I don’t like mondays

Na, kennen Sie auch das Gefühl am Montag einfach nicht aus den Federn zu kommen? Und im Radio dudeln entweder die Bangles mit „Manic Monday“ oder Bob Geldofs Boomtown Rats ihren einzigen Hit „I don’t like Mondays“. Und dann steht im Buchladen dieses Buch mit dem gleichen Titel. Sofort haben Sie die Melodie im Kopf. Nehmen das Buch in die Hand.

Das macht den Tag nicht einfacher. Aber die Sichtweise auf Montage wird radikal verändert – garantiert! Denn Bob Geldof beschwert sich in diesem Song nicht einfach nur darüber, dass es schon wieder Montag und der ganze Trott von vorn beginnt. Es geht um eine mehr als desillusionierte Teenagerin. Schon wieder Montag, schon wieder Schule, eine Woche lang und immer wieder das Gleiche: Krieg, Tod, Hass. Ihr reicht’s. Im realen Leben ging es Brenda Ann Spencer am 29. Januar 1979 so. Im Gegensatz zum Liedtext zog sie die (falschen) Konsequenzen und schoss auf ihre Mitschüler, Lehrer und den Hausmeister. Der Schulleiter und der Hausmeister überlebten die Verzweiflungstat nicht. Acht Schülerinnen und Schüler wurden verletzt. Und Bob Geldof setzte ihnen ein musikalisches Denkmal. Aber ein unerkanntes Denkmal.

Michael Behrendt will mit seinem Buch die Irrungen und Wirrungen der Popgeschichte benennen, aufklären und den Beweggründen ihrer Macher eine Plattform bieten.

Und wie aktuell die teilweise mehrere Jahrzehnte alten Popdiamanten sind, zeigt unter anderem „Killing an arab“ von The Cure. 1978 kam die Single raus. Kaum ein Jahrzehnt später erinnerten sich amerikanische DJs an den Song – sie kannten weder die Hintergründe des Songs, noch dieses Buch, was dieses Buch umso bedeutender macht – und unterstützten so „Ihre Jungs“, die während des Iran-Irak-Krieges kuwaitische Öltanker eskortierten. Die Message war klar (muss man nicht wiederholen, Kriegspropaganda hat zum Glück eine gewisse Halbwertzeit). Und Robert Smith, Gesicht und Kopf von The Cure, wurde nicht müde zu bekunden, dass Rassismus, Menschenverachtung und Mordaufruf nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählen. Tja, hätten die Regler-Hoch-Und-Runter-Schieber mal vorher gelesen. Albert Camus zum Beispiel, „Der Fremde“. Lesen bildet im Zweifelsfall, aber hundertprozentig hilft es unzählige Fehlgeleitete („Killing an arab“ hielt auch Einzug an die heiß und innig diskutierenden Stammtische dies- und jenseits des Atlantiks) vor noch mehr Dummheiten zu bewahren.

„I don’t like Mondays“ liest sich für alle Musikfans wie ein Hintergrundbericht zu dem, was uns zu dem machte, was wir sind, welche Musik uns prägte und formte. Von Madonna bis Falco, von CCR zu France Gall, von den Rolling Stones bis zu den Toten Hosen… Songschreiber haben nach der Veröffentlichung keinen Einfluss mehr, was aus ihren Werken gemacht wird. Alle in diesem Buch beschriebenen Songs teilen ein Schicksal: So mancher (nicht nur durch Pegida-Aktivisten oder Parteifeierbiester) muss damit leben, dass Unwissende ihre Werke umdeuten oder gar überhaupt nicht richtig einordnen und als Einheizrhythmus benutzen. Michael Behrendt sorgt hoffentlich mit diesem Buch dafür, dass in der Zukunft eben nicht mehr, dass bei jeder Griechenland-Meldung nach den Nachrichten Udo Jürgens erschallt.