Ballgefühl

Vier zu Zwei und Drei zu Acht. Klingt wie Fußballergebnisse. Fast. Es sind die Anzahl der Welt- und Europameisterschaften bei den Männern und den Frauen. Viermal sind die Jungens Weltmeister geworden und zweimal die Frauen. Europas Könige waren die Männer bisher dreimal, und die Damen konnten den Titel schon achtmal erringen. Achtmal bei zwölf Turnieren. Und trotzdem ist Frauenfußball in Deutschland immer noch so was wie ein Exotensport. Ein Sprungbrett für engagierte Journalisten. Nischenprodukt für findige Unternehmergeister. Aber auch schon Spekulationsobjekt für kommende Generationen.

Als XY-Chromosomenträger muss man ordentlich aufpasse, dass beim Thema Frauenfußball einem nicht immer noch der eine oder andere politisch nicht ganz bis unkorrekte Spruch rausrutscht. Frauen und Fußball – dass das zusammengehört, ist mittlerweile auch beim härtesten Stadiongänger und Stehpinkler angekommen. Es wird toleriert, meistens sogar akzeptiert.

Die beiden Verlegerinnen Sascha Nicoletta Simon und Brigitte Ebersbach treten in diesem amüsanten Fußballbuch, dass Frauen und Fußball durchaus direkt miteinander zu tun haben. Nicht, weil sie ihm gefallen will. Oder er es will – was eigentlich auch nie so recht der Fall war oder ist. Sondern, weil sie Fußball toll finden. Nicht nur Frauenfußball.

Hier jetzt bitte die typisch männlichen Floskeln einsetzen:

… Ronaldo, klar, dass der denen gefällt, ist doch kein Mann …

… Das da unten ist der Rasen …

… In 90 Minuten ist Abpfiff, steht das Bier schon kalt? …

Machosprüche, wie sie älter nicht sein können. Falsch. Selbst noch in diesem Jahrtausend (!) wurden Frauen (beim 1. FC Saarbrücken) fast so vom Stadionsprecher begrüßt, kein Witz.

Jede der Autorinnen hat ihre besondere Fußballgeschichte. Ob sie nun beim Helmut Schön auf der Couch saßen und genüsslich den mitgebrachten Kuchen verspeisten, was die Jungens in der Klasse gehörig ärgerte oder sich einfach nur ihre Lust am Spiel von der Seele schreiben wollten – sie alle sind Fußballfans wie jeder andere auch. Nur viel gefühlvoller, oft objektiver, aber nicht minder fanatisch.

Da ja mittlerweile jede Woche irgendein Fußballhighlight über die Bildschirme flimmert, ist dieses Buch nicht an ein so genanntes Event oder ähnliches gebunden. Dieses Buch kann (und sollte) zu jeder Jahreszeit gelesen werden. Nur nicht währen des Spiels. Das wäre gefühllos.