Nur einmal mit den Vögeln ziehn

Siv, Aki, Anna Maria, Jens und Ivo – eine verschworene Gemeinschaft. Eine Bande, die zusammenhält und davon träumt, was nie passieren wird. Sie haben sich nicht gesucht, aber gefunden. Ihre Herkunft ist so verschieden wie es nur im richtigen Leben sein kann. Mutter Alki, Onkel Pastor, beide Eltern Zahnärzte, Rebellin, Zweifler, Künstler, Träumer und alle zusammen: Kämpfer.

Das Autorenpaar Sylvia Vandermeer und Frank Meierewert, kurz Sylvia Frank, beschreiben lebensecht eine Jugend in der DDR. Ohne „früher war alles besser“, was es definitiv nicht war, dafür aber mit grandiosem Feingefühl. Das alles umgebende Grau ist der Spielplatz der Jugendlichen, die für das Klettergerüst zu groß und für die Samstagabend-Disco zu jung sind.

Dreizehn Jahre umreißt der Roman, von 1977 bis zum Schicksalsjahr 1990. In diesem Jahr brechen die alten Träume, die bisher nie oder selten ernsthaft ausgesprochen wurden aus der Gruppe heraus und brechen die Gruppe entzwei. Neue Träume entstehen, das War wird barsch in die Ecke gestellt und das Wird übernimmt die Führung. Noch immer nicht ganz erwachsen stellen sich fünf junge Menschen der Herausforderung nun doch „mit den Vögeln ziehn“ zu können.

Wer in der DDR ebenso wie die Fünf groß geworden ist, wird immer wieder auf Eigenerlebtes gestoßen. Wer es nicht kennt, ist baff erstaunt, dass hier nicht schon früher alles umgekehrt wurde. Verständnis für die Fünf wird Hüben wie Drüben aufkeimen, wenn gesponnen, unbeschwert in den Tag hinein gelebt und den Widrigkeiten eine Nase gedreht wird. Beispielsweise wenn auch bei der Asche (so wurde die Nationale Volksarmee genannt, die jeder junge Mann achtzehn Monate aktiv unterstützen musste) Hanf angebaut wird. Oder mit dem Saxophon in eine Welt eingetaucht wird, die universell funktioniert.

Der titelgebende Soundtrack stammt von Tamara Danz, charismatische Frontfrau der Band Silly. Sie schriebe dieses Zeilen als der Krebs von ihr Besitz ergriffen und ihr jede weitere Chance schon genommen hatte. Der Tod als endgültiges Momentum, dem man nur mit einem Lied auf den Lippen begegnen kann.