Lesereise Korsika

Auf und Ab – das ist Korsika. Nicht nur geographisch, denn die viertgrößte Insel des Mittellmeeres ist ein echtes Kraxelparadies. Nein, auch politisch ist die Insel ein Pulverfass, an deren Lunte des Öfteren immer mal wieder gezündelt wird. Susanne Schabers Lesereise Korsika ist ebenso aufgebaut.

Neben bezaubernden Naturbeschreibungen und Portraits der Menschen, die diese Landschaft prägen, schreibt sie auch vom blutigen Kampf der Korsen um Anerkennung und Unabhängigkeit.

Der kleine Korse, der einmal zum großen Franzosen wurde, ist auf der Insel nicht so sehr anerkannt wie landläufig angenommen wird. Denn als er den Thron Europas erklomm, war seine Herkunft kein Thema mehr.

Und dann wieder Traditionspflege, die in einem in Gedanken schon die Koffer packen lässt. Da liest man dann von Kastanienbäumen, die hier auf der Insel so bedeutsam sind. Jede gute Korsin muss beweisen, dass sie dutzendfach die Früchte verarbeiten kann.

Hotels und Tourismus sind wichtige Einnahmequellen Korsikas. Denn wer einmal hier war, kommt oft wieder. Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen gehören zu den elementaren Eigenschaften, die man benötigt, um Erfolg zu haben und dem Gast unvergessliche Tage und Wochen bereiten zu können. Das ist nicht immer einfach, doch lohnenswert. So wie Madame Dalakupeyan. Ihr Hotel ist äußerlich vielleicht nicht das durchgestylteste. Doch eines der am liebevollsten geführte. Susanne Schaber lässt sich vom Charme der Inhaberin und ihres großen Traumes aus Stein verzaubern und zieht dabei den Leser in eine Geschichte, die ihresgleichen sucht.

Was gehört sonst noch in ein Buch, das ein Reiseziel emotional in den Fokus setzen möchte? Ein wenig Geschichte gefällig? Keine Räuberpistolen, sondern stolze Recken, die den Ungerechtigkeiten der Besatzer die Stirn bieten und ihr Herz mit der Faust präsentieren.

Dass auf Korsika fürs leibliche Wohl exzellent gesorgt wird, versteht sich von selbst. Doch Susanne Schaber schreibt das nicht einfach nur auf. Sie macht Appetit auf die Insel und ihre kulinarischen Eigenheiten. Als Insulaner ist man auf das angewiesen, was Mutter Natur zur Verfügung stellt. Zumal man sich ja nicht vom Festland abhängig machen will. Da ist sie wieder, die tiefe Kluft zwischen dem zentralistischen grand frère und dem rebellischen Corse. Als Besucher bekommt man davon nur vereinzelt etwas mit. Vielmehr umarmt einen die Gastfreundschaft mit voller Wärme und Herzlichkeit. So wie dieses Buch unerlässlich ist, bei einem Besuch der Insel, genauso tief und ehrlich empfunden sind die Geschichten in ihm. Einhundertzweiunddreißig Seiten voller Leidenschaft und Bewunderung für eine Insel, die im Zwiespalt sich erhoben hat, um im Europa anzukommen.