Das Gesicht Deutschlands

„Das Gesicht Deutschlands“ – ein Sittengemälde, eine Abrechnung mit den vorherrschenden Meinungen? Nein, dieses Buch ist das, was es vorgibt zu sein. Es zeigt das, was man tagtäglich sehen kann. Nicht alle zugleich, aber jeder für sich. Wen es in die Ferne zieht, der bekommt einen anderen Blick auf das, was vor der eigenen Haustür wächst, gedeiht, blüht, welche Pracht es entfalten kann. Bernd-Jürgen Seitz, promovierter Biologe und Leiter des Referats Naturschutz und Landschaftspflege beim Regierungspräsidium Freiburg i. Br., zeigt die Charakteristika dessen, was sichtbare Heimat ist.

Deutschland ist dicht besiedelt. Echte naturbelassene Landschaften sind spärlich gesät und somit schützenswert, aber – und vor allem – sehenswert. Jeder hat schon mal den Urlaub, egal, ob kurz oder lang, in Deutschland verbracht. Und jeder hat dabei – egal, wo dieser Urlaub nun stattgefunden hat – mindestens einen Ort für sich entdeckt, der etwas Besonderes darstellt. Das kann ein Aussichtspunkt sein, eine Schlucht, ein Berg, dicht bewachsener Wald, aber auch eine grüne Oase im hektischen Großstadtdschungel. Und dieser Ort hat sich tief ins Gedächtnis eingegraben, ihn wird man niemals wieder vergessen können.

Bei Bernd-Jürgen Seitz sind diese Orte gleich mehrfach vorhanden. Doch ihm geht es nicht zu zeigen, wo er sich am wohlsten fühlt, er will darüber hinaus auch noch zeigen, wie diese Landschaften entstanden sind, was sie so charakteristisch macht und vor allem, wie prachtvoll sie sich dem Besucher präsentieren. Und das alles gepaart mit einer ordentlichen Portion Wissen über Entstehungsgeschichte und Entwicklung. Die Bilder sprechen jedes für sich. Eindrucksvoll und oft überraschend. Die Darstellungsdiagramme vermitteln auf eindringliche Art und Weise ein Gesamtbild, das man sich so eigentlich niemals vorstellt. Zum Beispiel ist Sachsen ein fast exaktes Spiegelbild Gesamtdeutschlands. Wenn man nur die Bevölkerungsdichte betrachtet. In Deutschland leben rund 227 Menschen pro Quadratkilometer. In Sachsen sind es 220.

Das Kapitel „Was liegt wo in Deutschland“ sorgt bei allen Geographie-Muffeln für Besorgnis. Doch keine Angst, eine Eignungsprüfung für dieses Buch muss man nicht ablegen. Vielmehr ist es anders herum. Wer eine Prüfung zur Biologie, in Geographie oder Sachkunde vor der Brust hat, kommt mit diesem Buch, bzw. mit der intensiven Lektüre des Buches, ziemlich weit. Wie natürliche Ländergrenzen teilen Flüsse und Gebirge Deutschland. Administrativ sieht es da natürlich anders aus.

Landschaft bedeutet aber auch, und vor allem in Deutschland Nutzfläche. Je weiter man in den Norden vordringt, desto geringer wird der Anteil des Waldes an der Gesamtfläche. Bayern ragt mit rund 37 Prozent aus der Masse hervor. Bremen als kleinstes Bundesland kann nur zwei Prozent vorweisen. Selbst das am dichtesten besiedelte Nordrhein-Westfalen wartet noch mit 26 Prozent auf.

„Das Gesicht Deutschlands“ ist nicht nur ein Bilderbuch, das man sich in Ruhe immer mal wieder auf den Schoß legt, um darin ein wenig zu blättern. Es ist darüber hinaus auch ein Lehrbuch, ohne den obligatorisch erhobenen Zeigefinger, das zeigt, dass Deutschland schon immer bunt war, wie farbenfroh es ist und dass es wert ist genau so bunt zu bleiben…