Ein gewisses Lächeln

Eine Geste, ein Satz – und schon hat Dominique Bertrand, der nur schnell Zigaretten holen ist, vergessen und redet sich ein, dass Luc, der mit der Geste und dem Satz – Bertrands Onkel, ihr neuer Geliebter werden wird. Ja, vielleicht sogar muss.

Bertrand und Dominique studieren, stehen kurz vor ihrem Examen und genießen das freie Wochenende. Bei Luc, dem Weitgereisten, soll noch einmal Kraft getankt werden vor dem großen Tag des Examens. Wobei Bertrand viel mehr Gewicht in diesen Tag legt als Dominique. Sie studiert zwar, weiß aber gar nicht so recht warum. Sie ist mit Bertrand zusammen. Sie weiß warum – sie mag seine Liebe. Doch ihre eigene Bedeutungslosigkeit stört sie nicht.

Mit Luc erwacht plötzlich das eigene Verlangen wieder. Das Verlangen danach selbst zu lieben. Zwei Wochen Badeurlaub sind da die sprichwörtliche willkommene Abwechslung. Luc ist anders. Klar, erfahrener, anders. Und Dominique genießt die Zeit. Ohne zu merken, dass da mehr ist als nur jugendliche Neugier. Liebe? Oui, bien sûr. Doch Dominique ist immer noch im Überschwang der Gefühle, so dass ihr ihre Liebe erst gar nicht bewusst wird.

Der Urlaub ist vorbei. Der Alltag wieder allgegenwärtig. Auch Bertrand. Der hat von der Badeliebelei Wind bekommen. Freunde können halt nicht immer ihren vorlauten Mund halten. Er nimmt all seinen Mut zusammen und stellt Dominique vor die Wahl: Freundschaft oder Liebe. Luc oder nie wieder der Onkel. Verzeihen oder Vergessen. Dominique entscheidet sich für Freundschaft, Luc und Verzeihen.

Françoise Sagan ist schonungslos in ihrer Betrachtung von Dominiques Entwicklung. Sie gestattet ihrer Hauptfigur zum ersten Mal in ihrem Leben eigene Entscheidungen zu treffen. Und dann gleich so eine bedeutungsvolle Entscheidung! Die Liebe als Instrument der Befreiung von den eigenen Fesseln, die bislang weder Fleisch noch Seele einschnitten. Selbst als der Angebetete sich gefühlte Ewigkeiten nach einer Reise nicht meldet, reagiert Dominique nicht ausfallend oder ungewöhnlich (aggressiv). Sie ist vielmehr dankbar für die Einsicht, dass die Liebe nicht mehr nur für Andere gilt. Sie ist nicht länger die Empfängerin, sie kann auch geben. Das tat sie vorher schon, nur wusste sie es nicht zu schätzen. Und das ringt ihr ein gewisses Lächeln ab…