Quer durch Wien

Peter Payer reist mit allen Sinnen durch Wien. Doch er vermeidet es im Überschwall der Eindrücke einen weiteren Wien-Reiseband auf den Markt zu werfen. „Quer durch Wien“ ist keine Anleitung zum Hotspot-Suchen oder eine Geheimtipp-Anleitung für die Donau-Metropole.

Es sind die Dinge, die einem erst auf dem zweiten, vielleicht sogar erst dritten Blick auffallen, die ihn antreiben. Vieles fällt selbst Wien-Experten erst beim Lesen dieses Buches auf. Wie zum Beispiel die Anzahl an öffentlichen Uhren. Man ist es ja schon gewöhnt immer auf der Höhe der Zeit zu sein, sein zu müssen. Selbst auf Reisen sind Stunde und Minute für viele der Gradmesser an Erholung und Erfahrung. Wie viele Attraktionen kann ich bis zur nächsten Mahlzeit abarbeiten etc.? Nein, Peter Payer ist wahrhaft kein Sammler von Eindrücken, die Postkartenqualität haben.

Doch wer gerade Wien sich als Objekt der Begierde erwählt hat, wird so manches entdecken können, das Wien von anderen Städten unterscheidet. Die Geschichten, die dahinter stehen, sind es dieses Buch zu einem wahrhaften Schatz anwachsen lassen. Eine ruhige Viertelstunde auf einer Parkbank. Die Seele baumeln lassen und ein wenig in diesem Buch schmökern. Die Kapitel sind nicht lang, laden geradezu ein, sich inspirieren zu lassen. Da kann man gut und gerne mal ein paar Tage Wien erleben und dabei ganz vergessen, dass es grandiose Attraktionen en masse gibt. Doch die will jeder sehen. Jeder muss da hin. Und jeder steht in der Warteschlange vor einem.

Peter Payers Reisen durch Wien sind wie gemalt für Andersreisende. Ob Paternoster oder Gartenstadt, ob Schwimmbad oder Filmindustrie – Wer (mit) „Quer durch Wien“ ist, kommt auf alle Fälle auf seine Kosten. Und bleibt nicht auf ihnen sitzen. Es ist die Vielfalt der Stadt und die Detailverliebtheit ihres Autors, der dem Leser das Gefühl vermittelt an etwas wirklich Großen teilzuhaben. Selbst gestandene Wiener werden mit großen Augen sich durch dieses Buch fressen und aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Die Essays verlangen wenig Vorwissen. Doch schon nach ein paar Kapiteln kann man sich getrost als „Wiener with benefits“ bezeichnen, der schon lange über das „Tauben vergiften im Park“ hinaus ist.

Bücher wie „Quer durch Wien“ lassen den Abenteuerdrang und den Forschergeist eines jeden wieder aufleben. Suchen, Haschen, Raten ist die Überschrift eines der Kapitel – kann aber auch als Untertitel für dieses Buch, die nächsten Besuche gelten.