Gebrauchsanweisung für Zürich

Gebrauchsanweisung für Zürich

Den Ruf als teuerste Stadt der Welt hat Zürich verloren. Den Ruf als eine der schönsten, lebenswertesten nicht. Wie auch, wenn es solche Bücher über die Stadt gibt?! Milena Moser ist hier geboren und aufgewachsen. Mittlerweile liegt ihr Lebensmittelpunkt woanders, doch immer wieder zieht es sie für mehrere Wochen in ihr Zürich zurück. Es ist dann jedes Mal wie der Besuch bei Tante Turica. Allgemein ist Zürich wie Tante Turica, so der alte Name der Stadt.

Und nun darf sich der Leser zurücklehnen und den Besuchen bei der Tante lauschen. Hinhören, ausgiebig schwelgen, vom Reisefieber gepackt werden ausdrücklich erwünscht. Jeder einzelnen Zeile merkt man die Liebe der Autorin zu ihrer Heimatstadt an. Dabei sieht sie aber nicht nur die Dinge, die „man gesehen haben muss“, immer noch kritisch, mit den Augen einer Außenstehenden mit Insiderwissen verführt sie den Leser Zürich zu entdecken.

Klar, Zürich ist teuer. Doch muss man ja nicht immer gleich einen Schtutz oder mehrere rausblasen, um eine Stadt zu genießen. Schtutz sagen die Einheimischen zu ihrer Währung. Wer Fränkli sagt, gibt sofort seine Herkunft preis. Milena Mosers Reise beginnt am Bahnhof. Wie in vielen Großstädten der Sammelpunkt für alle, die irgendwie irgendwelchen Träumen nachhängen. Ein Sammelbecken der Nonkonformierten. Über die Bahnhofstraße, dem Konsum-Mekka, gelangt sie zum See, dem Herzen der Stadt. Und damit ist die Stadt schon erstklassig beschrieben. Hier liegt das komplette Spektrum der Träume auf engstem Raum.

Als Leser hat man nun zwei Möglichkeiten: Weiterlesen und sich nach der Stadt verzehren oder Koffer packen, Buch einstecken und ab an die Limmat. Selbst die oft lieblos beschriebene Geschichte einer Stadt, gerät bei Milena Moser zu einer launischen Anekdote. Mit allem, was dazu gehört: Abgeschlagene Köpfe, wehrhafte Ritter und der Wankelmut der Züricher. Ja, die Autorin blickt nicht durch die rosarote Brille auf ihre Geburtsstadt. Als Gast fallen einem nur die Ergebnisse auf. Der steinige Weg mit all seinen Schikanen, Haken und Ösen bleibt den Stadtbewohnern vorbehalten. Das ändert dieses Buch. Erst mal dagegen sein, scheint das Credo der Züricher sein. Dass es dann doch mit dem einen oder anderen Projekt klappt, freut schlussendlich auch die anfänglichen Skeptiker.

Zürich gibt sich nicht gern preis. Jeder Besucher muss für sich selbst entscheiden wie er die Stadt sich aufnehmen lässt. Klischees sind dazu da auf sich aufmerksam zu machen. Bücher wie die „Gebrauchsanweisung für Zürich“ sind dazu da die Seele einer Stadt zu absorbieren und einen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Es gibt keinen besseren Stadtführer als Milena Moser. Sie verrät nicht nur zwischen den Zeilen, was Zürich so lebenswert macht und wie man es „gebraucht“.