Erwin Schrödinger

Erwin Schrödinger

Nobelpreisträger tragen eine schwere Bürde mit sich: Kaum einer kennt sie. Zumindest, wenn es die Naturwissenschaften betrifft. Friedensnobelpreisträger – deren Vergabe allzu oft seltsame Blüten trieb, man denke an Menachem Begin und Anwar al Sadat, Barack Obama oder die Europäische Union – kennt man einige. Literaturnobelpreisträger sind auch nicht ganz unbekannt, da auf jeder Ausgabe darauf hingewiesen wird. Aber Chemiker und Physiker? Die kennt man kaum. Albert Einstein, den kennt man. Heisenberg, Bohr, Planck – alle schon mal gehört. Auch von Erwin Schrödinger? Wer schon vor dem 26. September 2009 von ihm Kenntnis hatte, gehört zu einer kleinen Minderheit. Wer ihn seitdem kennt, hat die letzte Folge der ersten Staffel von „The Big Bang Theory“ gesehen, in der die Theorie von Schrödingers Katze im Treppenhaus erläutert wird. Die besagt nichts anderes, als dass etwas nur passiert, wenn man es beobachtet, ganz oberflächlich betrachtet. Ähnlich dem Phänomen eines fallenden Baumes, das von niemandem beobachtet wird – macht das Fallen dann Krach?

Erwin Schrödinger wurde am 12. August 1887 in Wien geboren, als Einzelkind der oberen Mittelschicht wurde Bildung schon sehr früh zugängig gemacht, seine Neugier befeuerte seinen Wissensdrang. Tante Minnie musste schon sehr früh alle möglichen Ereignisse in einem Tagebuch für den kleinen Erwin festhalten. Sonst hätte ja seine Kindheit niemals stattgefunden… Das Haus, in dem Erwin Schrödinger die Kindheit verbrachte beherbergt heute eine Galerie.

Schon früh konnte man die spätere Genialität des Kindes beobachten. Was dem Vater einige Sorgenfalten bereitete, Erwin sollte nicht getrieben werden, er sollte sich „normal“ entwickeln. Doch schon im Gymnasium war klar, dass er besonders begabt war. Mathe und Physik stellten kein Problem dar, er könnte immer eine Antwort geben, wie ein Mitschüler feststellte.

Erwin Schrödingers Vater war Wachstuchfabrikant, sein Opa Chemieprofessor. Die Schuljahre vergingen, Erwin Schrödinger studierte in Wien Mathematik und Physik. In Zürich lehrte er Theoretische Physik an der gleichen Stelle wie vor ihm Albert Einstein. 1933 bekam er den Nobelpreis für Physik für seine nach ihm benannte Schrödingergleichung. Soweit sein Leben in Zahlen.

Erwin Schrödinger war nicht ausschließlich Naturwissenschaftler. Ganz im klassischen Sinne eines Forschenden widmete er sich auch den Räumen zwischen den Fachgebieten, fast wäre er sogar Philosoph geworden. Ihn interessierte stets das Hin und Her, das Zwischenspiel von Natur und Geist.

Obwohl Erwin Schrödinger heutzutage als Wissenschaftler eher in die Kategorie „B-Promi“ gehört, wenn man vom allgemeinen Bekanntheitsgrad ausgeht, ist seine Denkweise, seine Neugier für viele eine Triebfeder. Genau wie Albert Einstein sah er die Welt als Ganzes, das auch aus einem Geist heraus besteht und nur so erklärt werden kann.

Walter Moore Biographie ist ein Kleinod unter den Physikerbiographien. Detailreich und nie verlegen das Leben und Denken eines der größten Genies des 20. Jahrhunderts zu beschreiben und zu erörtern.