Das Jahrhundert der Manns

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Heinrich, Thomas, Katia, Klaus, Erika, Golo, Michael, Monika, Viktor, Elisabeth und viele andere mussten ihr Leben lag ihren Mann stehen. Der Name Mann hatte und hat Gewicht. Wenn man Picasso als DEN Maler des 20. Jahrhunderts bezeichnet, so sind es die Manns, die mit ihren Schriften dieses Jahrhundert prägten, und deren Wirkung bis heute anhält. Ihnen ein Denkmal zu setzen, ist kein leichtes Unterfangen. Manfred Flügge ist ein ausgewiesener Experte, wenn es um Biografien geht. Mit „Das Jahrhundert der Manns“ schafft er es dem Werk der Manns mehr als gerecht zu werden.

Die Brüder Heinrich und Thomas Mann waren nicht von Geburt an zum Schreiben geboren. Kaufleute in Lübeck waren die Eltern, so sollten es auch die Söhne werden. Doch der Tod des Vaters und der Ruin der Firma wirken im Nachhinein wie ein Wink des Schicksals. Nicht nur, dass beide große Schriftsteller wurden, Thomas Manns (eigene) Familiensaga „Buddenbrooks“ brachte ihm 1929 den Literatur-Nobelpreis ein.

Klaus Mann brachte es einmal auf den Punkt, als er seine Familie charakterisierte. Bedeutend, doch alle mit einem Knacks. Der mächtige Übervater und um so viel erfolgreichere jüngere Bruder Thomas war Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil ihm niemand das Wasser reichen konnte, was auch jeder verinnerlichte. Segen, weil der Ruhm des Vaters ein Leben ohne finanzielle Sorgen erlaubte. In München benahmen sich die Mann-Kinder oft daneben. Andere Altersgenossen hatten regelrecht Angst vor ihnen. In einem gerade sich von starren Fesseln lösenden Deutschland waren gerade Klaus und Erika Mann mit ihren offen formulierten Gedanken echte Pioniere. Sie reisten um die Welt, gaben sie Affären hin, spotteten im Kabarett. Die Erziehung ohne Hemmnisse gab ihnen den benötigten Freiraum.

Dass besonders Thomas Mann gern seine eigene Familie in seinem literarischen Werk als Vorlage zu nutzen wusste, ist kein Geheimnis. Durch „Das Jahrhundert der Manns“ werden dem einen oder anderen Leser diese Parallelen offen dargelegt. Auf etwas über vierhundert Seiten lässt Manfred Flügge das vergangene Jahrhundert im Allgemeinen und das der Manns im Speziellen wie in einem Blockbuster Revue passieren. Zahlreiche Anekdoten vermitteln dem Leser das Gefühl in einem wahrgewordenen Roman zu blättern. Doch alles ist echt, alles ist genau so passiert.

Dieses Buch ist mehr als nur eine bloße Abhandlung der Biografien der einzelnen Manns. Hätte schon vor Jahrzehnten der unbedingte Drang nach einer Marke bestanden, wäre der Marketingbegriff „Die Mannschaft“ auf die Familie Mann zugetroffen. Und die deutsche Fußball-Nationalmannschaft der Herren hätte sich einen anderen (passenderen) Namen einfallen lassen müssen. Aber auch „Die Manns“ kann man (sicherlich auch Dank Heinrich Breloers Dokudrama aus dem Jahr 2001) getrost als Markennamen gelten lassen.