Steinbacher / Hollermann – Passau

01 Marionette des Teufels

Schon der Titel lässt auf eine schaurige Geschichte schließen. Und dieser Schluss ist vollends gerechtfertigt. Ein Mord an einer Sopranistin und eine zweite Leiche, Intrigen, ein Kommissar, der bald das berufliche Zeitliche segnet und eine wissbegierige, aufstrebende, junge Kollegin – das sind die exquisiten Zutaten dieses Passau-Krimis. Und beide Taten hängen irgendwie zusammen. Nur wie?

Berthold Brauser ist ein alter Hase im Kriminalgeschäft. Doch lässt ihn der Anblick der attraktiven Toten, die vor ihm auf dem Bett liegt, nicht kalt. Fachmännisch seziert er die Tote Sophia. Und ihm entgeht wirklich kein Detail. Anders liegt der Fall bei Franziska Steinbacher. Sie ist die Neue im Team. Brauser hat die aufgeweckte Kommissarin ins Herz geschlossen. Sie ist „sein Mädchen“.

Die Tote hatte offensichtlich jemanden zu einem romantischen Tête-à-tête erwartet. Unter ihrem Bademantel war sie nackt. Jetzt ist sie tot – die Mordkommission steht vor einer vertrackten Situation. Brauser sieht sich in Gedanken schon im verdienten Ruhestand. Dennoch kann er nicht so recht loslassen. Den Fall der toten Sopranistin könnte er getrost seinem Team überlassen. Und er könnte sich in den verbleibenden sechs Wochen dem toten Mercedes-Fahrer widmen. Der starb an einer Luftembolie, wurde aber – aus Sicherheitsgründen? – zusätzlich mit zwei Einschüssen gesegnet. Drogen? Racheakt? Die Ermittlungen gehen nur schleppend voran.

Mit wem die Ermittler auch sprechen, jeder der Befragten zeichnet ein anderes Bild der Toten. Der ermordete Mercedesfahrer, der Mann einer Politikerin, und ein Affäre? Niemals! Die tote Sopranistin und Drogen? Ja! Und Nein! Brauser und seine Kollegen kommen zwar der Wahrheit immer ein Stückchen näher, doch nicht wirklich auf die Spur. Franziska Steinbacher, die junge Kommissarin sieht in Walter, dem Bühnenmaler einen ersten Verdächtigen. Der ist ein ausgemachter Frauenheld, der nichts anbrennen lässt. Er und die schöne Sängerin, ein Paar? Möglich. Ein Mord aus Leidenschaft? Möglich.

Überhaupt ist sehr viel möglich in diesem Krimi. Nur eines nicht: Dass es langweilig wird. Dagmar Isabell Schmidbauer hat nicht einfach mal so beschlossen Krimiautorin zu werden. Der Auftakt zur Passau-Krimireihe besticht durch eine exzellent ausgearbeitete Geschichte, die sie geschickt in Szene setzt. Sie konstruiert nicht wild an einem erdachten Kriminalfall herum, ihre Folgerungen sind schlüssig. Dem Leser werden hier und da ein paar Brocken hingeworfen. Das Hirn arbeitet über 500 Seiten auf Hochtouren. Doch die Denkarbeit wird belohnt. „Marionette des Teufels“ ist der Auftakt zu einer Passau-Krimireihe, die es auf Anhieb in den Olymp der Regionalkrimis schafft. Der zweite Teil „Der Tote vom Oberhaus“ knüpft nahtlos daran an, der dritte Teil erscheint im Herbst 2013.weiter und so weiter. Im Laufe der Zeit heiratete der Großvater achtmal. Seine Familie und somit sein Reichtum wuchsen und wuchsen. Aus dem Zeltlager wurde eine kleine Stadt.

Das Leben der Beduinen kennt Salim Alafenisch aus dem Effeff. Er selbst ist ein Wüstensohn aus der Negev. Als erster seiner Familie studierte er im Ausland und graduierte. Was ihm Respekt bei seiner Familie einbrachte. Den Traditionen sollte er jedoch ob seines Erfolges niemals abschwören. Das schärfte man ihm ein.

„Die acht Frauen meines Großvaters“ ist eine liebe volle Reminiszenz an bewährte Traditionen und das Leben damit. Auch wenn acht Frauen auf den ersten Blick verlockend klingen – schließlich ließ sich der Großvater nicht scheiden, wenn er eine Andere zur Frau nahm – so birgt diese Tradition ein gewisses Gefahrenpotential. Ob nun im Orient oder Okzident…

 

02 Der Tote im Oberhaus

So haben Sie Passau noch nie gesehen! Die Stadt an Donau, Inn und Ilz führt ein ruhiges Leben. Die Donau fließt mächtig und gemächlich dahin, der Dom Sankt Stephan scheint durch nichts zu erschüttern zu sein. Nur auf der Veste Oberhaus wird ein Mann ermordet. Er liegt mit einer Partisane im Körper, einer kunstvoll gearbeiteten Stoßwaffe, auf dem Boden und blockiert den Zugang zum Tatort. Und noch jemand kann seinen Tag nicht so recht genießen: Kommissarin Franziska Steinbacher. Die hatte eigentlich ein Date. Eigentlich…

Denn eigentlich trifft sie sich mit Walter Froschhammer, einem Verdächtigen aus einem anderen, abgeschlossenen Fall. Er ist Bühnenbildner und will sie malen. Doch das Date läuft schleppend an. Und dann klingelt das Telefon. Ein Toter. Dem Toten schien es gut gegangen zu sein: Rolex, BMW-Autoschlüssel und 20.000 Euro in der Tasche. Raubmord scheidet schon mal aus. Gefunden hat ihn die Museumdirektorin Samantha Halmgaard. Die ersten Ermittlungen verlaufen sehr zum Leidwesen von Kommissarin Steinbacher in eine ungute Richtung. Denn Walter Froschhammer war Einer von Zweien, die einen Schlüssel zum Tatort hatten. Xaver Mautzenbacher, das Opfer war ein Aufschneider, ein Blender, der seiner Umgebung immer nur eine Fassade präsentierte. Absolut mittellos war er. Sogar an seinem Stromkasten installierte er eine Zeitschaltuhr, um Strom zu sparen. Erst später entdecken die Kommissare, dass Xaver Mautzenbacher mehr als nur ein Leben hatte. Nicht unbedingt ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen, jedoch geschickt darin seinen zahlreichen Gegenüber eine plausible Geschichte auftischen zu können.

Und der neue Chef will auch noch lückenlos über den Fortschritt der Ermittlungen Bescheid wissen. Josef Schneidlinger wurde von der Isar an die Donau versetzt und gilt allgemein als „harter Hund“. Der Tag hätte eigentlich so schön sein können. So schön. Eigentlich.

So mancher Autor hat an dieser Stelle bereits sein Pulver verschossen und macht seinem Werk kurzen Prozess. Dagmar Isabell Schmidbauer ist hier gerade mal mitten im ersten Viertel ihres Passau-Krimis. „Der Tote vom Oberhaus“ ist der zweite Fall des Ermittlerduos Steinbacher/Hollermann. Der erste Teil „Marionette des Teufels“ war ein Riesenerfolg, und am Ende des Buches macht die Autorin schon mächtig Appetit auf den dritten Teil – sie verrät sogar schon etwas vom neuen Fall…

Und wird sicher wieder gespickt sein mit Hinweisen auf den Mörder, bewusst falsch gelegten Fährten und einer gehörigen Portion Lokalkolorit.

 

Und dann kam das wasser

Langsam aber sicher bildet sich eine Schema heraus: Jedes Jahr im Herbst drängen Passau und die Donau in den Vordergrund des literarischen Interesses. Dagmar Isabell Schmidbauer kündigte bereits in „Der Tote vom Oberhaus“ Großes für den Herbst 2013 an. Und sie hielt Wort.

Doch die „zweite Jahrhundertflut“ veranlasste die Autorin den Roman noch einmal umschreiben und die Spannung noch greifbarer zu machen.

Kommissarin Franziska Steinbacher will endlich Urlaub machen mit ihrem Schatz. Doch schließlich sind wir in einem Krimi – und da kommt immer was dazwischen. Und da die junge Kommissarin bei der Mordkommission ist, kann es sich nur um eine Leiche handeln. Eigentlich kein Problem. Leiche bergen, obduzieren und schon hat man einen Anhaltspunkt. Dort, wo Donau, Inn und Ilz aufeinandertreffen, liegt eine Leiche in einem alten verlassenen Haus. Tja, und dann kommt das Wasser. Und keiner kommt mehr an die Leiche ran. Keine Leiche, kein Anhaltspunkt. Wo soll die Suche beginnen?

Das Erfolgsduo Hollermann / Steinbacher muss sich auf das besinnen, was sie in ihren Ausbildungen gelernt haben. Akribische Detektivarbeit.

Zumindest konnten sie den Leichnam noch einmal sehen, bevor das Wasser kam.

Das Haus, in dem der Tote lag, gehört einer Erbengemeinschaft. Vier Männer, die das Haus „in bester  Lage“ geerbt haben, teilen sich das Recht dieses Haus benutzen zu dürfen. Doch außer bei einem Auto, funktionieren vier Dinge niemals gleichzeitig, und schon gar nicht bewegen sie sich in eine Richtung. Drei der Vier wollen verkaufen. Einer nicht. Der Streit (und auch der Mord?) ist also vorprogrammiert. Nur, dass die Leiche keiner der Vier ist. Es ist der Anwalt der Erben, der ebenfalls einen Schlüssel für das nun überflutete Haus hatte. Doch der hat einen einwandfreien Leumund, er verschafft Immigranten Sprachkurse und Jobs. Warum sollte jemand diesen Gutmenschen umbringen? Und warum gerade in diesem Haus?

Franziska Steinbacher hat außer dem noch andere Sorgen. Walter, ihr Freund ist schon in den Süden geflogen. Nach Sizilien, dorthin, wo der Regen eine Erlösung und keine Herausforderung darstellt. Denn Walter hat eine Anstellung beim Theater bekommen. Und sie, Franziska, sollte eigentlich mit, für eine kurze Zeit. Was bleibt im Tränenmeer? Verzweifelte SMS eines verliebten Mannes, dem Franziska Steinbacher vertrauen kann oder nicht?

Es ist nicht einfach als Kommissarin im Gehirn von Dagmar Isabell Schmidbauer geborgen zu sein. Immer wieder hält die Autorin neue Charaktere – tot oder lebendig – parat. Immer wieder passiert etwas, dass die Protagonisten auf eine neue Spur lenkt. Und mittendrin der Leser, der sich vor Spannung fast ertrinkt.

PS: Es ist schon gute Tradition: Dagmar Isabell Schmidbauer macht schon Appetit auf den vierten Fall. Es geht also weiter im mörderischen Passau. An der mörderischen Donau. Mit mörderischen Geschichten…

 

04 Todesfalle Campus

In Passau wird wieder gemordet! Kein Glücksfall für den Täter, denn Oberkommissarin Franziska Steinbacher und ihr Kollege Hannes Hollermann sind ihm auf der Spur. Beziehungsweise auf den Spuren. Kein Glücksfall für die beiden Ermittler. Und in dieser unglücklichen Situation leiden besonders die Opfer. Bestialisch gefoltert, vergewaltigt, ermordet.

Tatort ist dieses Mal der Unicampus. Und dieses Mal hilft dem Mörder keine Flut wie im Vorgängerroman. Vanessa Auerbach wurde schlimm zugerichtet. Schon beim Lesen gefrieren einem die Gesichtszüge. Dagmar Isabell Schmidbauer nimmt kein Blatt vor den Mund, beziehungsweise beschönigt nichts und lässt auch nichts weg. Bei der Campus-Party, bei der die ahnungslose Studentin war, wurde viel getrunken. Zu viel. Klarer Fall, da konnte sich einer nicht beherrschen!

Das Ermittlerduo sieht das anders, beiden schwant Böses. Denn die Brutalität und die Perfidität der Tat lassen auf eine Bestie schließen, die sich sehr gut und genau vorbereitet hat und vielleicht ein weiteres Mal zuschlagen wird. Einen ersten Verdächtigen gibt es auch sehr schnell: Tom Seibert. Gut aussehend, Ruderer der Uni-Mannschaft, ehrgeizig und auf seinen Ruf bedacht. Doch es passt noch nicht alles zusammen.

Auch die Hilfe von Vanessas Freundin Steffi führt die Kommissare erst einmal in eine ungewünschte Richtung. Obwohl sie hier schon verdammt nah dran sind!

Ein Professor, den auch Franziska Steinbacher aus ihrer Studienzeit kennt, und den sie überhaupt nicht mochte, da er ihr einfach … zu schmierig war, ist der nächste Verdächtige auf der Liste. Hier liegen die Indizien schon offener dar. Genau wie Tom Seibert achtet er sehr auf seine Erscheinung und seine Reputation. Seine Frau brachte das Geld mit in die Ehe, was ihm einige Türen öffnete, die sonst verschlossen geblieben wären. Außerdem hat er eine Freundin. Was heißt hier eine? Immer wieder eine!

Das Ermittlerteam unter Leitung von Josef Schneidlinger verbeißt sich zum Lebenswandel des Professors jeden moralischen Kommentar, Schneidlinger ganz besonders.

Eine rachsüchtige Gruppe junger Frauen, eine gehörnte Ehefrau, verdeckte Spielchen, die große Liebe, und jede Menge Spuren, die irgendwie so gar nicht zusammenpassen wollen: Franziska Steinbachers und Hannes Hollermanns Fingernägel und graue Zellen werden arg strapaziert. Irgendwie schafft es der Täter in kein Schema zu passen, ihnen immer wieder durch die Lappen zu gehen. Alle potentiellen Täter kommen ohne Mühen aus dem Raster der Verdächtigungen raus.

Es ist zum Mäuse melken! Autorin Dagmar Isabell Schmidbauer lässt im vierten Fall ihre beiden Kommissare aus der Drei-Flüsse-Stadt die gesamte Klaviatur der Spannung durchlaufen. Und immer wenn der Leser meint den beiden Ermittlern einen Schritt voraus zu sein, wird er unsanft auf den blutverschmierten Boden der Tatsachen zurückgeholt. Über zwei Jahre mussten die Fans der Passau-Krimis auf eine Fortsetzung warten. Nicht umsonst, wie man schon auf den ersten Seiten von „Todesfalle Campus“ merkt.

 

Es gibt nur einen Farbton, der den November in einem Wort beschreibt: Grau. Da ist jeder Farbtupfer eine Wohltat. Für den Totengräber – benutzen wir doch einmal diese fast schon nostalgische Berufsbezeichnung – ist es Daniela, die sein Leben erhellt. Seine neue Nachbarin ist schnell sein neuer Sonnenstrahl. Und der Goldfund von der Arbeit. In einer Urne, die in einem Sarg lag, der zu einem Grab gehört, dessen Bewohner für den Umzug nach Berlin gerade ans Licht geholt werden sollte. Für Kriminaloberkommissarin Franziska Steinbacher ist es Walter, ihr Freund. Der kann sich mehr als vorstellen mit ihr ein Kind zu haben. Sie nicht. Auch weil ihr Kollege Hollerbach als Papa in spe nur noch ein Thema hat: Sein bald erwarteter Nachwuchs.

Doch wo Licht, da auch viel Schatten. Kanopka ist der Schattenspender für Arnold und Daniela. Er fordert – noch unverständlich für Arnold – Geld von Daniela. Und Arnold bekommt nach seinem goldigen Fund einen über den Schädel gezogen. Zufällig ist das auch der Schatten in Franziskas Leben. Denn sie ermittelt in dem Überfall auf Arnold.

Die eigentlichen – nur für den Leser erkennbaren – Fortschritte macht aber Arnie. Nachdem sein Gedächtnis zu alter Form zurückgekehrt ist, beginnen auch die Schatten der Vergangenheit ein ziemlich klares Bild zu zeichnen. Den Schlag auf den Kopf hat er sicher von Kanopka erhalten. Der hat ihm schließlich gedroht als Arnie Daniela helfen wollte. Dann hat er das Gold genommen und nun müsst ja eigentlich die Schuld Danielas bei Kanopka getilgt sein. Alles klar! Doch so einfach ist die Sache nicht. Es muss noch geklärt werden wie das Gold in die Urne und die Urne in den Sarg kam. Das kann eigentlich nur der Bestatter gewesen sein. Doch so recht passt da nicht alles zusammen. Arnie ist noch lange nicht am Ende seiner Ermittlungen. Denn da ist ja auch noch der Fall Theo Koller. Dessen Grab hatte er ausheben sollen, weil es nach Berlin verlegt werden sollte.

Währenddessen ist Franziska Steinbacher noch lange nicht so weit wie Arnie. Sie weiß nur, dass Arnie noch nicht ganz mit der Wahrheit rausrückt. Irgendwas weiß der Totengräber noch. Nur was?

Nach der Hälfte des fünften Krimis um das Ermittlerduo Steinbacher / Hollermann ist man als Leser dermaßen angestachelt, dass man das Buch beiseitelegen und auf eigen Faust sich nach Passau begeben möchte. Es kann doch nicht so schwer sein den Schaufelschwinger zu finden und zu erfahren, wer denn das Gold in einem scheinbar sicheren Versteck gehortet hat? Wäre es einfach, wäre der Krimi schon am Ende.

Doch Dagmar Isabell Schmidbauer erlaubt es dem Leser nicht die Finger von ihrem Werk zu lassen. Und wenn doch mal ein Notfall eintritt, findet man sich ganz schnell wieder zurück in die Story. Als kleinen Appetitanreger sind die privaten Befindlichkeiten der Kommissare schon ein Fingerzeig auf das, was in den Nachfolgern auf Steinbacher, Hollermann, Passau und die Leser zukommen wird…

 

Ja, Verena, die Museumspädagogin und Quentin, der Künstler, sind sich nahegekommen. Immer wieder, mit zunehmender Lust. Ja, heute Nacht soll sein neues Kunstwerk „Klaviatur des Todes“ im Rahmen der Passauer Kunstnacht enthüllt werden. Ja, Verena wird die erste sein, die es sehen wird. Nach dem Künstler, natürlich. Doch, nein, es wird nicht so weit kommen. Sie krümmt sich vor Schmerz und Hoffnungslosigkeit vor der monumentalen Installation. Denn irgendwann zwischen 23 und 1 Uhr legte jemand (oder der Künstler selbst, die Gerichtsmedizin ist sich da momentan noch nicht ganz sicher) eine Drahtschlinge um den Hals von Quentin von Blümstorf. Nun hängt er mitten in seinem Kunstwerk.

Kriminaloberkommissarin Franziska Steinbacher weiß, dass hier nicht nur die Aufklärung des Falles im Vordergrund steht, sondern vor allem das Tempo allen Beteiligten am Herzen liegt. Denn am Abend wird Passau durch Ströme von Kunstinteressierten wieder einmal zu ertrinken drohen. Und die Politikprominenz hat sich angesagt. Das heißt, die Obrigkeit schwitzt jetzt schon perlengroße Schweißtropfen und tritt heftig nach Unten.

Der Ermittlerduo Steinbacher und Hollermann knüpfen sich erstmal alle vor, die von Blümstorf gekannt haben. Die Familie. Alte Handwerkerdynastie in der Stadt, die es im Laufe der Zeit ein ansehnliches Imperium erschaffen hat, spielt die heile Welt vor. Quentin durfte alles tun und lassen, was er wollte. Solange er Erfolg hatte. Natürlich hätte man ihn trotzdem gern an der Spitze des Bauunternehmens gesehen. Und Nina, die Freundin. Sie ist geknickt, weil Quentin auf Anraten seines Agenten sich als homosexuell geoutet hat. Sie traf sich heimlich mit ihm. Sein bester Kumpel Moritz ist hingegen weniger erschüttert als man es vermuten würde von einem Mann, dessen seit Kindertagen bester Freund so theatralisch von dieser Welt dahingeschieden ist. Einen Mäzen hatte Quentin von Blümstorf auch. Fassungslos ist der Mann. Seine Investition ist jedoch gesichert, der Künstler ist tot. Das ist immer gut fürs Geschäft. Je mehr Steinbacher und Hollermann in die Tiefen der Seele und des Geschäftes des bislang unbekannten Künstlers eintauchen, desto labyrinthischer wird dessen Leben. Und dann ist da ja auch noch die Kunstwoche, die in wenigen Stunden beginnt. Da ist jeder Hinweis Gold wert. Jede Spur kann die richtige sein. Was man überhaupt nicht gebrauchen kann, ist eine zweite Leiche. Doch das Leben der Passauer Kommissare ist kein Ponyhof…

Dagmar Isabell Schmidbauer lässt schon zum sechsten Mal Steinbacher und Hollermann auf Passauer Verbrecher los. Ihre Beschreibungen der Stadt sind einmal mehr ein knisternder Rundgang, der jeden weiteren Reiseband unnötig macht. Dass Links und Rechts des Stadtrundganges Leichen den Zutritt zu der einen oder anderen Sehenswürdigkeit versperren, nimmt man gern in Kauf. Denn in erster Linie ist „Tödliche Kunst“ natürlich ein Krimi. Einer, auf den man sich einlässt, und der einem die Arbeit der Polizei näherbringt. So detailliert sind die Kenntnisse der Autorin, dass man ihr jedes Wort abnimmt.