Tirza Atar. Wenn alles berührt

Eine Biografie über eine Frau, die nicht einmal bei Wikipedia erscheint? Da sind die herkömmlichen Medien den digitalen endlich mal einen Schritt voraus. Aber mal ganz ehrlich, wer kennt Tirza Atar? Das wird sich mit diesem Buch schlagartig ändern.

Die israelische Poetin Tirza Atar wurde 1941 in Tel Aviv geboren, wo sie auch sechsunddreißig Jahre später starb. Sie war die Tochter des bekannteren Literaten Nathan Alterman. Der Untertitel „Wenn alles berührt“ weist auf eine verletzliche Seele hin, wie man so schön sagt. In Essays und texten kommt der Leser der unbekannten Tirza Atar auf die Spur.

Der Nachname ist ein Pseudonym. Nach einem abgebrochenem Schauspielstudium in New York kehrt Tirza Atar zurück in ihr Heimatland. Die Texte aus ihrer Feder werden allerdings erst Jahre nach ihrem Tod im Archiv ihres Vaters entdeckt. Zu Lebzeiten war Tirza Atar immer die Tochter von Nathan Alterman. Ein trauriges Schicksal für eine empfindsame Frau, die der Welt so viel zu verraten, im Sinne von preiszugeben hatte.

Einzelne Texte hat die Autorin Gundula Schiffer in diesem Buch zusammengetragen und den entsprechenden Rahmen mit Erläuterungen versehen.

Für den Leser eine neue Erfahrung. Denn wer nicht gerade den Dokumentarfilm „Bird in the room“ über die israelische Autorin gesehen hat, der wird mit den meisten Formulierungen nicht viel anfangen können. Ob Tirza Atar traurig war, heutzutage würde man vorbehaltlos von Depressionen sprechen, ist nicht mehr nachvollziehbar. Aber ist das wichtig? Nein! Sie lässt ihre Texte für sich sprechen. Eine gewisse Schwermut kann man hier und da schon feststellen. Doch im gleichen Maße aber auch eine unbändige Lebensfaszination, die sie ergriff und nie los ließ. Bis zu jenem 7. September 1977, als sie wahrscheinlich die Bauarbeiter von gegenüber um etwas Ruhe bitten wollte. Sie verlor den Halt und stürzte mehrere Stockwerke tief in den Tod.

Über vierzig Jahre sollte es dauern bis man auch in Europa etwas von Tirza Atar vernehmen soll. Dem Verlag Edition Karo ist es zu verdanken, dass Tirza Atar nicht mehr nur eine Randbemerkung der Literaturgeschichte Israels ist – die Gesamtausgabe ihres Werkes ist auch dort erst seit ein paar Jahren erhältlich – sondern dank ihrer Gedichte und Texte eine kleine Renaissance erleben kann.