Die Straße der Pfirsiche

Fitzgerald_Pfirsiche_01.indd

Es hätte keinen besseren Veröffentlichungszeitpunkt für diese Geschichte geben können: Draußen türmen sich die Wolken zu einem fast undurchdringlichen Dickicht auf, das nur sporadisch und gefiltert das Sonnenlicht durchlässt. Im Sommer 1920, auf einer Strecke von über eintausend Meilen (laut google maps heute in ca. sechzehn Stunden zu bewältigen), mit einer Rostlaube als Gefährt, war die Sonne nicht der einzige erhellende Punkt im Leben von F. Scott Fitzgerald und seiner frisch Angetrauten Zelda.

Das Glamourpaar, seine großen Erfolge liegen noch vor ihm, fasst spontan den Entschluss nach Alabama zu fahren. Hier, wo er einst stationiert war, seine Zelda kennenlernte, werden die leckeren Biscuits gebacken. Es duftet nach Pfirsichen. Ein unstillbarer Hunger überkommt sie. Und der muss gestillt werden. Alle Spottrufen zum Trotz ihr Auto werde eh nicht bis ans Reiseziel durchhalten, macht sich das exaltierte Paar auf die Reise.

Bei alle den Querelen, die ihnen der Wagen macht – Reifenplatzer, ein abfallendes Rad, defekte Bremse – findet Fitzgerald immer noch Zeit der Landschaft seinen literarischen Stempel aufzudrücken. Die Reise ist Road trip und Abenteuer in einem. Links und rechts hat das Ehepaar Fitzgerald noch Zeit und Muse die Landschaft zu bestaunen, andererseits fährt immer die Angst mit es nicht bis Alabama zu schaffen und Zeldas Familie zu überraschen. Und die köstlichen Biscuits mit Pfirsichen zu genießen.

Doch der Expenso, ihr rolling junk chauffiert die beiden bis ans Ziel, wenn auch mit letzter Kraft. Doch dann die Überraschung …

„Die Straße der Pfirsiche“ liest sich hintereinander weg. Zwei, die ihren Ruhm in vollen Zügen genießen, das einfach Leben einfach nicht zu händeln wissen. Selbst ein simpler Radwechsel gerät zum Ereignis. Die Sprachgewalt täuscht über so manchen Mangel hinweg. Der Leser muss schmunzeln, wenn die Weiterfahrt an einer Werbemarkierung auf der Karte scheitert, an den neuralgischen Punkten klebt Werbung statt die Richtung erkennbar zu machen.

In einer Zeit, in der Prominente jeder Kategorie auf roten Teppichen mit ihren Schwächen laut kichernd kokettieren, scheint diese Geschichte so zeitlos und zeitgemäß wie kaum zuvor. Fitzgerald verarbeitet in dieser Geschichte von 1922 seine Eindrücke einer Sommerreise zwei Jahre zuvor. Bis auf das Ende und einige Übertreibungen ist alles so passiert.