Club der Romantiker

Peter Becker hatte Glück. Vor fast einem Vierteljahrhundert bekam er die Chance in Oxford zu studieren. Mit Stipendium. Weg von zu Hause, dem Mief und der Aufbruchsstimmung der Wendejahre in Deutschland. England, Oxford. Es war wie im Traum. Nun ist die Zeit gekommen sich der Vergangenheit zu stellen. Die Ehemaligen treffen sich noch einmal. Um zu sehen, was aus den Langhaarigen von damals so geworden ist. Eine Ansammlung von Doktoren wird es nur auf dem Papier sein.

Dass die Gruppe sich fast vollständig versammeln wird, steht so gut wie fest. Denn es gibt einen weiteren Grund für ein Treffen. Die Beerdigung von

Laureen Mills, der Bibliothekarin. Ihre Leiche wurde nun endlich, zwei Jahrzehnte nach ihrer Ermordung, gefunden. Ein mulmiges Gefühl beschleicht Peter, der mittlerweile in Wales lebt und wieder verheiratet ist, zwei Kinder hat. Denn er war es. Er war es, der abgedrückt hat. Er war es, der abgedrückt hat und Laureen Mills erschoss! Peter ist ein Mörder! Und die anderen sahen zu. Taten nichts. Sind mitschuldig. Wie wird es sein, nach so langer Zeit? Hält sich jeder an das, was damals verabredet wurde?

Dass auch die Polizei auf der Beerdigung erscheint, überrascht niemanden. Detective Chief Inspector Osmer soll den Fall endlich zu den Akten legen, doch dafür hätte er gern einen Namen, den er in das Protokollfeld „Täter“ eintragen kann. Der Fall ist über zwanzig Jahre her. Zeit ihn abzuschließen.

Peter denkt zurück an die Zeit als er in Oxfrod ankam. Sein Zimmergenosse, ein Russe und seine Wodkaflaschenarmada, die Mädchen-WG im oberen Stockwerk und den Club der Romantiker. Dem trat er bei, weil die sportlichen Angebote ihm allesamt nicht zusagten. Was Peter nicht weiß, ja nicht einmal ahnen kann, ist die Tatsache, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Und das nicht erst seit er in Oxford angekommen ist. Die unsichtbaren Augen sehen ihn, alles um ihn herum und die Eigentümer dieser Augen stehen miteinander in Kontakt.

Frank P. Meyer entführt den Leser hinter die dicken Mauern des Schweigens und des Universitätsbetriebes von Oxford. Wie ein Tourenguide weist er mit wehenden Talarärmeln auf die Eigenheiten dieses Mikrokosmos und deckt so manches Verborgenes auf. Schon nach ein paar Seiten ist man selbst ein Oxforder Student, allerdings ohne schicksalshafte Vergangenheit wie Peter Becker. Ein Grummeln im Magen hat dieser sehr wohl. Das schlechte Gewissen plagt ihn mehr als er sich gern eingestehen würde. Das Misstrauen von Ed, Louise, Brandy und den anderen tritt erst nach und nach zu Tage. Als Peter die gestellte Falle entdeckt, ist es fast schon zu spät…