Wachtmeister Studer – Der Chinese

Selbstmord? Wachtmeister Jakob Studer glaubt nicht, dass der Chinese sich selbst gerichtet hat. Herzschuss. So viel steht fest. Aber wie um alles in der Welt soll der Tot sich dann noch das Hemd wieder feinsäuberlich zugeknöpft haben? Anna Hungerlott hat es auch dahingerafft. Darmgrippe. Naja, passiert. Doch in ihrem Taschentuch finden sich Spuren von Arsen. Anna war die Frau vom Hausvater der Armenanstalt in Pfründisberg, zu der zwei Bauernhöfe und eine Gartenbauschule gehören. Zufall? Mord? Gibt es gar einen Zusammenhang zwischen den beiden … Unglücksfällen?

Studer kennt den Chinesen, Farny heißt … hieß er. Hatte ihn schon mal getroffen. War viel rumgekommen. Kanada, Japan, Amerika. Und jetzt Pfründisberg. Damals, als Studer seine Bekanntschaft machte, der Chinese ihn „Bruder-Studer“ nannte, was Studer gar nicht gefiel, juxte der Chinese, dass man Studer wohl einmal bitten würde seinen Tod zu untersuchen. Nun wird aus dem Lacher bitterer Ernst. Zumal, wenn man bedenkt, dass Jakob Farny, der Chinese, einen Zeitraum von drei Monaten angegeben hat, in dem er wohl das Zeitliche segnen wird. Um einen Monat zu seinen Gunsten verrechnet, denkt sich Studer.

Bei den ersten Ermittlungen lernt Studer den Neffen des Chinesen kennen, Ludwig Farny. Der führte ein Leben, das auch nicht gerade von einer behüteten Kindheit überschattet war. Weggegeben, Verdingbub, Prügel. Der Onkel hatte ihn zu sich geholt, weil er der Meinung war, dass bald etwas Schlimmes passiere. Wie recht er doch hatte!

Alle Beteiligten scheinen was zu verbergen. Was wohl auch daran liegt, dass der Begriff der Vetternwirtschaft hier seinen Ursprung zu haben scheint. Jeder ist über weniger oder mehrere Ecken mit dem Anderen verbandelt. Ein Dickicht aus Abhängigkeiten verübelt Studer so manches Mal die Lösung der beiden Fälle. Der beiden Fälle? Es soll nicht bei den beiden bedauernswerten Opfern bleiben…

Friedrich Glauser gibt seinem Wachtmeister Studer eine echte Kopfnuss. Hin und Her gerissen von stückchenweise hingeworfenen Wissenshappen, der Gedanken an das eigene Scheitern – und einer möglichen persönlichen Befriedigung selbiger – und dem Drang den oder die Täter zu finden, ist Studer letztendlich ganz allein auf sich gestellt. Am Anfang des Buches wird Agatha Christie erwähnt, deren Hauptfigur Hercule Poirot am Ende des Buches von Studer fast schon Besitz ergreift.