Die ausgegrabene Demokratie

Ein Spaziergang durch Athen – böse Zungen behaupten, dass es wohl die einzige Art sei sich durch die griechische Hauptstadt zu bewegen, um voran zukommen. Ja, so ein Spaziergang kann einem schon die eine oder andere Perspektive aufzeigen. Pedro Olalla tat sich gleich ein ganzes Füllhorn an Perspektiven auf. Und diese erlaubten ihm einen Blick über die Schulter zurück in die Anfänge dessen, was heute noch als Demokratie über uns schwebt. Ob nun als Segen oder Damokles Schwert, das steht außer Frage. Genauso wie die Wiegen der Säulen der Demokratie.

Griechenland und die EU – derzeit ein Trauerspiel. Ein Trauerspiel, das die Beteiligten da abgeben. Die ursprüngliche Idee der Demokratie war es einmal – vor mehr als zweitausend Jahren – wurde aus der Sehnsucht nach etwas Neuem geboren. Dazu gehörte auch der Verzicht, der mittlerweile fast mutterseelenallein dasteht.

Pedro Olalla geht also durch Athen. Durch das Stadtviertel Melite, beziehungsweise dort entlang, wo es einmal stand. Viel Stein hier. Historischer Stein. Bedeutender Stein. Hier wurde schon vor zweieinhalb Jahrtausenden Geschichte geschrieben, hier lebten die, die diese Geschichte mit Leben füllten. Feldherren und Politiker, was zur damaligen Zeit oft ein und dieselbe Person war. Und heute?

Das Buch wurde vor nicht mal einen Jahrzehnt begonnen zu schreiben. Ein Atemhauch im Erdenlauf, wenn man die Wege sich betrachtet, die der Autor erst vor Kurzem beschritt. Die wurden schon von Größen beschritten, die sich im Angesicht der Krise, für die Griechenland nicht nur symbolisch den Kopf hinhalten musste, als steiniger Pfade der Entbehrung erweisen. Von Verdrossenheit keine Spur. Denn Politik in der Demokratie ist ein Wechselspiel. Unrecht bzw. Missstände müssen beseitigt werden, nun heißt es Ärmel, im Falle von Pedro Olalla heißt es die Hosenbeine hochkrempeln.

„Die ausgegrabene Demokratie“ ist mit keinem Reiseband zu vergleichen. Es ist ein Rundgang nicht nur durch Athen, sondern durch das Gestrüpp und Dickicht unserer Zeit mit unzähligen Abstechern in die unsere Anfänge. Immer wieder fällt einem auf, dass man den einen oder anderen Ort vielleicht schon mal besichtigt hat, so manchen Pfad selbst schon beschritten, doch das Bewusstsein auf welch wahrhaft historischem Grund sich man da bewegt, fehlte. Das ist in keiner Weise verwerflich, aber beim nächsten Mal wird man sich dessen sicher bewusst sein.