Vom Tunnel zur Himmelsleiter

Vom Fringsen zum Schmieren. Vom Durchlavieren zum Sesshaftsein. Vom Tricksen zum schelmenhaften Lächeln. Paul Zakowski ist zurück. Eigentlich ist er nicht zurück. Denn Paul ist Peter, der zwar zurück ist, aber eben nicht als Paul, sondern als Peter. Verwirrend? Verwirrend! Paul Zakowski ist das alter ego von Peter Zingler. Und der ist der Autor von „Im Tunnel“ und dem Nachfolger „Vom Tunnel zur Himmelsleiter“.  Zur Erinnerung: Nach dem Krieg war es hart für den jungen Paul / Peter. Man musste sich „zu helfen wissen“. Und es kam wie es kommen musste. Paul / Peter wurde kriminell, saß mehr oder weniger brav seine Strafen (!) ab und wurde wieder kriminell. So ging das mehrere Jahre. Kommt Zeit, kommt Rat, kommt Einsicht, kommt die eine große Chance.

Zweites Chancen hatte Peter – jetzt bleiben wir bei diesem Namen – Zingler immer wieder. Doch dieses Mal soll er sie nutzen. Mit der Zwei hat es der Autor. Der zweite Teil seiner Biographie, zwei Jahre nach dem ersten Teil. Mittlerweile ist Peter Zingler dem kriminellen Milieu entkommen, entwachsen könnte man meinen. Eine zweite (das ist die wieder, die Zwei) Karriere muss her. Schon in der ersten Hälfte seines Lebens ging es immer darum, mit einem Ding für immer auszusorgen. Der Traum von der ewig währenden Sorgenfreiheit muss doch aber irgendwie auch anders zu stemmen sein…

Sonntagabend, ARD, Tatort. Der Abspann läuft. Und da! Autor: Peter Zingler. Hat es also doch geklappt. Ein paar Jahre sind vergangen. Der Knast ist immer noch elementarer Bestandteil von Peter Zingler. Doch dieses Mal nicht als Insasse, sondern als Insider. Mitte der 80er Jahre ist Krimizeit nicht mehr dasselbe wie zuvor. Als Außenstehender mit detailliertem Fachwissen schreibt sich Peter Zingler an die Spitze der deutschen Fernsehkrimiautoren. Der Grimme-Preis, immerhin der am meisten geachtete und für Qualität stehende Medienpreis Deutschlands, winkt aus der Ferne.

Soll er nun dankbar sein, dass alles so war wie es war? Zumindest dankbar dafür, dass alles so kam, wie es kam. Denn im Knast entdeckt er sein Talent aus seinem Schicksal Kapital zu schlagen. Ganz legal, mit der Kraft der Phantasie und der Gabe wortstark formulieren zu können. „Vom Tunnel zur Himmelsleiter“ ist mehr als eine Fortsetzung. Es ist der grandiose Abschluss eines langen Weges, den man nicht gehen muss. Aber wenn man ihn beschritten hat, ist es eine Wohltat (für Autor und Leser gelichermaßen) zu sehen, dass Happy ends nicht nur in der Phantasie entstehen können.

Der Weg dorthin war nicht minder schwierig und erforderte nicht weniger Phantasie als die Fluchtpläne, die Verfolgungsjagden, die Versteckspielchen im ersten Teil. Auch in der Legalität lauern überall Fallstricke und Missgunst. Nur haben die Strippenzieher jetzt andere Möglichkeiten der Machtausübung. Die Parallelen zu „damals“ sind für den Autoren Zingler sichtbar, und sie machen ihm nicht weniger Angst als „damals“ entdeckt zu werden. Durchbeißen heißt es ein weiteres Mal. Dieses Mal aber mit sauberen Mitteln, doch nicht minder gewitzt.

Zwei Jahre mussten Leser warten, um endlich Peter Zinglers Weg zum vorläufigen Ende verfolgen zu können. Diese Verfolger sind die ersten, die Peter Zingler keine Angst machen.