Die Frau am Dienstag

Die Zeiten, in denen Bonamente Fanzago immer seinem Mann stehen konnte sind vorbei. Als Darsteller in einschlägigen Filmchen sinkt sein Stern unaufhörlich am Firmament des Ruhms.
Die Zeiten von Nanà Malacrida sind auch vorbei. Die Zeiten, in denen sie Männer glücklich machte, die Zeiten, in denen ihr Körper ihr einziges Kapital war.
Auch die Zeiten, in denen der Transvestit Signor Alfredo mehr war als nur der Besitzer der Pension Lisbona, sind vorüber. Von allen begafft, von einigen begehrt, doch immer am Rande der Gesellschaft.
Auch Tommaso Fontana hat schon bessere Zeiten erlebt. Als Anwalt hat er so manchen Ganoven rausgehauen. Einmal jedoch konnte er seiner Mandantin nicht helfen. Reuig nahm er sie bei sich auf. Doch bald schon wird er tot sein. Überfahren. Von einem übereifrigen Angsthasen, der seine Felle davonschwimmen sieht.
Vier Menschen, die mitten im Leben stehen und dennoch das Geschehen auf dem Spielplatz des Lebens von außen betrachten müssen. Wer am Rande steht, kann nicht weiter nach Außen gedrängt werden. Mut und Verzweiflung liegen bei den Vieren eng beieinander. Sie alle haben einmal im Leben Entscheidungen getroffen, die ihr gesamtes Leben beeinflussten. Nun stehen sie da. Zusammen und trotzdem einsam. Das Band, das sie verbindet, ist unsichtbar. Es soll jedoch bald schon zu einem starken Tau werden, das kaum noch zu übersehen sein wird.
Massimo Carlotto lässt in seinem Buch Menschen aufeinandertreffen, einschlagen, davonrennen, kämpfen, weinen und lachen zugleich. Da mordet der Eine. Ein anderer trifft sich jeden Dienstag zwischen Drei und Vier mit einer Frau. Neun Jahre geht das schon so. Zwischenzeitlich gestand er ihr seine Liebe, was sie mit einer mehrmonatigen Abstinenz würdigte. Es fließen viele Tränen im Leben dieser vier Menschen.
Die Polizei sucht einen Mörder. Ein terrierartiger Journalist mit gnadenloser Spürnase und unnachgiebigem Biss wittert wieder einmal einen Scoop. Und ein Typ in Cowboystiefeln wandelt sich vor dem Auge des Lesers vom unheilverkündenden Engel mit Hörnern zu einem echten Freund.
Hier ist lange nicht klar, wer welche Rolle spielt. Nur dass es Rollen sind, die hier gespielt werden, ist von Anfang an klar. Ein spettacolo furioso, das mit so viel Liebe dargeboten wird, dass man niemandem einen Vorwurf machen kann. Jeder der Vier ist ein Mensch, den man ins Herz schließen muss. Alle wurden vom Leben gefeiert und fallengelassen. Wenn sie einander vertrauen würden, wären sie ein unschlagbares Team. Doch das Misstrauen wird sie trennen.