Morgen kommt die Weihnachtsfrau

1130Morgen kommt die Weihnachtsfrau

Weihnachten – eine Zeit, die im Laufe der Jahre sich immer mehr verändert hat. Die ganze Welt ist in rosarote und klebrige Zuckerwatte gehüllt, die Innenstädte duften nach verheißungsvollem verbranntem Zucker und die Menschen sind fröhlich gestresst. Politiker salben in bedächtigem Ton die Untertanen, Hinterbänkler drängen mit wirren Ideen nach vorn. Stimmungsschwankungsfest möchte manche es nennen. Doch es ist und bleiben die höchsten Feiertage des Jahres!

Auch in den Buchmarkt kommt dann regelmäßig – und zum Glück – noch einmal kräftig Bewegung. Neuauflagen von Klassikern und mehr oder weniger witzige Erlebnis-Sammlungen-Zum-Fest fluten die Regale.

Da tut ein Buch mit einem so herausfordernden Titel wie „Morgen kommt die Weihnachtsfrau“ gut. Schon das Titelbild mit der nostalgisch angehauchten Fifties-Lady, die frohlockend ihr Geschenk präsentiert (oder anbietet) verrät es: Hier erwartet den Leser kein Buchstabensalat, hier werden Worte stilvoll und dosiert präsentiert. Und der Bauch wird hinterher auch nicht drücken!

„Morgen kommt die Weihnachtsfrau“ ist ein leckerer Weihnachtskuchen mit ausgewählten Zutaten. Und es stehen die im Vordergrund, die eh immer die Arbeit haben und es allen rechtmachen müssen, können, wollen und auch tun: Die Damen des Hauses! Sie haben ihre eigene Sichtweise auf das Fest der Liebe. Schließlich sind sie von Beginn an involviert, sind Legislative, Exekutive und in manchen Fällen auch Judikative. Sie sind der Weihnachtsstaat mit dem man Staat machen kann. Wird Zeit ihnen ein literarisches Denkmal zu setzen!

Gayle Tufts verteilt Ratschläge, was zum Fest getragen und gehört werden muss. Und sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Während allerorten und jederzeit Klassiker in Top Ten gepresst werden, die dem Mainstream immer mehr die Bedeutung nehmen, t sie tief in ihrer Plattenkiste und ihrem Kleiderschrank. Von Punk bis Klassik ist alles dabei. Wie immer hintersinnig aufgetischt und makellos präsentiert.

Carson McCullers führt den Leser in ihre Welt zurück. Kindheitserinnerungen ohne Schnörkel. Südstaatenidylle – sie wurde 1917 in Georgia geboren – von wegen. Vielmehr die Geschichte eines aufgeweckten Wunderkindes, das langsam beginnt eigene zu gehen.

Zum Abschluss Barbara Krohn endlich die Weihnachtsfrau erscheinen, auferstehen für den Helden Heinrich. Dem ist so gar nicht nach Weihnachten zu Mute. Doch seine Kinder stimmen ihn um. Glücklicherweise sind sie nicht vom Mainstream-Fieber erfasst und werfen die Frage in den Raum, warum es eigentlich immer der Weihnachtsmann sein muss. Warum nicht mal eine Weihnachtsfrau?

Ganz einfach! Weil es dank solcher Geschichten Bücher wie dieses gibt. Ideal zum Verschenken, denn hier stimmen sich Aufmachung und Inhalt perfekt aufeinander ab. Dieses Buch unterliegt nicht dem alljährlichen Nachweihnachtsritual des Umtauschens! Und wer ganz der Tradition folgend, es nicht erwarten kann, darf auch an den verbleibenden 360 Tagen des Jahres immer wieder drin schmökern.