Geschichte Belgiens

Wenn die Tage kürzer und die Abende kälter werden, bleibt Zeit schon mal die nächste Reise im Kopf zu planen. Schließlich will man vorbereitet, und in der schönsten Zeit des Jahres nichts verpassen. Und wer weiß, vielleicht kommt dem Einen oder Anderen dabei noch eine Idee für ein Weihnachtsgeschenk.

Die „Geschichte Belgiens“ ist auf den ersten Blick erstmal kein Buch, das unterm Weihnachtsbaum für große Augen sorgt. Sollte man meinen, diese Meinung ist aber falsch und wird durch eben diesen Titel von Christoph Driessen umgehend, umfänglich und vor allem ab der ersten Seite widerlegt. Denn Geschichte kann spannend sein, auch ohne schreckenshafte Bilder vor den Augen. Es dauert nur noch ein reichliches Jahrzehnt bis Belgien seinen 200. Geburtstag feiern kann. Und jeder, der bis Seite einhundertdrei dieses Buches gekommen ist, kennt jetzt schon einen Programmpunkt der Feierlichkeiten. Wenn dann zum Beispiel die Oper „Der Stumme von Portici“ aufgeführt wird, werden Erinnerungen wachgerufen an die erste belgische Flagge und die Bedeutung ihrer Farben.

Das Bemerkenswerte an diesem Buch mit dem unscheinbaren Titel „Geschichte Belgiens“ ist die verständliche Sprache des Autors. Prägnant trifft in jedem Satz den richtigen Ton ohne den Zeigefinger zu heben. Kein wilder Ritt durch ein Wirrwarr an Jahreszahlen, die selbst Belgier kaum im Kopf haben, sondern ein angenehmer Flug durch die wilde Geschichte eines Landes, das seit ein paar Jahren erst wieder beispielsweise im Sport wieder für Furore sorgt und dessen Geschicke jahrelang führungslos geleitet wurden.

Da sitzt man nun und fragt sich insgeheim, was man über Belgien weiß. Da Land liegt nicht tausende Kilometer entfernt in einer anderen Zeitzone. Es liegt gleich nebenan. Und welche Antworten muss man sich selber geben? Tim und Struppi, Pommes frites und Schokolade. Manch einem fällt vielleicht noch der koloniale Wahnsinn im Herzen Afrikas ein. Ein Skandal hier, eine Affäre da – aber ansonsten sieht es so aus wie das linke Drittel der Fahne: Ziemlich düster bis schwarz.

Diese Geschichte liest sich wie ein Krimi. Immer wieder unerwartete Wendungen, die Christoph Driessen mit einer Selbstverständlichkeit erklärt, dass sie dem Leser wie der natürliche Fortgang der Geschichte erscheinen. Kein Wort zu viel, kein Ereignis, das ausgespart wird. Und wer für den nächsten Frage-und-Antwort-Spieleabend noch ein paar Anregungen braucht, bekommt gleich noch eine Portion Promiflüstern beigelegt. Man kann ja schon mal anfangen: Wie viele (fiktionale wie reale) Belgier kennt man selbst? Poirot, Brel, Wilmots …