Archiv der Kategorie: offenes Asien

Die Welt des Buddhismus

Die Welt des Buddhismus

Jede Art des Reisens hat ihre Vor- und Nachteile. Ob nun All inclusive oder individuell, ob Wandern oder Pool-Lounging, ob aktiv oder entspannt: Jeder kann sich aus dem schier unendlichen Angebot an Reisemöglichkeiten etwas aussuchen. Und dann gibt es Reisen, die gibt es gar nicht, zumindest gar nicht zu buchen.

Hermann-Josef Frisch hat so eine Reise gemacht bzw. hat mehrere Reisen unternommen, um dieses Buch möglichen weiteren Interessenten in die Hand legen zu können. „Die Welt des Buddhismus“ – klingt erstmal gar nicht nach Reisen im eigentlichen Sinn. Hört sich erstmal nach innerer Einkehr an. Und das Buddhismus seit ein paar Jahren so richtig in geworden ist, gibt es auch dementsprechend viel Literatur zu diesem Thema.

Doch „Die Welt des Buddhismus“ ist ein echtes Reisebuch. Denn der Buddhismus hat einen echten Ursprungsort. Der liegt in Indien und heißt Kapilavastu. Hier wuchs Siddharta Gautama, Buddha, auf. Geboren wurde er in Lumbini. Und diese Orte kann man heute noch besuchen. Wobei die Betonung auch suchen liegt. Ein bisschen Vorbildung ist da schon von Nöten. Oder man macht es sich einfach und nimmt dieses Buch als echten Reiseband zur Hand.

Wenn man den Ausführungen und Wanderungen des Autors folgt, wird einem schnell klar, dass die alte asiatische Weisheit „Der Weg ist das Ziel“ nicht von ungefähr kommt. Buddhismus ist nicht gleich Buddhismus. Auch in dieser Religion gibt es verschiedene Strömungen oder Arten der Religionsauslegung. Vajrayana, Theravada und Mahayana sind unter dem Begriff Buddhismus zusammengefasste Religionen. Ihr Einzugsgebiet reicht von China über Indien, Thailand, Myanmar, Laos und Nepal bis Korea und Japan. Als Tourist lädt man sich gern mal eine Buddhaskulptur als Mitbringsel in Handgepäck. Mal ist es ein dicker lachender Buddha, mal ein liegender, nachdenklicher Buddha. Die Bedeutung dahinter geht oft im dekorativen Chaos daheim unter. Es sieht halt nett aus.

Wer dieses Buch in die Hand nimmt und vielleicht auch den einen oder anderen Ort besucht, wird überrascht sein, wie viel Realität in dieser Religion liegt. Und wie viel es darüber zu berichten gibt. Hermann-Josef Frisch versteht es Religionswissenschaft, Reisefieber und Geschichte in Einklang zu bringen. Dem Leser soll‘s recht sein: Er wird auf eine unendliche Reise geschickt. Bis er erleuchtet ist. Nein, darum geht s nicht in diesem Buch. Religion erlebbar machen, sie anfassen, den Spuren folgen – das alles vermag der, der dieses Buch nicht nur als Anschauungsobjekt betrachtet.

Der Fengshui-Detektiv

01 - Der Fengshui-Detektiv

Gegensätze ziehen sich an. Sie gleichen sich aus. So ist es auch im Fengshui. Yin und Yang. Das Böse und das Gute. Soweit zu den Vorurteilen, die wir hegen und pflegen.

C.F. Wong ist Fengshui-Berater in Singapur. Seine Kunden bitten ihn um Rat, wenn sie ein Haus kaufen wollen. Denn ein Yin-Haus wird niemals ein Hort der Freude sein. Es wird ein einsames Haus sein. Wie gemacht wie für einen Mord, den keiner so schnell (oder am besten niemals) entdecken soll.

Mister Wong geht auch zu seinen Kunden. Richtet Räume und Möbel aus. Er ermittelt den besten Umzugstermin. Und er gibt Ratschläge in welche Richtung man ziehen soll. Das Rundum-Sorglos-Paket für alle, die an die Macht der Elemente glauben. In Singapur, im gesamten südöstlichen Asienraum ein einträgliches Geschäft. Mister Wong sieht seine Arbeit aber darin Zufriedenheit zu bereiten. Geld ist nur ein Nebeneffekt.

Einer seiner Kunden, beziehungsweise ein Freund seines Chefs, bittet ihn um einen ungewöhnlichen Freundschaftsdienst: Er soll dessen Tochter für eine gewisse Zeit als Assistentin bei sich aufnehmen. Das geordnete Leben des Mittfünfzigers wird durch die 17järhige Göre aus dem fernen Australien ganz schön durcheinander gewirbelt.

Doch hinter dem „ätzend“, „krass“ und „wie oder was“ steckt ein aufgewecktes Mädchen. Joyce McQuinnie oder einfach Jo ist der quirlige Gegenpol zum besonnenen C.F. Wong, der seine Gedanken gern niederschreibt. Sie ist direkt heraus, stößt ihr Gegenüber mit ihrer direkten erfrischenden Art ein ums andere Mal vor den Kopf. Jedoch niemals respektlos.

Bei ihrer Arbeit treffen die beiden immer wieder auf Verbrechen. Ein Verlag kommt trotz einer enthusiastischen Leserschaft auf keinen grünen Zweig. Schlechtes Verhältnis von Erde, Feuer, Metall, Wasser und Holz? Oder doch gezieltes Machenschaften eines Angestellten? Wie im Fengshui gibt es immer zwei Dinge, die sich gegenseitig beeinflussen. So auch in diesem Fall.

Nury Vitacchi lässt in seinen Kurzkrimis zwei Menschen aufeinander treffen, die nicht gegensätzlicher sein könnten. Nur zusammen lösen sie die kniffligen Fälle, die ihnen wie selbstverständlich vor die Füße fallen. Als Ausgangspunkt dient Singapur. Von hier aus reisen die beiden nach Indien, Vietnam und Malaysia. Das Verbrechen ist universell, genauso wie die Lehre von den fünf sich ausgleichenden Elementen.

Der Fengshui-Detektiv und der Geisterheiler

02- Der Fengshui-Detektiv und der Geistheiler

Das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse wiederherstellen, ist der Beruf, die Berufung von Mister Wong. Als Fengshui-Meister berät er seine Kunden in Sachen Yin und Yang. Dieses Mal stößt er – zusammen mit seiner blutjungen Assistentin Joyce – auf ein ganzes Meer Yang, also das Böse. Ein Kind wurde entführt, ein Gauner holt sich Rat bei einer Wahrsagerin (sie soll ihm das Todesdatum seiner „Auserwählten“ nennen, damit er weiß, ob es sich lohnt eine Lebensversicherung abzuschließen), und bei Wong im Büro verschwindet die Klimaanlage.

Alles sehr mysteriös. Joyce McQuinnie als modernes Girlie, die den Meister mit ihrer Jugendsprache zwar nicht auf die Palme bringt, dennoch so manches Mal ein Staunen ins Gesicht zaubert, ist hocherfreut als C.F. Wong mit Ihr auf seine Rechnung nach Australien fliegt. In ihr Geburtsland. Nach Sydney. Denn dort scheint die Lösung des Problems, der Probleme zu liegen.

Wong sucht den Ort der Millionenmetropole mit dem schlechtesten Fengshui. Und findet ihn. Auf dem Dach der weltberühmten Oper.

Nury Vittachis Ermittlerduo verlässt das heimische Singapur, um auf der südlichen Erdhalbkugel eine Frau vor ihrem vorbestimmten Schicksal zu retten. Die Polizei ist keine große Hilfe, denn ohne handfesten Beweis wollen die gar nicht erst eingreifen. Und eine weitere Macht ist im Spiel. Mysteriös bis sie ihre Masken fallen lässt: Ein Triaden-Clan aus Hongkong.

Mister Wong und Jo müssen erkennen, dass mit Fengshui Vieles zu erklären ist, viele Sachen aber eben nicht zu verhindern sind.

Der Fengshui-Detektiv und der Computertiger

03 - Der Fengshui-Detektiv und der Computertiger

Alles ist im Fluss. Der Körper befindet sich – dank hochmoderner Analysegeräte und –techniken – im absoluten Gleichgewicht. Wer in so einem Fitnessstudio trainiert, dem kann so schnell nichts aus den Sneakers kippen. Denkt man! Denken sich auch die Mitglieder. Doch schlechtes Fengshui macht ihren Gedanken einen Strich durch die Rechnung. Man könnte auch sagen, dass ein Mitglied beim Training ums Leben gekommen ist. Vielleicht weil die Dosis Sport zu hoch war, falsch berechnet wurde?

C.F. Wong, der rührige Geomant, das ist ein Fengshui-Meister, und seine Assistentin Joyce sollen der Ursache für den Todesfall auf den Grund gehen. Leicht verdientes Geld. Eine schicke Reise. Und der Fall ist so einfach, dass Joyce den Fall allein lösen kann. Ach, Mister Wongs Welt könnte soooo schön und erholsam sein…

Das ist nur eine Geschichte dieses Bandes. Der Fengshui-Meister und seine um Einiges jüngere Assistentin Joyce McQuinnie müssen außerdem noch die Garage des neununddreißigstreichen Asiaten ausrichten. Ja, der neununddreißigstreiche Asiate! Mister Wong steht auf solche Spielchen. Das ist gut fürs Geschäft. Denn der rundliche, Harmonie schaffende Meister ist auch Geschäftsmann. Und was für einer! Er kann zwar den Wert der Oldtimer, die in der Garage schlummern, nicht einschätzen, weiß jedoch, dass das ein so reicher Kunde weitere ähnliche Kunden im Schlepptau haben kann.

Nury Vittachis Geschichten über Wong und Joyce sind die moderne Verknüpfung von althergebrachten Weisheiten und Ritualen, gepaart mit den Annehmlichkeiten und Errungenschaften der Gegenwart. Obgleich er seine Assistentin nicht immer versteht – ihre Jugendsprache ist aber auch manchmal wirklich zum Verzweifeln krass – beweist sie ihm ein ums andere Mal, dass er ohne sie nicht so schnell voran kommen würde.

Die Fälle, die beide dieses Mal zu lösen haben, sind keine knallharten Action-Fälle mit viel Tam-Tam. Vielmehr verlangen sie Grips und Gelassenheit. Und dafür ist Mister Wong genau der Richtige!

Shanghai Dinner

04 - Shanghai Dinner

Wer etwas auf sich hält und sein Geschäft erweitern will, muss am Pulsschlag der Globalisierung horchen. Und wo kann man das am besten, am erfolgreichsten? In Shanghai. Kaum ein Tag ohne bauliche Veränderungen, die jeden Stadtplan ad absurdum führen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Mister Wong, der Fengshui-Detektiv sich hier niederlassen will. Denn hinter dem listigen kleinen Mann steckt ein Bär von einem Geschäftsmann.

Zusammen mit seiner Sekretärin Winnie Lim und seiner Assistentin Joyce will er den Milliardenmarkt China erobern. Doch auch hier steht vor dem Vergnügen die Arbeit.

Eine Woche ist er nun schon in der chinesischen Millionenstadt. Und er hat das Büro, das ihm besonders gutes Chi verspricht. Die Balance zwischen Yin und Yang stimmt. Mit einem gehörigen Übergewicht an Yin, also der „guten“ Energie. Mister Wong kann sich so seinem Vermächtnis, der Niederschrift asiatischer Weisheiten hingeben. Bumm! Die Erde bebt! Oder doch nicht? Was war das? Ein markerschütternder Knall durchbricht die Konzentration. Der Energiefluss des Büros wird empfindlich gestört. Mister Wong und seine Assistentin inkl. Sekretärin sehen sich einer riesigen Abrissbirne gegenüber! Shanghai ist wohl doch nicht das richtige Pflaster für die Drei?!

Nury Vittachi lässt seine Helden das komplette Shanghai-Programm durchlaufen: Stau (und was für einer!), militante Tierschützer (die außerdem noch ein ganz anders Ziel zu verfolgen scheinen) und die geballte Macht des chinesischen Machtapparates. „Shanghai Dinner“ macht Appetit. Mister Wong ist schwer zu erreichen – sei Büro wurde ja dem Erdboden gelichgemacht. Dennoch finden seine Klienten zu ihm. Ein verschwundenes Kind und ein Staatsbesuch – Nury Vittachi lässt nichts aus, um den Moloch Shanghai zu beschreiben. Und dabei huschen ihm und dem Leser immer wieder Lachfalten übers Gesicht. Wie bei der Geschichte über den weißen Elefanten, der … diese explosive Geschichte muss man einfach lesen!

Mister Wong fällt die ehrenhafte Aufgabe zu, sich Shanghai und dem aus den Fugen geratenen Energiefluss anzunehmen. Ihm wird klar, dass die Dinge auch auf den zweiten Blick oft anders sind als sie scheinen.

Der Fengshui-Detektiv im Auftrag ihrer Majestät

05 - Der Fengshui-Detektiv im Auftrag Ihrer Majestät

Mister Wong, der Fengshui-Detektiv ist genervt. Sein Meditationsraum ist bis unter die Decke vollgestellt mit Toilettenpapier, und die Geschäfte liefen auch schon mal besser. Einzig allein die Tatsache, dass seine ihn nervende Assistentin Joyce (die ihm nebenbei gesagt – wenn er ehrlich ist – immer eine große Stütze war) nicht permanent um ihn herumschwirrt und ihn mit ihrer Jugendsprache an den Rand der Verzweiflung bringt, lässt ihn den Tag überstehen.

Doch da kommt sie schon! Überbordend vor guter Laune. Und schon gehen die Geschäfte auch wieder besser. Dieses Mal ist es ein besonderer Auftrag: Kein Haus, kein Appartement, kein Büro. Nein, ein Flugzeug! Doch nicht irgendeines. Ein Riesenvogel. Eine fliegende Bürooase oder ein fliegender Konferenzraum mit allen Schikanen. Leicht verdientes Geld – so mag es der geschäftstüchtige Geomant am liebsten. Eine Röhre mit Flügeln. Wenig Platz für schlechte Energie! Wenig Platz für schlechte Energie?

Hauptsache der Auftrag ist in Sack und Tüten. Doch es läuft nicht so wie es laufen soll. Ein Mord! Und ausgerechnet ein Schulfreund von Joyce soll der Mörder sein! Keine guten Voraussetzungen für einen Folgeauftrag bei der Queen. Der steht nämlich auch schon im Raum.

Nury Vittachi zieht alle Register seines Könnens. Sein Wortwitz zaubert auch den härtesten Krimi- und Spionagefan ein Lächeln ins Gesicht. Besonders, wenn Mister Wong zu verstehen versucht wie die Namensgebung der Royals funktioniert. Ein Fest für alle Liebhaber des britischen Humors!

Im fünften Roman über den geschäftstüchtigen Fengshui-Detektivs und seiner flippigen Assistentin scheint C. F. Wong am Ziel seiner Träume angekommen zu sein. Er kann das Vielfache seines Honorars verlangen, steigt in einen elitären Kreis auf, der ihm Ruhm und Ehre einbringt, und er kann seine ganzes Wissen – weltlich wie spirituell – gekonnt einsetzen, um einen mörderischen fall zu lösen.

Inspector Ghote zerbricht ein Ei

01 - Inspector Ghote zerbricht ein Ei

Krimis, deren Handlung in Indien spielen, versprechen aufgrund des exotischen Handlungsortes eine besondere Spannung. H.R.F. Keating (das HRF steht für Henry Reymond Fitzwater – somit wäre das erste Rätsel des Buches gelöst) setzt dem Ganzen jedoch die Krone auf. Denn der Leser wird nicht nur mit einer köstlichen Geschichte für den Kauf des Buches belohnt, er wird sanft und unaufhaltsam in den indischen Kulturkreis eingeführt.

Inspector Ghote ist einer der besten Männer bei der Polizei in Bombay. Eines Tages soll er alles stehen und liegen lassen, um in der Provinz – undercover – einen 15 Jahre alten Mord an einer Frau noch einmal zu untersuchen. Problem (Nummer Eins): Ihr Gatte ist so was wie der uneingeschränkte Herrscher am Einsatzort. Alles tanzt nach seiner Pfeife.

Und ein weiteres Problem taucht auf (Problem Nummer Zwei! – und dabei haben die Untersuchungen noch nicht einmal begonnen): Seine Tarnung fliegt gleich beim Verlassen des Zuges auf. Ach was! Schon vorher. Aus der Zeitung muss Ghote erfahren, dass er mit neuerlichen Untersuchungen betraut wurde. Jetzt weiß jeder, dass der Schnüffler in der Stadt ist. Die Tarnung als Vertreter für Hühnerfutter kann er vergessen.

Sarojini Savarkar starb vor 15 Jahren. Ihr Mann Vinayak ist jetzt der gekrönte Herrscher über die Kleinstadt, in der der Inspector ermitteln soll. Das Leben fließt gleichmäßig hier. Es gibt wenige Leute, die das Sagen haben und jede Menge Einwohner, die ihren Worten folgen. Auch Taten folgen lassen.

Bei seinen Ermittlungen stößt der gehorsame Inspector auf taube Ohren und verschlossene Münder. Auf der Straße, in der Anonymität sieht es anders aus: Ein wütender Mob skandiert „Ghote go!“. Zum Glück erkennt niemand den Inspector.

Der Inspector ist ein ausgeglichener Mann. Ihn auf die Palme zu bringen, bedarf schon Einiges an Aufwand. Doch auch dem so besonnenen Ermittler kann die sturste Wand aus Schweigen aus dem Konzept bringen. Keiner hier im Ort will etwas gegen die Oberen sagen. Eine höhere Macht scheint dahinter zu stehen. Diese „höhere macht“ ist ein heiliger Mann. Er ist der eigentliche Strippenzieher. Was er sagt, wird gemacht.

Die Tarnung als Hühnerfuttervertreter funktioniert nur draußen auf der Straße. Hinter den Mauern weiß (fast) jeder mit wem er es zu tun hat. Ein verzwickter Fall, der ungewöhnliche Methoden verlangt…

H.R.F. Keating führt seine Leser in eine unbekannte Welt. Altbewährte Traditionen, Riten und Wertevorstellungen treffen hier auf gewitzte Ermittlungsmethoden und klaren Menschenverstand. Wer Krimis liebt, wird Inspector Ghote vergöttern!

Inspector Ghote geht nach Bollywood

02 - Inspector Ghote geht nach Bollywood

Bollywood ist der Ort mit der höchsten produktionsrate im Filmgeschäft. Klar, dass hier Neid und Missgunst den Alltag bestimmen. Denn im Filmgeschäft des indischen Subkontinents herrscht ein gnadenloser Konkurrenzkampf. Wer einmal oben ist, muss sich jeden Tag anstrengen, um nicht vom Thron gestoßen zu werden.

Ein Leinwandschurke par excellence ist, nein war Dhartiraj. Nun ist er tot. Nicht filmtot, sondern ganz real. Auch wenn die Umstände durchaus filmreif sind. Ein Scheinwerfer knipste ihm da Lebenslicht aus.

Relativ schnell sind auch zwei Verdächtige ausgemacht. Zum Einen, der Schauspieler, der vor Dhartiraj die Leinwände als Schurke füllte. Zum Zweiten sein designierter Nachfolger. Beide haben ein Motiv.

Das meint auch Miss Pilloo Officewalla (ein Oscar für den Autor für diesen Namen). Sie ist Klatschreporterin und kennt alle aus der Filmbranche. Eine von der Sorte, die, wenn sie auspackt eine ganze Industrie zu Fall bringen kann.

Die rührige Reporterin hüllt Inspector Ghote, der sofort nach Bekanntwerden des Mordes mit der Aufklärung betraut wurde, in eine Wolke aus Klatsch und Tratsch und nützlichen Fakten aus der Traumfabrik. Ghote ist kein großer Kinogänger, die Klatschspalten interessieren ihn nicht im Geringsten. Somit wird Miss Pilloo Officewalla zur ersten Vertrauten in diesem schwierigen Fall.

Schwierig, weil jeder eine Rolle spielt. Ghote ist nicht unbedingt mit dieser Art der Zurschaustellung vertraut. Er ist eine ehrliche Haut, Posieren ist ihm fremd. Wohl deswegen ist er dem Leser von Anfang an so sympathisch.

Die Suche nach dem Mörder gestaltet sich immer schwieriger. Vor allem, weil Inspector Ghote immer wieder neue Verdächtige vor die Linse laufen. Fast scheint es als ob er die Übersicht verliert, wer es denn nun gewesen sein könnte. Da fällt ihm ein, wer der Mörder ist. Ein weiterer Star der Bollywood-Szene. Der wurde sogar gesichtet als er über eine Mauer auf das Studiogelände schlich. Na, wenn das kein Beweis ist? Ghote soll sich ein weiteres Mal irren, bevor er dem wahren Täter und seinen Beweggründen auf die Spur kommt.

Bis dahin unterhält H.R.F. Keating den Leser aufs Beste mit seiner Geschichte. Sein Inspector Ghote ist kein Alphatier. Er tut brav, was man ihm sagt. Widerworte kennt er kaum. Und wenn, dann spricht er sie nicht offen aus. Doch er ist gewitzt. Hat er sich in einen Fall verbissen, gibt es für den Täter kein Entrinnen.

Inspector Ghote hört auf sein Herz

03 - Inspector Ghote hört auf sein Herz

Der Pharma-Unternehmer Manibhai Desai wird erpresst. Sein Sohn Haribhai wurde entführt. Und jetzt fordern sie einen Haufen Geld. Und bloß nicht die Polizei einschalten! Das würde dem Kleinen gar nicht bekommen. Dumm nur das der Spössling beim Spielen seine Kleidung mit Pidku getauscht hat. Dessen Vater ist Schneider und wahrlich nicht mit Reichtum gesegnet. Was werden die Entführer tun, wenn sie merken, dass ihr vermeintliches Pfund, ihre Geisel, ihr Goldesel in Wahrheit der Sohn eines armen Schluckers ist? Da kann nur einer helfen: Inspector Ghote. Denn den  Polizisten würde man ihn als Letztes abkaufen. Äußerlich zumindest.

Die Verhandlungen mit den Entführern sind schwierig. Zum Einen ist Manibhai Desai nicht gerade ein umgänglicher Mensch – als Unternehmer ist er nicht umsonst so erfolgreich. Zum Anderen steht Inspector Ganesh Ghote unter Dauerbeschuss von seinem Chef. Der Vorgesetzte lässt seinen Untergebenen immer wieder spüren, wer hier die Hosen anhat. Und zum Dritten wissen die Entführer bereits, dass sie das falsche Kind in ihren Besitz gebracht haben. Dennoch weichen sie keine Rupie von ihren Forderungen ab. Den Unternehmer wurmt das gewaltig. Warum soll er die Unsumme für ein Kind eines armen Schneiders ausgeben? Dennoch ist er bereit die Summe aufzubringen.

Die erste Geldübergabe scheitert, weil die eingesetzten Polizisten enttarnt werden. Ghote trifft dies wie ein Schlag. Ein Kind ist entführt worden! Da muss doch alles genau vorbereitet sein. Alle unterwiesen. Sei es wie es ist! Der Fall muss ohne viel Federlesen gelöst werden. Zur Not auch ohne den Chef, zur Not auch unkonventionell.

Die Figur des Inspector Ghote ist eine Tragische. Äußerlich wirkt er gemütlich. Auch hat er kein verschmitztes Lächeln oder eine andere Eigenart, die den Leser in keiner Sekunde daran zweifeln lassen, dass der Fall gelöst wird. Ghote ist Durchschnitt! Auch hier wieder: Nur äußerlich! Denn Ghote ist ein herzensguter Mensch. Und auf sein Herz zu hören, ist manchmal gar nicht so verkehrt …

Inspector Ghote reist 1. Klasse

04 - Inspector Ghote reist 1. Klasse

Mit dem Zug durch Indien – wahrlich ein Abenteuer. Inspector Ghote sieht das anders. Er will die Dienstreise nach Kalkutta nutzen, um sich ein wenig zu erholen, die Heimat kennenzulernen. Deswegen der Zug. In Kalkutta soll er den berühmten Betrüger A. K. Bhattacharya abholen, um ihn nach Bombay zu überführen. Der Fall hatte für Aufsehen gesorgt, da der clevere Geschäftsmann mit seinen betrügerischen Methoden einen ordentlichen Haufen Geld gescheffelt hatte. Er verkaufte Kitsch als hochwertige , alte Kunst und zog so manch Gierigem und Unwissenden das Geld aus der Tasche. Den letzten Käufer ging er allerdings auf den Leim. Nun sitzt A. k: Bhattacharya im Dum-Dum-Gefängnis von Kalkutta und wird dank der Medien zu einer Berühmtheit.

Inspector Ganesh Ghote, der schwerfällig wirkende, doch gewiefte Ermittler, schwimmt im Sog des kurzzeitigen Ruhmes auf einer Erfolgswelle. Endlich werden er und seine Arbeit ernst- und überhaupt wahrgenommen. Es ist mehr als nur ein bisschen Stolz, das in Ghote aufkeimt…

Und so verwundert es ihn auch kein bisschen, dass er gleich zu Beginn der Fahrt in ein Gespräch verwickelt wird, in dem er als Inspector „entlarvt“ wird. Und diese Reisebekanntschaft ist sehr neugierig, will alles über den Fall Bhattacharya wissen (und vor allem weiß er schon sehr viel). Als Krönung hat der Gegenüber auf seinem Koffer die Initialen A. K. B.

Der mitreisende Guru wird als Reisegast hingenommen, als heiliger Mann lässt man ihn aber lieber in Ruhe.

Ein Hippiepärchen gesellt sich zu dem Duo. Die sind harmlos, wollen Indien erfahren, denkt sich Ghote. Immer noch mustert er den Bengalen mit dem verdächtigen Namenskürzel. Zumal ihn inzwischen ein Telegramm erreicht hat, dass seine gesamte – so erholsam verlaufen sollende – Reise als Zeitverschwendung erscheinen lässt.

Ein weiterer Gast gesellt sich zu der willkürlich (?!) zusammengewürfelten Truppe im Zugabteil. Der will jedem unaufgefordert gleich von seiner Arbeit erzählen. Alle sollen raten, welchem Beruf er nachgeht. Ghote hat für solche Späße keine Nerven. A. K. B. ist das nun der gesuchte Meisterverbrecher, der ihm gegenüber sitzt oder nicht?

H. R. F. Keating lässt den Inspector und den Leser zappeln. Immer wieder scheint sich der Gegenüber zu verraten. Doch fast im gleichen Atemzug entschärft der Reisende die Situation und Ghote muss weitergrübeln. Die Reise nach Kalkutta wird zur Geisterbahnfahrt durch das Kuriositätenkabinett Indiens. Genug Erfahrungen für Ghote. Doch er hat ja noch die Rückfahrt vor sich…