Das Lachen des Geckos

Not macht erfinderisch. Da übt man auch gern mal einen Beruf aus, dem sich der Rest der Menschheit verweigern würde. Und dabei trifft man sicher auch Menschen, die einen noch ungewöhnlicheren Beruf haben. Und den mit voller Hingabe ausfüllen.

Félix Ventura ist so einer. Er hat einen ungewöhnlichen Beruf, den er mit Hingabe und der ihn mit Genugtuung erfüllt. Félix Ventura erfindet Lebensläufe. Was ist daran so besonders? Seine Kundschaft gehört meist einer sehr angesehenen Schicht an. Man macht was her. Doch die eigene Vergangenheit ist meist so grau wie der Alltag derer, die man beeindrucken will. Einfach nur an ein paar Stellschrauben drehen – damit ist es nicht getan. Wer zu Félix Ventura kommt, braucht Eroberer unter den Ahnen, die mit dem Schwert dem Bösen Paroli boten.

Félix Ventura kann ganz gut davon leben. Denn er ist gut. Wirklich gut, in dem, was er tut. So kreiert er José Buchmann. Fotograf. Kriegsfotograf. Mutter Künstlerin. Lebte und arbeitete rund um den Globus. Und eben dieser José Buchmann kommt nun zum zweiten Mal auf die Welt. Elegant, weltläufig kommt er daher. Doch die Warnung niemals nach Chibia zu gehen – Félix Ventura warnt ihn mehr als eindringlich – schießt er in den Wind. So viel Nonchalance hat ihm der Vergangenheitserfinder ihm nicht mit auf den Weg geben können. Denn in Chibia lauert die ungeschminkte Wahrheit…

Ob der Erzähler auch eine erfundene Vergangenheit hat? Er weiß so ziemlich alles über Félix Ventura. Er sieht ihn ja tagtäglich. Alles, was Félix im Haus tut, bleibt nicht unentdeckt oder unbeobachtet. Denn der Erzähler ist ein Gecko. Ein Tiger-Gecko. Auch er hat eine bewegte Vergangenheit, die mit so manchem Klienten von Félix Ventura teilt…

José Eduardo Agualusa gelingt es mit „Das Lachen des Geckos“ dem Leser eben dieses ins Gesicht zu zaubern. Kein Wort ist überflüssig, jedes Satzzeichen ist ein Ausrufezeichen! Sprechende Geckos bergen in sich die Gefahr albern zu wirken. Dieser Gecko ist ein weiser Gefährte in einer unwirklichen Umgebung. Der Hauptcharakter des Buches ist ein außergewöhnlicher Mann. Ein Scharlatan, so empfindet man ihn ab der ersten Seite. Erst zum Ende muss man sich eingestehen, dass man Félix Ventura Unrecht getan hat. Denn er macht Träume wahr, er öffnet Türen. Und er kennt die Menschen.