Mörderzeichen

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Sara Helbling war ein Engel. Sie war es. Denn nun ist sie tot. Erschossen. Eine Hand wurde ihr abgetrennt. Hat wohl der Mörder an sich genommen. Souvenir? Oder steckt mehr dahinter.

Max Noll, den alle nur Sokrates nennen, viele außergewöhnliche Fälle als Gerichtsmediziner zu untersuchen. Auf seinen Assistenten Nik hält er große Stücke. Sokrates ist ein Mann strenger Prinzipien. Jeden Morgen lässt er sich von Eva in ihrem Salon die Haare waschen und den Kopf massieren. Für ihn seine Geschichten schließt sie extra eine Stunde früher auf. Bei ihr kann er sich komplett fallen lassen, vertraut ihr sogar Dienstgeheimnisse. Denn Eva kann er vertrauen, sie hält dicht. Danach steigt er in die Tram und steigt generell eine Station später aus, um durch den Park zu laufen. Das bringt seinen Körper in Schwung.

Der Fall Sara Helbling wird ihn noch ein ganzes Weilchen beschäftigen. Sie saß an ihrem Sekretär und schrieb etwas. Sie muss ihren Mörder gekannt haben. Und so liebevoll wie er sein Opfer drapiert hatte, hatte auch er eine ganz besondere Beziehung zu ihr. Ein fast schon kryptischer Vers, den anscheinend der Mörder hinterlassen hat, gibt Kommissar Theo Glauser einige Rätsel auf.

Ein Rätsel kann sehr schnell gelöst werden: Wie das Schweizer Fernsehen an die Information kam, dass dem Opfer die rechte Hand abgeschnitten wurde. Ein mediengeiler Bestatter hat Maria Noll(!) den Tipp gegeben. Sie weiß aber auch, dass sie von ihrem Vater keinerlei inoffizielle Hilfe erwarten kann…

Dann geschieht ein weiterer Mord. Ein Architekt. Auch er wurde erschossen. Auch ihm wurde fachmännisch die rechte Hand entfernt. Auch bei ihm wurde eine kryptische Nachricht hinterlassen. Jedoch in einer anderen Handschrift. Haben die Opfer diese Nachricht selbst schreiben müssen?

Auch Maria recherchiert über die Morde. Auf der Suche nach dem Sinn der Texte stößt sie auf eine Studentenverbindung, in der das zweite Opfer Mitglied war. Das ist eine Ewigkeit her. Die beiden Opfer haben etwas gemeinsam, was aber bis hier nur der Leser weiß. Der Ex-Freund von Sara arbeitet im Unispital, dort war auch das zweite Opfer einmal „zu Gast“. Zugegeben ein schwaches Indiz, doch das erste Bindeglied. Leider wissen Behörden und Medien kaum etwas von den Ermittlungsergebnissen des anderen.

Wolfgang Wettstein hat zu diesem Zeitpunkt – wir befinden uns erst in der Mitte des Buches – eigentlich schon alles zusammen, um einen spannenden Krimi zur Vollendung zu bringen. Doch er will mehr. Mehr Verwirrung, mehr falsche Spuren, mehr geschickt versteckte Hinweise an den Leser. Und mehr Morde!

Es fällt schwer dieses Buch beiseite zu legen. Auch weil immer mehr Charaktere die Szene betreten und den Leser immer tiefer in den Strudel der Geschichte hineinziehen. Zürich als Heimat eines gerissenen Mörders, einer herzerfrischend neugierigen Journalistin und eines analytischen Ermittlers mit sympathischen Spleens wirkt durch die detailreichen Beschreibungen so nah und vertraut, dass man sich hier sofort zuhause fühlt. „Mörderzeichen“ ist eine mehr als lesenswerte Einladung in die Stadt an der Limmat.