Essen wie Gott in Frankreich. Schreiben über das Essen wie Gott in Frankreich. Lesen, um das Leben wie Gott in Frankreich zu fühlen. „Frankreich à la carte“ ist die Spitze dieser Assoziationskette. Autoren wie zum Beispiel Émile Zola, Gustave Flaubert oder Alexandre Dumas haben Romane geschrieben, die ein Spiegelbild ihrer Zeit waren. Und dazu gehört nun mal auch die Nahrungsaufnahme mit Genuss oder als Notwendigkeit.
Das Baguette ist so eng mit Frankreich verbunden wie kaum ein anderes Gericht. Doch das kulinarische savoir-vivre nur mit dem braungebrannten Teigling in Verbindung zu bringen, kommt dem Ruf der Cuisine unseres Nachbarn nur im Ansatz nahe.
Man setzt sich an den Tisch mit Größen der französischen Kultur. Trinkt einen Tropfen Roten. Kommt ins Schwärmen. Seite für Seite wird das Barrett zurechtgerückt und Zeigfinger und Daumen öffnen sich blitzartig, wenn man sie von den Lippen wegstößt. Mmmmh excellent!
Anthologien machen von jeher Appetit auf Weiterlesen. Sie sind die amuse geuele aus der Schreiberwerkstatt, die oftmals zur Küche des guten Geschmacks wird. Madame de Sévigné zum Beispiel berichtet in einem ihrer berühmten Briefe an Madame de Grignan von einem opulenten Mahl. Zugegen war auch der König, Ludwig XIV., der Sonnenkönig. In diesem Brief setzte sie ein weiteres Mal dem Hofhofmeister und Koch, Vatel, ein Denkmal. Leider hatte der an diesem Tag nicht gerade viel Glück. Zu viele Gäste, zu wenig Braten. Vatel war untröstlich. Was heißt untröstlich, gekränkt und enttäuscht von sich selbst, war er. So sehr, dass ihm das Schwert näher war als der Trost der Anwesenden. Es war das letzte Mahl, das er zubereitete.
Je mehr man in dieses Buch vordringt, desto appetitlicher zeigen sich die Seiten. Keine Exkurse in die Exotik der Froschschenkel und Gänsestopfleber, vielmehr eine kulturhistorische Reise, die selbst Jahrhunderte später immer noch für Magenknurren und Kopfzerbrechen sorgt. Kopfzerbrechen, weil die wohl gewählten Worte ihre Wirkung nicht verfehlen. Political correctness und falsch verstandene Zurückhaltung sind ad acta gelegt, es regieren die Genüsse und lassen den Leser mit einem knurrenden Magen zurück.
Hunger und Appetit sind es, die man benötigt, um dieses Buch vollständig aufsaugen zu können. Auch wenn in Frankreich „auch nur mit Wasser gekocht wird“, so sind es die Zutaten eines Marcel Proust oder der Durst eines Guy de Maupassant, die dem Leser das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Wie ein elegantes Menü mit mehreren Gängen verführen die Autoren den Leser zum Schmatzen und Schwelgen in den delikatesten Speisen, die je ersonnen wurden. Bon Appetit!