Ostia – Facetten des Lebens in einer römischen Hafenstadt

Ostia

Wo einst Luxusgüter umgeschlagen wurden, sonnen sich heute Luxuskörper. Wo einst sich Menschen aus aller Herren Länder trafen, treffen sich auch heute noch Menschen aus aller Herren Länder. Wo einst neidisch und ehrfurchtsvoll nach Rom geschaut wurde, reist man heute am Abend gen Rom. Die Rede ist von Ostia. Eine kleine Stadt vor den Toren Roms am Tyrrhenischen Meer, genauer gesagt Ostia Antica. Eine kleine Stadt, die schon seit über zweitausend Jahren existiert. Ostia Antica ist eine Ausgrabungsstätte, die als Sinnbild für eine römische Stadt dient. Die hier gemachten Forschungsergebnisse erlauben heute einen detaillierten Einblick ins Rom der Antike.

Wer Rom kennt, kehrt immer wieder gern an die Orte zurück, die man seit Schulzeiten kennt: Forum Romanum, Colosseum, Augustusmausoleum etc. Als Zugabe schlendert man gern durch bisher unbekannte Straßen und Gassen. Rom ist eine Stadt, die Geschichte atmet. Und so nach und nach wird man mit dem Historienvirus angesteckt. Man will wissen, wer hier oder da hauste, was die Inschriften bedeuten. Und irgendwann kommt man unweigerlich nach Ostia. An der Mündung des Tibers ist Rom noch so wie es einmal war.

Doch was bedeuten die einzelnen Ruinen, halbzerfallenen Bauwerke, deren einstige Pracht dem Zahn der Zeit teils zum Opfer fiel. Klaus Stefan Freyberger führt kenntnisreich nicht nur durch eine Ruinenstätte, sondern gleichzeitig auch ins römische Leben vor einer gefühlten Ewigkeit. Und es ist erstaunlich wie viel Wissen aus den Überresten der Stadt noch abzulesen ist. Beispielsweise die Bäckerei des Eurysaces. Vom Getreidemahlen über das Teigkneten bis hin zum Backen des Brotes lässt sich der gesamte Schaffensprozess nachvollziehen. Mit offenen Augen und teils auch mit offenem Mund liest man sich durch dieses anerkannte Gewerbe. Die Bilder von Heide Behrens unterstreichen diese Leseerfahrungen eindrucksvoll.

Nun ist Ostia Antica keine Touristenmetropole, die täglich Zigtausende von Touristen animieren muss. Eine Wohltat für alle, die sich für Geschichte interessieren und eine gewisse Vorbildung haben. Denn die braucht man! „Ostia – Facetten des Lebens in einer römischen Hafenstadt“ ist kein Reisebuch, das man Seite für Seite „abarbeitet“. Es ist vielmehr ein umfangreiches und gut strukturiertes Lexikon einer römischen Stadt mit dem Anspruch das Leben vor Jahrtausenden nachvollziehbar zu erklären. Wer sich darauf einlässt, wird reich belohnt.