Die Schneekönigin

„Bitte nur noch ein Märchen, biiiitteeeee!“. Ein Satz, der wahrscheinlich öfter ausgesprochen wurde, als so manche Gottesanrufung. Märchen sind der Kleber, der von Kindesbeinen an den Familienbegriff am besten darstellt. Ein Märchen zu erzählen ist die hohe Kunst der Liebe.

Das Märchen von der Schneekönigin aus der Feder von Hans Christian Andersen ist das Wintermärchen par excellence. Der kleine Kay wird von der Schneekönigin entführt. Ihre Küsse lassen jeden Lebenssaft erstarren. Sein Freundin Greta, gleich von gegenüber ist so verzweifelt, dass sie kein Mühen scheut ihren Kay zu finden. Sie fragt die Vögel, den Fluss, die Rosen, sogar Krähen und Prinzen bis sie endlich in Lappland ankommt und mit ihren warmen Küssen Kay aus der eisigen Umklammerung der Schneekönigin befreien kann.

Dieses kleine Büchlein besticht den Leser – und somit auch den Zuhörer, denn dieses Märchen muss laut vorgelesen werden – durch die einzigartige Gestaltung. Das ebenmäßige Gesicht der bösen Schneekönigin wird von einem Eissplitterkranz umrankt. Mal strahlend weiß, mal goldig glänzend. Jedoch immer ohne große Emotionen. So es sich für eine richtige Schneekönigin gehört. Nur Eisprinzessinnen lächeln! Als versierter Leser hat man das Buch schnell gelesen. Aber es geht nicht darum einen Schnellleserekord aufzustellen, sondern Märchen, besonders dieses, der Nachwelt zu erhalten. Jedes „Ach ja, kenn ich!“ ist fehl am Platz. Ein „wie wundervoll!“ ist angebracht.

Gerade zur Weihnachtszeit besinnt man sich auf die viel beschworenen alten Werte, ohne dabei kitschig oder im schlimmsten (und unpassendsten) Fall politisch zu wirken. Diese alten Werte müssen bewahrt bleiben, da sie die Grundlage mehr als nur einer Kultur sind. Denn nur wer der Faszination der Märchen erliegen kann, wird ihren Zauber erkennen.