jahre. Raami ist ein kleines neugieriges Mädchen, das es kaum erwarten kann die Welt da draußen zu erkunden. Die Welt da draußen, das ist Südostasien außerhalb des großzügigen Anwesens, dass ihrer Familie gehört. Sie ist es direkte Nachfahrin der königlichen Familie. Herumtollen, die Erwachsenen mit Fragen löchern, Traditionen pflegen – so sieht ihr Alltag aus. Immer umsorgt von Milchmutter, Mama und der Königin Großmutter. Über allem thront ihr Vater, Philosoph und Geschichtenerzähler in einem. Für Raami der perfekte Platz, um aufzuwachsen.

Am Neujahrstag des Jahres 1975 endet dieses phantasievolle, behütete, grenzenlos freiheitliche Leben abrupt. Die Roten Khmer übersäen Kambodscha mit Hass, Misstrauen und irrationalem Handeln. Schon allein wer eine Brille trägt, ist verdächtig. Und wer verdächtig ist, gehört ausgemerzt. Wie soll es da erst dem einstigen Adel ergehen?

Von Heute auf Morgen wird Raamis bunte Welt in ein tristes Schwarz getaucht. Denn die Revolutionsbrigaden der Roten Khmer erlauben keine Freude, auch keine Farbenfreude. Auch übernimmt die „Organisation“ – hinter diesem Vehikel verstecken sich die meist ungebildeten, nicht einmal Lesen könnenden „neuen Herrscher“ – das Denken, bestimmt, was richtig und was falsch ist.

Schlimmer kann es nicht kommen? Oh doch! Die Familie wird auseinander gerissen. Waren sie erst in einer Tempelschule untergebracht, geht es nun aufs Land. Ohne den geliebten Vater. Der opfert sich, um seiner Familie so manche Pein zu ersparen. Für Raami, die sich schon immer mehr zu ihrem Vater als zu ihrer Mutter hingezogen fühlte, die schmerzlichste Erfahrung in ihrem noch jungen Leben.

Die harte Arbeit steckt das tapfere Mädchen weg. Immer wieder erinnert sie sich an die Geschichten ihres Vaters, diese erfüllen sie mit Hoffnung, und stärken sie für den nächsten Tag. Denn eines können die Roten Khmer nicht: Ihren Willen brechen.

Mit Phantasie und außergewöhnlicher Sensibilität fasst Vaddey Ratner ihr eigenes Schicksal in die Geschichte von Raami. Sie selbst wurde als Mitglied der Königsfamilie verschleppt, enteignet, gedemütigt. Auch ihr gelang die Flucht. Welch ein Glück, so können wir dieses Buch nun genießen. Vaddey Ratner schildert mit sanften Worten wie sie in ein neues hartes Leben gestoßen wurde. Die Wärme der Familie, der Kühle spendende Banyanbaum, die Herzlichkeit als Schutzschilde gegen die Rohheit der Zeit. Die Poesie der Worte mildert die Gräueltaten der Roten Khmer.

Vietnam – Auf dem Weg in eine neue Zeit

Vietnam - Auf dem Weg in eine neue Zeit

Das Erste, was man in Vietnam lernt, ist, dass man als Millionär auch nicht glücklicher ist, gerade, wenn um einen herum auch nur Millionäre sind. Đồng-Millionäre! Wer sich so Vietnam nähert, wird schnell merken, dass Vietnam ein gefühlvolles Land ist, das sich selbst treu bleibt und immer wieder neu erfindet. Und genau das beschreibt Robert Asam in seinem neuen Buch. Schon seit Jahren ist er ein Fan, ein Freund dieses Landes, das sich – touristisch – schon lange nicht mehr hinter dem Orts- und Branchenprimus Thailand verstecken muss.

Und wenn man in Ho-Chi-Minh-City unterwegs ist, lernt man zwei Sachen sofort. Erstens, dass Saigon eher in aller Munde ist als Ho-Chi-Minh-City und zweitens, dass der Verkehrsfluss, keineswegs Chaos bedeutet, sondern eben einfach nur seinen eigenen Regeln folgt. Anpassen, ganz wichtig!

Als gelernter Journalist ist es für Robert Asam normal die besonderen, die einzigartigen Geschichten herauszukitzeln. Dem Leser soll’s recht sein.

Vietnam ist ein aufstrebendes Land. Mit dem finanziellen Wohlstand geht aber auch die immer weiter auseinander scherende Kluft zwischen Stadt- und Landbevölkerung. Eine blasse weiße Haut zeugt von städtischer Noblesse. Das europäische Braungebranntsein-und-sich-wohl-fühlen wird der Landbevölkerung überlassen. Es ist ein Zeichen von harter Arbeit, die bei weitem nicht so viel einbringt wie ein Imperium vom Schreibtisch aus zu regieren.

Diese Gegensätze trifft Robert Asam, wo er steht und geht. Seit seinen ersten Erfahrungen mit Vietnam – als Kind Mitte der 70er Jahre vor dem Fernseher – hat sich Vietnam kolossal verändert. Als Tourist, und vor allem als Journalist, kann man sich frei bewegen. Die einstmals vorherrschende Politpropaganda weicht den üblichen Reklametafeln. Mobiltelefone sind allerorts ein Statussymbol. Sich diesem Fortschritt zu verweigern, bedeutet eine enorme Kraftanstrengung.

„Vietnam – Auf dem Weg in eine neue Zeit“ ist kein Reiseführer im herkömmlichen Stil. Wer auf Insidertipps für Übernachtungen das Beste aus Asiens Woks hofft, muss sich mit Geschichten von besonderen Menschen begnügen. Wer Vietnam ernsthaft kennenlernen will, bevor er sich auf die Reise macht (und glauben Sie mir, Sie wollen nach dem Genuss dieses Buches nach Vietnam reisen), bekommt hier die volle Dröhnung Südostasien.

Mit akribischer Neugier kommt Robert Asam dem Geheimnis des Landes auf die Spur. Die Mischung aus traditioneller asiatischer Freundlichkeit und dem regen Streben nach Anerkennung und wirtschaftlicher Unabhängigkeit lassen Vietnams auf über 200 Seiten im strahlenden Licht erscheinen.

Kambodscha fürs Handgepäck

Kambodscha fürs Handgepäck

Im Zuge der Neuentdeckung Südostasiens hat Thailand immer noch die Nase vorn im Rennen um die Gunst der Touristen. Doch die Festung bröckelt. Laos, Myanmar und Kambodscha drängen mit extravaganten Angeboten auf den Markt. Kambodscha wird dank seines Erbes – allen voran Angkor Wat – sehr bald zu einer festen Größe in der Reisebranche werden. Zeit, dass man endlich mal mehr als die schaurigen Geschichten der Gräueltaten der Roten Khmer hört und liest. Dieses Buch ist der ideale Anfang, um sich mit diesem so vielschichtigen Land zu beschäftigen.

Viele Entdecker, Abenteurer und Schriftsteller waren es nicht, die Kambodscha bereist haben. Doch diejenigen, die hier Station machten, waren begeistert. Ihr Überschwang verzückt den Leser ab der ersten Seite. Der spätere französische Minister für kulturelle Angelegenheiten André Malraux ist mit Grabräubern auf Beutezug im Dschungel. Die Faszination der reich verzierten Tempel überträgt sich ohne auch nur den Hauch von Schwund sofort auf den Leser.

Von einer Begegnung mit Prinz Sihanouk bevor er von den Roten Khmer angesetzt wurde, weiß Han Suyin zu berichten. Der spätere Heilsbringer – Anfang der 90er Jahre wurde er zum Staatsoberhaupt mit überwältigender Mehrheit gewählt – war nicht immer der geliebte Führer des Landes.

Die Roten Khmer hingegen waren der buchstäbliche Genickschuss für das Land, das so reich an Kulturgütern ist. Ihre Schreckensherrschaft dauerte nur wenige Jahre, dennoch hinterließen sie verbrannte Erde und die „Killing fields“. Unzählige Menschen fielen ihrem Terrorwahn zum Opfer.

Dieses Buch bietet einen umfassend Einblick in die Kultur Kampucheas, wie das Land in der Sprache der Khmer heißt. Reiseberichte greifen ineinander und verschmelzen mit Volkssagen zu einem Bild eines Landes, das sich in den nächsten Jahren verändern wird, wie man es in der jüngeren Vergangenheit nur selten erlebt hat.

Tradition wird in Kambodscha groß geschrieben. Dem Fortschritt den Weg ebnen, ist das Gebot der Gegenwart. Diese spannende Mischung macht den Reiz eines Landes aus, von dem wir nur sehr wenig wissen. Dank der gewissenhaften Arbeit des Herausgebers Reinhard Kober kommen wir so manchem Geheimnis langsam auf die Spur.

Mekong – Vom Dach der Welt zum Delta der neun Drachen

Mekong

Der Mekong ist eine der großen Sehnsüchte von Asienbesuchern. Mal gemächlich und sanft, mal wild und ungestüm durchzieht er Südostasien wie ein Herrscher, der keinen Zweifel an seiner Macht aufkommen lässt. Ein Fluss, der viele Länder durchfließt – Tibet, China, Burma/Myanmar, Laos, Kambodscha, Thailand und Vietnam – und unzählige Kulturen an seinen Ufern gedeihen ließ. Und Bernd Schiller hat sie besucht. Nun berichtet er stimmungsvoll und Abenteuer erheischend in diesem Buch.

Mae Nam Khong – so der eigentliche Name – ist der Asien-Highway für Eilige. Beginnend in China führt er seine Passagiere vorbei an öden Berghängen und saftig-grünen Urwäldern. Vorbei an urigen Dörfern und hochmodernen Städten.

Bernd Schiller trifft auf seinen zahlreichen Reisen, dessen Ergebnis nun in Buchform vorliegt die unterschiedlichsten Typen: Vom rheinländischen Würstchen-Fabrikanten über Tuk-Tuk-Chaffeuer bis hin zu Auswanderern, die es mit harter Arbeit doch schafften sich am anderen Ende der Welt eine neue Existenz aufzubauen.

Der Mekong führt all diese Charaktere zusammen, bietet Zuflucht, Nahrung, und ist mächtiger Trampelpfad durch die Geschichte. Denn auch die ist nicht ohne. Die Indochina-Kriege der französischen Kolonialmacht, der verheerende Vietnamkrieg der Amerikaner und die Schreckensherrschaft der Roten Khmer gehören genauso zum Mekong wie die nostalgischen Passagierschiffe, die jedes Jahr Millionen Augenpaare zum Leuchten bringen.

Auf seinen Reisen der vergangenen Jahre hat Bernd Schiller die Entwicklung der Anrainerstaaten genau beobachten können. Wo einst rückständige Dörfer waren, sprießen nun Glaspaläste aus dem Boden. Wo einst die ganze Familie anpacken musste, um den nächsten Tag zu überleben, gedeihen florierende Geschäfte. Asien am Fluss, Leben im Fluss, auf ca. fünftausend Kilometern Länge allerorts Veränderung.

Dieses Buch ist die ideale Reiselektüre für Südostasien. Bernd Schiller bringt dem Leser Kulturen nahe, die man so nur selten erleben kann. Vielschichtig interessiert schildert er das Leben der Menschen am und auf dem Fluss.

Die Khmer

Khmer

Das Volk der Khmer ist auch 35 Jahre nach der Schreckensherrschaft der Roten Khmer immer noch fest mit dem menschenverachtenden Regime Pol Pots verbunden. Doch damit tut man einer ganzen Kultur enormes Unrecht. Kaum ein Volk hat es über Jahrhunderte hinweg verstanden eine eigenständige Kultur aufzubauen und zu bewahren. Grandioses Zeugnis davon legt immer noch (oder endlich wieder) Angkor Wat in Kambodscha ab. Ein riesiges Areal, von dem keiner so recht weiß, war es nun eine Stadt oder eine gigantische Tempelanlage.

Stefano Vecchia hat sich auf Spurensuche begeben. Glücklicherweise hat er sich vorher genau belesen und in den Archiven die schönsten Bilder zusammengetragen. Den Leser wird’s freuen.

Denn dieses Buch bietet einen allumfassenden Einblick in die Kultur der Khmer im Raum Kambodscha, Laos, Thailand, Vietnam, den man bisher nicht kannte. Detailaufnahmen von Tempel- und Palastanlagen, eindeutige Erläuterungen der Abbildungen führen zu Abhandlungen wie die Khmer ihr Reich regierten. Oft sieht man sich Reliefs an und findet sie auf den ersten Blick ganz hübsch. Die Handwerkskunst zu erkennen wird schon schwieriger. Aber einzelne Darstellungen deuten zu können, das war bisher nur wenigen vorbehalten. Stefano Vecchia macht genau das, was bis zu diesem Buch fehlte: Er erklärt die dargestellten Szenen. So ergibt sich ein komplettes Bild. Wer weiß schon, was eine Apsara ist? Oder gar, was sie bedeutet.

Die lehrreichen Texte vermitteln einen verborgenen Wissensschatz. Anordnung der Gebäude, ihre Ausrichtung, ihre Ornamentik – alles, aber auch wirklich alles beschreibt Stefano Vecchia bis ins kleinste Detail. Nach reichlichen 200 Seiten ist es nicht vermessen sich selbst als kleinen Kenner der Khmer-Kultur auszugeben. Doch das Buch ist nicht dazu da anzugeben. Die Bilder faszinieren auf den ersten Blick, die Texte überzeugen auch dank der Übersetzung von Cornelius Hartz, der selbst einig Bücher bei Philipp von Zabern veröffentlicht hat. Kompakt und ausführlich zugleich.

Nilufar

Nilufar

Es gibt Bücher über die man kein Wort verlieren darf – im positiven Sinne. Man muss sie einfach lesen und andere animieren es einem gleichzutun. Nilufar“ ist so eines.

Jeder, der „Nilufar“ liest, wird eine andere Deutung der Geschichte haben. Für die einen ist es ein Thriller, in dem ein Mann einen anderen Mann verfolgt, um ihm auf die Schliche zu kommen.

Andere hingegen sehen darin eine vollkommene Liebeserklärung an eine Frau, Nilufar. Das ist persisch und bedeutet Seerose. Fernab von „Schatzi“-, „Mausi“- und „Bärchen“-Getue überschüttet der Held Gheiss seine Angebetete mit Aufmerksamkeit – ihr gefällt’s.

Eine dritte Leserschaft sieht in „Nilufar“ ein philosophisches Meisterwerk: Auf der Suche nach sich selbst, dem Sinn des Lebens, der Vergangenheit, dem eigenen Ich.

Wie auch immer der Leser dieses Werk von Mahmud Doulatabadi wahrnimmt, er wird es lieben. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, hat Doulatabadi einige Job in seinem Leben angenommen, vom Kartenkontrolleur im Kino bis zum Souffleur am Theater, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Unter dem Regime von Reza Schah Pahlavi spielte er Theater – im März 1975 wurde er mitten in einer Aufführung von Maxim Gorki von der Bühne geholt und verhaftet. Zwei Jahre verbrachte er im Gefängnis. Heute ist er einer der renommiertesten Autoren des Landes.

„Nilufar“ ist ein poetisches Werk, das man nicht einfach mal so liest. Dank der eindrucksvollen Übersetzung von Bahman Nirumand, selbst aus dem Iran nach Berlin emigriert, liest sich dieser Roman wie ein Fluss. Unaufhörlich treibt der Held die Geschichte voran. Wortgewaltig und facettenreich wird Gheiss zu einer Art iranischer Leopold Bloom. Immer auf der Suche nach Antworten.

Ein Schatz in jedem Bücherschrank!