Archiv der Kategorie: 2025

Thorbeckes Kräuter-Kalender 2025

Gegen die Vergänglichkeit der Zeit ist kein Kraut gewachsen. Aber man kann sich die Zeit so angenehm wie möglich gestalten. Und auch hier spielen Kräuter eine entscheidende Rolle.

Das Jahr beginnt ein wenig verschlafen, mit Baldrian. Das beruhigt zum Jahresausklang… Es sei denn man ist eine Katze, die werden seltsam berauscht davon. Und rauschend geht es für den Betrachter des Kräuterkalenders auch weiter. Arnika, auch Wohlverleih/Bergwohlverleih genannt, ist ein echtes Wunderkraut. So ziemlich jede Blessur, die von einer Überanstrengung herrührt, kann mit Arnika gelindert werden. Das wusste schon Hildegard von Bingen.

Beim Übergang v on Januar zum Februar wird das Kräuterwissen schon auf eine erste Probe gestellt. Ysop. Klingt erstmal nicht nach Heilkraut. Hilft aber in Maßen – wie immer macht’s die Menge – bei Erkältungen und Verdauungsbeschwerden. Er mag’s sonnig und braucht einen trockenen, kalkhaltigen Boden.

Für viele verwunderlich ist der März. Waldmeister gibt es nicht nur im Plastikbecher! Ein feines Kraut. Ein graziles Kraut. Und es schmeckt! Man sollte sich aber beim Verzehr des echten, natürlichen Waldmeisters nicht darauf verlassen, dass der genauso schmeckt wie die Götterspeise aus dem Supermarktregal.

Bei jedem Umblättern zum Wochenbeginn weiß man, was Omas Küche früher so besonders gemacht hat. Vieles kennt man, manches ist einem schon länger im Ohr. Die Kurztexte erschließen auf alle Fälle eine neue Welt, die trotz sorgsam abgepackter Kräutermischungen noch viel Neues parat hält.

Vor allem fallen aber die kunstvollen Zeichnungen ins Auge. Die detaillierte, sehr feine Pinselführung zieht jeden in ihren Bann. Selbst das wenig verlockend klingende Eisenkraut wird zum Star. Es gab Zeiten, da glaubte man sich damit eisenstark gegen so ziemlich alles zu wappnen.

Der Kräuter-Kalender ist einmal mehr eine Zier für die kleinsten kahlen Stellen an der Wand. Ein Hingucker, der die Sinne anspricht und für Aufsehen sorgt. Besonders da, wenn Kräuter in ihre ganzen Pracht abgebildet sind, die man sonst nur getrocknet und geschreddert aus dem Glas kennt…

Kröners Gedichtekalender 2025

Da könnte man fast neidisch werden. Nein, man wird definitiv neidisch. Die Feinheit der Linien, die Schriftführung, die Klarheit der Worte – wer sich beim Anblick dieser Kalenderblätter zu einem Vergleich mit der eigenen Handschrift hinreißen lässt, muss starke Nerven haben. Und wer noch nie so recht erklären konnte, warum etwas schön ist, dem wird hier geholfen.

Doch das sind nur Äußerlichkeiten – wenn auch die Schönsten, denen man im Jahr 2025 begegnen wird. Schon das Titelblatt der insgesamt siebenundzwanzig Kalenderblätter – jeder Monat also mit mindestens zwei Blättern, doppelter Genuss! – gibt die Marschrichtung vor: Alles wird gut! Und wenn es mal nicht so gut läuft, hilft lesen! Der erste und wohl einzige Kalender, den man anschauen und durchlesen kann. Muss!

Von Hölderlin bis Biermann über Rilke und Morgenstern bis hin zu Ringelnatz und Droste-Hülshoff reichen die Wortgaben des Gedichtekalenders, handgeschrieben von Hubert Klöpfer.

Man fragt sich unweigerlich, ob die Gestaltung nun Arbeit oder Vergnügen war. Wahrscheinlich war die Arbeit ein echtes Vergnügen. Und wenn nicht, will man es auch nicht wissen. Der Gedanke, dass so etwas Schönes aus Arbeit erstanden ist, wird von der Vorstellung, dass Schönes nur aus reinem Antrieb heraus entstehen kann, überlagert.

Ein bisschen Poesie im Alltag tut jedem gut. Es ist ein Zeichen von Kultur Eduard Mörike und Gottfried Benn wiedergeben zu können. Das ist echte Traditionsbewahrung, ganz ohne Ressentiments und sinnfreies Dagegensein (nur, weil es einfacher ist als Lösungen anzubieten!). Dieser Kalender braucht keine grafische Untermalung, es ist Wortwucht und feinsinnige Gestaltungsfreiheit in Einem. Das (schön-)geschriebene Wort als Gestaltungsmittel gibt es nicht mehr so oft. Hier wird jedes Wort, jede Silbe, jeder Buchstabe, ja, jeder Federschwung mit Hingabe zelebriert, dass die Sinne in Schwingung geraten. Brillant!

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Kulturkalender für Baden und Württemberg

Ein Kalender zeigt einem immer an, was der Tag geschlagen hat. Er ist der Knoten im Taschentuch, das Eselsohr im Buch und in diesem Fall eine Zierde an der Wand. Und dieser Kalender ist darüber hinaus ein Wissenslückenfüller.

Die gebürtige Ulmerin Hildegard Knef – ja, die war gar keine „echte Berlinerin“, wie die meisten vermuten mögen – machte am 18. Januar 1951 von sich reden. Es war der Premierentag von „Die Sünderin“. Zum ersten Mal bekam das züchtige Darstellungen gewöhnte deutsche Kinopublikum das zu sehen, wonach es nie zu dürsten wagte: Nackte Haut. Nur kurz, aber ausreichend, um jeden noch so verbiesterten Sittenhüter auf den Plan zu rufen. Dabei war es doch nur das natürlichste von der Welt…

Natürlich, also eigentlich naturalistisch, ist das Attribut, das den Künstler Friedrich Wilhelm Baumeister umschreibt. Sein Hauptwerk „Das Unbekannte in der Kunst“ dient bis heute dazu Moderne Kunst zu umschreiben, zu erkennen und einzuordnen. Ein echter Schwob, dessen Geburtstag man am 22. Januar gedenken sollte.

Ob nun der Gründung des Müttergenesungswerkes durch Elly Heuss-Knapp, mutiger Frauen, die „ihrem Mann standen“ oder visionären Ingenieuren – das Jahr 2025 bietet vielerlei Anlässe sich der Großen aus zu erinnern. Immer akzentuiert in Szene gesetzt und mit einem kurzen Erklärtext bildet der „Kulturkalender für Baden und Württemberg“ einen echten Hingucker. Da freut man sich endlich mal auf den Beginn der Woche!

Wo andere Kalender durch optische Überreizung schnell ihren eigenen Reiz ob der Fülle ins Abseits stellen, folgt jedem Umblättern im Wochenrhythmus ein mindestens kleiner Aha-Effekt. Und manchmal ist das neue Kalenderblatt vielleicht sogar Anstoß, um sich neuen Themen zu nähern. Die Zeitspanne der Ereignisse, die in diesem Kalender hervorgehoben werden, umfasst mehrere Jahrhunderte. Von den Bauernkriegen bis hin zur Geburt des Astronauten Alexander Gerst, von kulturellen Uraufführungen bis hin zur jüngeren Geschichte eines ganzen Landes.

Fernab von monothematischen Kalendern bekommt man hier die volle Breitseite der Geschichte und der Kultur aus und nicht nur für Baden und Württemberg.