Was das Leben will

Elli ist Anfang Dreißig, und ihr wurden gerade beide Brüste abgenommen. Brustkrebs, so wie schon ihre Mutter, die sie mit vierzehn verlor. Für viele ein Grund den Kopf in den Sand zu stecken. Ihr Zimmer- und Leidensgenosse Gustav gibt ihr einen Zettel. Darauf eine Adresse, zu der Elli gehen kann oder auch nicht. Aus Neugier und der Tatsache, dass ihr eh nicht Schlimmeres mehr passieren kann, betritt sie das Haus. Solara kommt ihr freudig strahlend entgegen. Sie sei das Leben. In einer Ecke hocken noch die Vergangenheit, Karl, und die Zukunft, Trudi. Der Tod lässt ein wenig auf sich warten, Martin ist schon wieder auf dem Sprung. Hat noch ein Date. Er ist der Einzige, der nicht autonom handeln darf. Er muss auf Jolas Anweisung warten. Sie ist das Schicksal. Ein makabrer Haufen, wie Elli meint.

Klingt ziemlich verrückt für so ein ernstes Thema. Mag sein. Aber wer, wenn Elli kann in einer aussichtslosen Situation lachen? Und wer will ihr verbieten dieses Lachen mit anderen zu teilen?

Auf alle Fälle kann sie mit dem Erlebten im Café Himmel nicht viel anfangen. Wem soll sie davon erzählen? Vom Café, in dem die Vergangenheit in Depressionen verfällt, weil sie von niemandem mehr erkannt wird. In dem die Zukunft auf den Marschbefehl des Schicksals wartet. In dem das Leben so schön, so einzigartig, so demütig ist. In dem der Tod unausstehlich ist.

Ellis Weg führt direkt dahin, wo man mit „solchen Leuten“ umzugehen weiß. Ins Irrenhaus. Doch auch hier sind alle ein bisschen anders als man es vermutet…

Bina Kratsch lässt ihrer Elli freien Lauf, wenn es darum geht Solara in sich aufzusaugen. Es gibt nicht nur Tod oder Leben, Solara oder Martin. Elli wird sich nach und nach bewusst, dass Karl und Trudi wie Solara und Martin, und vor allem Jola, Bestandteil ihrer selbst sind. Allein ist jeder nicht auszuhalten. In der Gruppe erst funktionieren sie wie ein geöltes Räderwerk.

Mit einer Träne in den Augen kommt man bei diesem herzhaften Roman nicht aus. Es müssen schon mehrere Tränen der Freude sein, um bis zum Schluss durchhalten zu können. Mit Wärme und Witz verführt Bina Kratsch den Leser ihr zu folgen in eine Welt, die rational nicht erklärbar ist. Und das ist gut so!