Hotel Schräg

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Es ist schon schräg hier, im Slant House. Alles ein bisschen runtergekommen. Optimistisch könnte man es als urig bezeichnen. Doch der leicht patinierte Charme täuscht nicht. Die Patina hat schon aufs Gebäudeinnere übergegriffen. Der Chef, Alain Schräg ist ebenso kurios wie berühmt seine einstigen Gäste waren. Der Fotograf Valéry Vale hat hier genächtigt und auch gearbeitet. Und schon ist der Leser mitten in einer schrägen (!) Geschichte. Als Benôit Flucks samt Freundin Lola im Hotel Quartier beziehen, entwickelt sich eine haarsträubende Geschichte.

Die beiden nächtigen in einem Zimmer, in dem der berühmte Fotograf Vale auch schon übernachtete. Von seinen Bildern gibt es nicht mehr viele auf dem Markt. Nur hier, in der runtergekommensten Kaschemme der Schweizer Alpen soll das letzte noch verfügbare Exemplar zu sehen sein? Die Nase kitzelt, das große Geld lockt, Ruhm und Ehre sind zum Greifen nah. Sowohl für Alain Schräg als auch für Fluchs und Lola.

Martin Walker, nein, nicht der mit dem unerschöpflichen Ideenreichtum und unbändigen Geschäftssinn und dem Kommissar aus dem Perigord, sondern Martin Walker der Journalist mit dem untrüblichen Gespür für außergewöhnliche Reisebücher („Schweiz für die Hosentasche. Was Reiseführer verschweigen“) führt den Leser in die Tiefen der menschlichen Neugier. Ein Kunsthistoriker, der seine große Chance wittert. Ein Hotelier, der seine letzte Chance sieht. Eine Frau, die erst gar nicht begreift, dass zwei Männer in ihr das Gleiche sehen: Eine Chance.

Der Leser weiß gar nicht wie ihm geschieht. Hanebüchene Story oder Tatsachenroman? Fakten, die keine sind, aber so überzeugend dargebracht werden, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, die Personen zu googeln. Das ist Literatur wie sie sein soll. Es gibt kein Echt und Unecht. Alles Fiktion oder doch Realität? Als Leser fühlt man sich nicht verschaukelt, eher animiert weiterzulesen, sich in die Gehirnwindungen der Personen zu versetzen. Alles so echt, so nah. Und doch alles erfunden! Oder doch nicht?