Köln MM City

Da ist man doch baff erstaunt, dass Köln gar keine Hauptstadt ist. Jeder Kölner wird nun zustimmen. Und alle von der Schäl Sick müssen – sofern sie noch nicht vor Ort waren – mit diesem Buch neidlos anerkennen, dass Köln eine Reise wert ist, auch wenn es auf der falschen Seite (des Rheins) liegt. Das liegt immer im Auge des Betrachters.

Hat man die Vorurteile, die besonders im Fernsehen von mehr oder weniger Begabten wie der Bauchladen der Eitelkeiten (wenn man schon sonst „cantz“ und gar nichts zu bieten hat) vor sich hergetragen wird, hinter sich gelassen, kann man sich auf dieses Buch konzentrieren. Es lohnt sich!

Jeder Kölner, der auch nur im Entferntesten eine Fernsehkamera erspäht, muss seine uneingeschränkte Liebe zum Dom kundtun. Andreas Haller hält diesem Domsinn ein knappes Dutzend Spaziergänge entgegen, die die Stadt auch ohne Jahrtausendbaustelle lebenswert machen. Das erste Kapitel ist jedoch dem Kirchenbau am Bahnhof gewidmet. Man aber auch einfach nicht ohne den Dom aus, in Köln.

Wer noch nie in Köln war, weiß ohne es zu ahnen schon eine ganze Menge von der Domstadt. da ist er schon wieder, der Dom. Zum Beispiel, dass man seine Liebe hier mit einem Schloss besiegelt bzw. bekundet. Und das hängt man an die Hohenzollernbrücke. Die verbindet Deutz (auf der Schäl Sick, man kommt in einer Stadt wie Köln einfach nicht ohne Stereotypen aus), mit der Innenstadt. Doch das war es noch lange nicht mit Deutz. Zum Beispiel steht hier ein Denkmal für einen Düsseldorfer. Ja, tatsächlich. Jan Wellem hieß er. Zumindest bei den Kölnern. Im Pass stand Herzig Johann Wilhelm II. Als katholischer Ableger der Wittelsbacher erlaubte er auch Protestanten ihre Religionsausübung. Und als Bewohner einer toleranten Stadt wie Köln, darf man auch mal über seinen Schatten springen und einem Düsseldorfer ein Denkmal setzen. Allerdings übersehen auch viele Kölner dieses Dreimetermonument im Mühlheimer Stadtgarten.

Grinköpfe hingegen sind keine mehr oder weniger liebevolle Bezeichnung für den einen oder anderen, der dem Kölner zum Schabernack treibt, sondern nützliche Hilfsmittel aus alten Zeiten, um die Arbeit zu erleichtern. In der Altstadt findet man sie hier und da noch. Statt eines Unterkiefers haben sie Metallzähne. Und das alles nur, um Waren in die Keller befördern zu können.

Das sind nur zwei Geschichten, die in den typischen gelben Kästen für Abwechslung bei der Reiseplanung sorgen. Es sind aber vor allem Hintergrundinfos, die einen hohen Wiedererkennungswert haben.

So wie das gesamte Buch. Jede Seite ist gespickt mit Wissen für den Reisenden, der offen Auges durch die Stadt spaziert.