Das Haus am Kongo

Die Sonne brennt unerbittlich auf das geneigte Haupt von Gelegenheitswahrsagerin Dolly. Sie stützt ihren Kopf auf die Reling des Bootes, das sie auf dem Kongo irgendwohin bringen soll, wo sie wahrscheinlich auch nicht glücklicher werden kann. Oder unglücklicher?! Egal, das Wahrsagergeschäft, ihre Show, läuft. Dafür sorgt schon ihr Partner Bill. Dieser Windhund, der ihr schon mehr als einmal an die Wäsche wollte. Doch Dolly hat Prinzipien. Und ein loses Mundwerk, das sie gern einsetzt. Zum Beispiel bei, oder besser gesagt gegen Lady Essex. Die will hier in der Ödnis am Ende der Welt ihren Gatten besuchen.

Es kommt wie es kommen muss, der alte Kahn gibt mit einem Knall seinen Geist auf. Zum Glück ist die ungleiche „Reisegesellschaft“ gerade in der Nähe von Doc Warwicks Anwesen. Das Boot ist hin, Dollys Laune hingegen hebt sich im Angesicht von so viel Zivilisation mitten in der Wildnis. Puderdöschen, ein gemütliches Bett. Und die Hausherrin, Mrs. Warwick, ist ein gute Gastgeberin und Gesprächspartnerin. Ein bisschen gelangweilt vielleicht, einsam auf alle Fälle. Eine Woche muss man hier ausharren, dann kommt das nächte Boot, die Royal,  und kann die Gestrandeten sicherlich aufnehmen.

Dolly findet Gefallen an dem alten Doc, der hier in seinem spärlich eingerichteten Buschkrankenhaus verzweifelt versucht der Schlafkrankheit auf die Schliche zu kommen. Doch es will ihm nicht gelingen. Der jungen Frau imponiert der unbedingte Wille des Doktors Gutes zu tun. So sehr, dass sie ihm bei einer Blinddarmoperation assistiert.

Lady Essex kommt die Abwechslung ganz recht. Obwohl sie sich – nach außen – schrecklich darum sorgt, dass ihr Mann sich schrecklich um sie sorgen könnte, weil sie noch immer nicht bei ihm sei, gibt sie sich dem Müßiggang hin. Mehr als Lesen, Essen, Schlafen steht bei ihr nicht auf der Agenda.

Mrs. Warwick kennt dieses Leben. Sie lebt es seit fast einem Jahr. Zuvor war sie eine lebenslustige junge Frau, die begehrte und begehrt wurde. Hier im Dschungel außer Reichweite von Zerstreuung verblüht sie zusehends in der Gluthitze Afrikas. Dem Doc fällt das nicht auf. Genauso wenig wie das Scharwenzeln von Bill um des Doktors Frau. Dolly warnt ihn. Er solle nichts Unüberlegtes tun. Denn verbrannte Erde hat er schon genug hinterlassen…

Wilson Collison gibt seiner Dolly die Waffen einer Frau an die Hand. Geschickt in allem, was sie anpackt, mit einer Portion Durchsetzungsvermögen und dem unfehlbarem Drang allen Untiefen des Lebens auch noch etwas Positives abzugewinnen. Die kurze Zeit, die das Anwesen von Doktor Warwick von den Gestrandeten in Beschlag genommen wird, reicht aus, um mehrere Leben ein für allemal zu verändern.