Malta

Malta Gozo Comino

Während sich Fußball-Europa an den hauseigenen Fußballspielen ergötzt, treibt im Mittelmeer eine Insel vor sich hin, deren Bewohner auf lange Sicht hin nur als Fans anderer Mannschaften mitfiebern werden. Malta. Die kleine Insel „im Speckgürtel Sizilien“ ist das Kleinod für alle, die schon so vieles gesehen haben. Alle Mittelmeerinseln abgegrast, jede mediterrane Küste begutachtet, in jeder Einkehrmöglichkeit am größten Meer Europas schon den Sonnenuntergang genossen? Wer partout nicht weiß, wohin die nächste Reise gehen soll, landet schnell auf Malta. Nach dem Motto: Mal hierhin, mal da hin – Malta hin!

Das Mauerblümchendasein der Insel ist mehr als ungerechtfertigt. Mit einer durchschnittlichen Flugdauer von reichlich drei Stunden ist Malta auch nicht so weit von Zuhause entfernt. Und kulturell dürften auch Xenophobe keinerlei Schwierigkeiten mit den Insulanern haben. Denn Malta ist schon seit dem Mittelalter eine Insel, auf der unsere abendländische Kultur geprägt wurde. Man denke nur an den Malteser Orden. Numismatiker kennen Malta als Insel, auf der die eigenen Münzen im Gebrauch sind und beim Sammeln nicht gleich die gesamte Urlaubskasse versanden lassen.

Wer Malta sagt, meint eigentlich die Inselgruppe. Denn neben der Hauptinsel und Gozo ist noch Comino eingeschlossen. Comino ist die Wander- und Badeinsel. Und sie besitzt noch einen kleinen Ableger, Cominotto. Nur vier Menschen wohnen hier, zwei Polizisten achten tagein, tagaus darauf, dass die Ankerrichtlinien eingehalten werden. Mehr als Meer ist hier nicht. Gozo ist ebenfalls ruhig, jedoch in der Hauptsaison der Tummelplatz der Ruhesuchenden. Was gelegentlich zu einer Herausforderung gerät. Denn in Hochzeiten ist es vielerorts aus mit der Ruhe. Da muss man schon ein bisschen Zeit investieren, um dem Geheimnis der Ruhe auf die Spur zu kommen. Aber Autor Michael Bussmann kennt da ein paar „Schleichwege“…

Den Großteil des Buches nimmt natürlich die Hauptinsel Malta ein. Sie ist die größte Insel, sie ist die wichtigste Insel, sie ist das Eiland, das am meisten zu bieten hat. Das beginnt schon bei den Straßennamen. In der Hauptstadt Valletta sind meist der maltesische und der englische Name angegeben. Je weiter raus und je moderner die Schilder sind, desto häufiger trifft man nur den maltesischen Namen an. Im Buch verwendet der Autor die Namen, die auch wirklich für jedermann erkennbar sind. Apropos erkennbar. Malta ist für Cineasten ein Hochgenuss. „Troja“, „München“ oder auch „Popeye“ wurden hier gedreht. Wer die Details im Film sucht, fühlt sich auf Malta sofort heimisch.

Auf Malta Urlaub machen heißt auch Kultur tanken, aber ohne den üblichen Overkill an Eindrücken. Hier ist alles ein bisschen angenehmer, bedächtiger und übersichtlicher. Da bleibt einem auch mal Zeit den Fischerbooten beim Ein- und Auslaufen zuzusehen. Wer genau hinschaut, entdeckt an den traditionellen Fischerbooten meisterhafte Schnitzereien. Das Horusauge ist ein weiteres Detail, das auf die lange Geschichte der Insel verweist.

Kleine Tipps wie der vom Horusauge sind in den gelben Infokästen zuhauf versammelt. Sie sind es, die den Reiseband neben den exakt recherchierten Hinweisen zu Unterkunft, Ausflügen, Restaurants, Sehenswürdigkeiten und einzuschlagenden Wegen, zu einem ständigen Begleiter machen. Ein kleiner Praxistipp am Rande: Der Einband ist mit einer rutschfesten Folie eingeschlagen. Wer also längere Touren gern mit Wissen unterfüttert und somit das Buch etwas länger als nur zum schnellen Überlesen in der Hand hält, braucht keine besonderen Kräfte. Bis das Hand einem aus der Hand rutscht, vergeht schon eine sehr lange Zeit, in der man mal hier hin wandert, mal da hin läuft – einfach Malta entdeckt, ohne dabei das Gefühl zu haben im realen Geschichtsunterricht zu versauern.