Weinführer Friaul

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„Angeklagter erheben Sie sich. Bitte nennen Sie Ihren vollständigen Namen!“ „Verächter, Vorname: Wein“. „Nun, Herr Weinverächter, Ihnen wird vorgeworfen dem wohl geistreichsten Getränk des Friaul im Nordosten Italiens anhaltend und stoisch den Rücken gekehrt zu haben. Sie können sich nun dazu äußern.“

„Woher hätte ich denn wissen sollen, dass es im Friaul so hervorragende Weine und Weingüter gibt, die von Herzblut beseelten Winzern betrieben werden? Alle meine hier vorgeworfenen Verfehlungen geschahen vor dem Februar 2014. Erst seit diesem Zeitpunkt ist einem breiten Publikum doch erst bekannt, dass es einen derartigen Weinführer gibt. Bis dahin kannte ich beispielsweise Roberto Snidracig aus Vencò Sant’Elena gar nicht. Und schon gar nicht seinen Rosemblanc DOC Collio. Woher sollte ich also wissen, wo im Friaul die besten Weine angebaut werden, wo ich – gleich wie prall gefüllt mein Geldbeutel ist – einkehren, mich am Rebsaft laben und dazu noch eine nährende Mahlzeit zu mir nehmen kann? Herr Richter, ich bin unschuldig. Und ich gelobe von nun Besserung. Denn nun habe ich das richtige Werkzeug in der Hand.“

Im Laufe der Verhandlung kommen die einzelnen DOC-Weinanbaugebiete des Friaul zu Worte: Colli Orientali del Friuli, Collio, Isonzo, Friuli Carso, Aquileia, Annia, Latisana und Grave. Jedes präsentiert sich im besten Lichte und lässt Richter, Anklage, Verteidigung und Publikum das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die ersten Zuschauer verlassen hastig den Gerichtssaal, um ihre sieben Sachen zu packen. Sie leiden an akutem Reisefiber, gepaart mit dem unstillbaren Durst nach Malvasia-Spumante, dem Ristorante Enoteca Bidin und nach gepflegter Weinkultur zwischen Alpenausläufern und dem Mittelmeer.

Doch der „Weinführer Friaul“ ist mehr als nur ein Wegweiser. Er ist vor allem ein Ratgeber, der Fachbegriffe dem Laien näherbringt, der Augen und Gaumen schärft für die feinen Unterschiede, um die guten von den sehr guten Weinen unterscheiden zu können. Und er ist ein Rebsorten-Lexikon. Kurzum: Das Buch, das man braucht, wenn man das Friaul geistreich und mit wehender Zunge erfahren will. In diesem Sinne: Freispruch für alle, die bis jetzt noch nicht ihren Weinkeller mit Souvenirs aus dem Friaul geschmückt haben. Aber. Von nun an gibt es keine Ausreden mehr.